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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0527
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5. Gengenbacher Katechismus 1545

Frag: Wie werden wir inn Christum getaufft?
Antwort: So wir der sünd und welt abgestorben sind
und inn bussfertigem und besserlichen leben Chris-
to, unserm herrn, allein nachfolgen und inn seiner
bekantnus feste biss inn das end beharren.
Frag: Was ist das nachtmal des Herren Jesu
Christi?
Antwort: Es ist ein Testament und bundzeichen un-
sers herren Jesu Christi, darinnen er uns sein leib
und blut warlich darreicht zu essen und zu trincken
und vergewisset uns damit, das wir einen gnedigen
Got im himmel haben und das er uns durch sein
leiden und sterben erworben hab vergebung der sün-
den, ge- | Bviiia | rechtigkeit und das ewig leben.
Frag: Mit welchen worten ist das Nachtmal un-
sers Herren Jesu Christi eingesetzt?
Antwort: Der heilige apostel Paulus inn der ersten
epistel zu den Corinthern im eilfften capittel [23-25]
schreibt also: Unser Herre Jesus Christus, in der
nacht, da er verraten ward, nam er das brod, sagt
danck, brachs und gabs seiner Jüngern und sprach:
Nemment hin und essent, das ist mein leib, der für
euch hingeben wirt. Solchs thut zu meiner gedecht-
nüs.
Des gleichen nam er auch den kelch nach dem
abentmal, dancket, gab in seinen Jüngern und
sprach: Trinckent alle daraus. Diser kelch ist das
new Testament inn meinem blut, das für euch und
für viel vergossen wirt zu vergebung der sünden.
Solchs thut, so offt ir das trinckt, zu meiner ge-
dechtnüs15.
Frag: Was leren uns dise wort? | Bviiib |
Antwort: Erstlich leren sie uns, wer diss Abentmal
eingesetzt hat, Zum andern, wie man es brauchen
sol, Zum dritten, was nutz uns diss Abentmal bring,
Zum vierden, wer diss Abentmal empfahen sol.
Frag: Wer hat dan diss heilig Abentmal einge-
setzt?
Antwort: Unser lieber Herr Jesus Christus, der ewi-
15 Vgl. Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20.
16 Zur letz = noch einmal vor dem Abschied. Der Begriff

ge Gottesson, da er wolt an sein leiden gehen, hat er
uns diss zu einer letze16 gelassen, geschenckt und
vermachet als den höchsten und theuristen schatz,
des wir uns zu trösten hetten inn allerlei anfechtung.
Frag: Wie sol man es aber brauchen?
Antwort: Wie es der Herr Christus befolen hat,
Nemlich essen seinen leib und trin- | Cia | cken sein
blut mit den eusserlichen und sichtbaren zeichen des
brot und weins nach der ordnung und einsatzung
des herren.
Frag: Was nutz bringt uns diss Abentmal?
Antwort: Erstlich wirt dadurch unser glaub ge-
stercket und befestiget, das wir verzeihung der sün-
den, gerechtigkeit und das ewig leben haben durch
das verdienst Jesu Christi. Solches zu einer versi-
cherung gibt uns Christus sein leib zu essen und sein
blut zu trincken inn disem heiligen Abentmal.
Zum andern wirt uns hirinnen fürgebildet die
grosse liebe unnd trew unsers Herren Jesu Christi,
der sich selbs sampt allen seinen gütern und gaben
uns schenckt, Daraus inn uns auch widerumb er-
wachsen sol ein kindliche und hertzliche liebe gegen
solchem trewen heiland.
Zum dritten werden wir durch diss | Cib | Sacra-
ment ein leib mit Christo, unserem haubt, das er inn
uns und wir in im wonen und bleiben, seine brüder
und miterben seien, bei und mit im leben und regi-
ren inn ewigkeit.
Frag: Wer sol aber diss Abentmal empfahen?
Antwort: Alle, die da jünger Christi sein wöllen und
die sich für arme sünder erkennen.
Frag: Was sollen aber die für eigenschafften ha-
ben?
Antwort: Ein jeder, der diss Abentmal wirdig em-
pfahen wil, sol vier eigenschafften an im halten.
Frag: Welchs ist die erste eigenschafft?
Antwort: Die erste, das er sich erkenne für einen

„Letze“ bezeichnet auch speziell das Abschiedsmahl, vgl.
Grimm, DWb 12, Sp. 798f.; DRW 8, Sp. 1241f.

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