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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0528
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Gengenbach

armen sünder und notdürfftig der gnaden Gottes
unnd doch vestiglich | Ciia | hoffe auff die barmhert-
zigkeit gottes und glaube warhafftiglich inn Jesum
Christum, durch welchen er hat verzeihung der sün-
den, und zu sterckung seines glaubens empfahe den
leib und das blut Christi.
Frag: Welchs ist die ander eigenschafft?
Antwort: Die ander, das er den tod Christi verkün-
de und seinem heiland, Christo, danckbar sei für die
grossen, unaussprechlichen gütter und gaben, die
uns Christus Jesus mit seinem leiden und sterben
erworben und uns inn disem Abentmal mitgeteilt
und angebotten werden.
Frag: Welchs ist die dritte eigenschafft?
Antwort: Die dritte, das man ein steiffen eigentli-
chen fürsatz hab, sein leben zu bessern unnd hinfür
unser gantzes leben nach dem willen Gottes anzu-
richten und Christo, unserm herren, nachfolgen, wie
wir uns dann bezeugen, so wir diss hochwirdig
Abentmal empfahen. | Ciib |
Frag: Welchs ist die vierde eigenschafft?
Antwort: Die vierde, das ein yder sich auch wide-
rumb lasse essen und trincken unnd seinem nechsten
thu wie im Christus gethan hat, allen unwillen, neid
und hass von hertzen schlahe, brüderliche liebe ge-
gen jederman beweisse und allen menschen zum bes-
ten zu dienen willig und geneigt sei.
Frag: Wer empfacht dann das Nachtmal das
Herren wirdig?
Antwort: Der da vestiglich glaubt, der leib Christi
sei für uns inn tod geben und sein blut vergossen zu
vergebung unserer sünde und daneben Got lobet,
preiset und dancket umb solche grosse wolthatten
mit steiffem fürsatz, sein leben zu bessern und je-
derman liebs und guts zubeweisen nach dem willen
Gottes, der isset wirdig von dem brod und trincket
wirdig von dem kelch des herren. | Ciiia |
Frag: Welchs ist das Sechste stuck der haubt-
puncten des Christlichen glaubens?
Antwort: Von dem kirchengewalt oder schlüsseln
der kirchen und des himmelreichs.

Frag: Was sind die schlüssel des himmelreichs?
Antwort: Es ist der befelch Jesu Christi, den er ge-
ben hat seinen Aposteln unnd allen kirchendienern,
zu predigen buss unnd verzeihung der sünden inn
seinem namen, und welche solche predigt mit glau-
ben annemen, ire sünd erkennen, den selben das
himmelreich zu öffnen und ablas irer sünden auch
personlich mitzuteilen durch den verdienst Jesu
Christi mit seinem wort, Den ungleubigen aber
unnd verstockten unbusfertigen den zorn Gottes,
ewige verdamnis und straff zu verkünden und für-
zuhalten, dazu das himmelreich vor inen zu be-
schlissen. | Ciiib |
Frag: Wem ist aber solcher gewalt hie auff erden
gegeben?
Antwort: Der gantzen heiligen Christlichen kirchen
hat in Christus gegeben und befolen unnd für nem-
lich denen das predigtampt und kirchendienst be-
folen, und die dazu berüffen sind.
Frag: Mit welchen worten ist diser gewalt der
schlüssel von Christo eingesetzt?
Antwort: Matthei am xvi. capitel [19] spricht Chris-
tus zu Petro: Dir wil ich geben die schlüssel des him-
melreichs. Was du auf erden binden wirst, das sol im
himmel gebunden sein. Was du lösen wirst auff er-
den, das sol im himmel loss sein.
Joannis am zwentzigsten [22-23] spricht Chris-
tus zu den Aposteln: Nemment hin den heiligen
Geist. Welchen ir die sünd vergeben, denen sind sie
vergeben, welchen ir sie behaltet, denen sind sie be-
halten. | Ciiiia |
Frag: Kan dann auch ein mensch dem andern
die sünd vergeben?
Antwort: Von im selbs hat kein mensch aus seinem
verdienst oder gewalt dise macht, das er einem an-
dern die sünd verzeihe, dann das selb thut Gott al-
lein. Aber aus dem befelch Jesu Christi haben alle
trewe diener des worts auch den gewalt, dem gleu-
bigen, so sich für ein sünder erkennet und ein rech-
ten glauben an Christum hat, vergebung der sünden
zusprechen, und wer solcher absolution als Gottes
wort glauben gibt, dem sind seine sünde auch im
himmel vergeben laut der zusage Christi.

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