Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

5. Agende [um 1600]

gen frölich zue deinem lob unnd dienst wider auf-
stehn und unser gantzes leben under deinem vätter-
lichen schutz und schirm nach deinem willen und
wolgefallen zuebringen. Behüet und bewahre auch
unnsere liebe Oberherrn, Lehrer, Vatter, Muetter,

Kinder, geschwistrigen freund45 und jederman,
durch unnsern herrn Jesum Christum, Amenh.|29r |
[...]46 | 32r |

Action oder gebruch des Gemainen gebets und Litaney

Erstlich singt man das Kyrieeleyson mit dem Gloria
in excelsis, darnach spricht der Diener der Kirchen
von der Cantzel also:
Vorrede
Unser Herr Christus hat uns nit allain befolhen und
gebotten zu beeten, sonder auch warhafftigclich ver-
sprochen, das gebeet, so es in rechtem vertrawen
Gottlicher zusagung geschicht, soll gewißlich von
Gott erhoret werden, und sagt: Bittet, so wirt euch
gegeben, suchet, so werdt Ir finden, klopffet an, so
wirt euch auffgethan. Denn wer da bittet, der
nimbt, |32v | wer da sucht, der findt, und wer do
anklopfft, dem wirt auffgethon47.
Hierauff lasset uns bitten für die gemein, Christ-
lich kirch und für Ire diener, das sy unser Herr Gott
beschütze wider alle anleuff und versuchung des bo-
sen Feindts und erhalte sy bestendigclich auff dem
rechten Felsen, unserm Herren Jhesu Christo48:
Ir aller liebsten Brueder und Schwestern im Her-
ren. Dieweil wir auff dißmal hie versamblet sind,
den allmechtigen Gott, unsern waren, ainigen, lie-
ben und getrewen Vatter im Himel im namen seines
geliebten Sons Jhesu Christi, unsers Herren und
hayland, zubitten und anzurueffen für allerlay an-
ligen, gaistlichs und leyblichs, so vermane ich euch,
das ir ewer hertz zu Gott erhebent, mit mir zubee-
ten, wie uns unser lieber Herr Christus Jhesus gelee-
ret und |33r | erhörung trostlich zugesagt hat,
Erstlich, das Gott, unser Vatter im himel, uns, seine

i Lücke vom Umfang eines kurzen Wortes.
45 Verwandten, hier: Geschwister.
46 Hier wurden die Gebete aus der Zeit nach 1618 ausge-
lassen.

elende Khinder auff erden, barmhertzigclich anse-
hen wölle und gnad verleihen, das sein hayliger
Nam under uns in aller welt gehayliget werde, wel-
ches, dieweil es geschicht, durch rayne, rechtge-
schaffne leer seines worts, durch brünstige liebe un-
sers lebens, So bitteni von hertzen Gott, den Herren
der erndt, das er getrewe Arbayter aussende in sein
erndt49, das ist Rechtgeschaffene Leerer und Predi-
ger, die nit das Ir, sonder allain, was Jhesu Christo
zugehört, von hertzen suchen, das sy mit gesunder
leer und mit hayligem, unstäfflichem leben iren aig-
nen heusern und der Kirchen Gottes wol und Christ-
lich vorstanden. Er wölle auch gute mittel zu jeder
Zeit gnediglichen geben und füegen, Als gute
khunst, getrewe, Gottsförchtige Schulmaister, Er-
haltung |33v | der Schulen, ain gehorsame, wolgezog-
ne Jugendt, darmitt weder uns noch unsern nach-
khomen an getrewen Diener seines wort und aus-
spendern seiner gehaymnus und des trostlichen
Evangelions von seinem Son Jhesu Christo nimer-
mehr mangle. Er wölle gnedigclich abtreiben alle
falsche leer und böses läben, darinn sein werder
Nam gelestert und geschendet wirt, Sonderlich, das
der trew Gott die erwachsene zwyspaltung der Chri-
stenlichen Religion und glaubens zu unsern Zeiten
gnedigclich wider ablainen und auffheben wölle
unnd gnad verleihen, das sein hailiger thewrer Nam
mit warem Gottesdienst, ainhelliger, warer, christ-
licher leer, glauben und leben allenthalben in der
gantzen welt, besonders in der Christenheit, gehai-
liget, gelobt und geprüsen werde.

47 Mt 7,7-8; Lk 11,9-10.
48 1Kor 10,4.
49 Mt 9,38.

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