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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0524
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Gengenbach

Das vierde gebot: Du solt deinen vatter und deine
muotter ehren, auff das du lang lebest im lande, das
dir der Herr, dein Got, geben wirt.
Frag: Was ist das?
Antwort: Du solt jederman gerne gehorsam sein
nach Gottes gebott, deinen Eltern, oberkeitten, leer-
meistern, ja allen Christen, so uns mit trewen ma-
nen und underrichten. | Aviiib |
Das fünfft gebott: Du solt nit tödten.
Frag: Was ist das?
Antwort: Du solt deinem nechsten sein leben on
Gottes befelch nicht nemen, in nicht beleidigen noch
hassen, seinen gutten ruff nit verargen oder schel-
ten, sonder im sein leib unnd leben helffen schützen
und erhalten und im alles guts beweisen.
Das Sechst gebott: Du solt nit Ehebrechen.
Frag: Was ist das?
Antwort: Du solt dich keusch und züchtig halten,
inn deinem beruff nach dem willen Gottes und un-
befleckt leben an seel und leib.
Das sibend gebot: Du solt nit stelen.
Frag: Was ist das? | Bia |
Antwort: Du solt niemand unbillicher weise das sei-
ne entfrembden oder verforteilen, sondern jeder-
man, so vil möglich, guts thun und on allen wucher
den armen reichlich mitteilen.
Das Achte gebott: Du solt nicht falsche zeugnis
reden wider deinen nechsten.
Frag: Was ist das?
Antwort: Du solt deinen bruder, einen jeden Chris-
ten, nicht unbillich verliegen13, im nicht ubel nach-
reden oder sein gut gerücht schenden, sonder du solt
warhafft sein und zu aller warheit verhelffen unnd
die selb erhalten, auch alle ding zum besten keren.
Das Neunde gebott: Du solt nicht begeren dei-
nes nechsten haus.
Das Zehend gebott: Du solt nicht begeren deines

nech-| Bib | sten weib noch seines knechts noch sei-
ner magd noch seines ochsen noch seines esels noch
alles, das dein nechster hat.
Frag: Was ist das?
Antwort: Du solt nicht allein mit eusserlichen sitten
unnd geberden deinem nechsten guts erzeigen, son-
der auch von hertzen alles, was sein ist, schützen
und schirmen, und was im Gott gesegnet und damit
er begabt, im nicht vergönnen noch abspannen oder
abwendig machen, sonder im, das selb zubehalten,
forderlich und dienstlich sein.
Frag: Warzu seind uns die gebott Gottes geben?
Antwort: Zum ersten darzu, das wir daraus lernen,
unsere sünd erkennen.
Zum andern, das wir daraus lernen, rechtschaffene,
gutte werck thun unnd | Biia | ein götlich, erbares le-
ben füren.
Zum dritten, das die menschen damit inn einer eus-
serlichen zucht und im zaum gehalten würden und
nicht inn offentlichen schanden und lastern lebten.
Frag: Können wir auch mit unsern gutten
wercken die gebott Gottes volkommenlich erfüllen?
Antwort: Nein, dann unsere gutte werck sind von
wegen der sünde, darinnen wir empfangen und ge-
born seien, nicht gantz volkommen gutt, Aber Gott
vatter hat uns seinen son Jesum Christum, der nie
kein sünd gethan und alle gebott Gottes volkom-
menlich erfült hat, zum eigenthumb geschenkt. So
wir an den selben glauben, helt uns Gott aus gnaden
und barmhertzigkeit von wegen Jesu Christi darfür,
als hetten wir selbs alle seine gebott erfüllet. | Biib |
Frag: Warumb sollen wir dann gutte werck
thun?
Antwort: Nicht darumb, das wir mit unserm thun
die sünd büssen und ewigs leben verdienen, Dann
Christus hat allein die sünd gebüsset und ewigs le-
ben verdienet, sondern darumb, das wir den glauben
mit gutten wercken bezeugen und unserm herrn
Gott für seine gutthaten danckbar sein sollen.

13 Verleumden.

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