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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0605
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42p. Ordnung der deutschen Schulen 1559

da eines dem andern ichtzit neme, zerbreche oder
verwüste, Unnd in müglich weg fleiß fürwenden, das
sie sich Gottsförchtig, züchtig, erbar, fridlich, schid-
lich und fromm halten und erweisen.
Es sollen aber die Schulmeister in dem züchtigen
die Ruten gebürlichen gebrauchen, die Kinder nit
poldern, bey dem Haar ziehen, umb die Köpff schla-
gen, Tolle11 geben oder dergleichen, sonder in dem
straffen zimbliche maß zur besserung der Kinder
und nit absehreckung von der Schul halten.
Die Schulmeister sollen auch schuldig sein, nach
dem Catechismo12, Sommers zeit in der Kirchen,
Winters zeit in der Schulstuben, mit der andern Ju-
gent in den Flecken, so nit seine Schulkinder seien,
den Catechismum unnd gemeine Gesang zuüben
und die darinn mit fleiß zuunderrichten, wie sie des
jeder zeit von den Pfarrherrn bescheiden und inen
bevolhen würdt.
Da auch der teutschen Schul die Meßnerey13 an-
hienge, Wöllen wir, das die Schulmeister zu gleich
andern Meßnern mit dem Pfarherrn zu den Kran-
cken, wann sie versehen sollen werden, gangen, den
Kelch tragen, auch solchem actud beywonen.
Damit dann die Schulmeister sovil der Schul
dest fleissiger obligen mögen, Sollen die Büttel-
unnd Schützendienst an denen orten, da sie der
Meßnerey bißher angehangen, wa solche Meßnerey
und Schulen zusamen gestossen, fürohin darvon ab-
gesündert sein. Wa aber die Gemeinden Büttel oder
Veldtschützen bedörffen, mögen sie | cxciiiib | auff
des gemeinen Fleckens kosten sondere Personen dar-
zu erhalten.
Wie und von wem die teutschen Schulmeister
auffgenommen und examiniert sollen werden
Als auch gemeinlichen die Flecken unsers Fürsten-
thumbs die teutsche Schulen bey inen zuverleihen

d KO Württemberg 1582: actui.
e KO Württemberg 1582: unserm.
f KO Württemberg 1582: Consistorio.
g-g KO Württemberg 1582: unser Consistorium.

11 Schläge, vgl. Grimm, DWb 21, Sp. 637.
12 Siehe oben, Anm. 2.

gehabt, Wöllen wir inen solchs nochmalen zulassen
und dise ir alte gerechtsame nit entziehen. Derwe-
gen, wa fürohin einige teutsche Schulen also vaciern
wurdet, mögen sie sich wol umb einen andern Schul-
meister bewerben, doch denselben zu der Schul mit
nichten für sich selbs bestättigen, sonder zuvor un-
serne verordneten Kirchenräthenf presentiern. Die
haben bevelch, einen jeden, so inen dermassen zuge-
schickt, zu examinieren und zuerlernen, ob er selbi-
ger Schul fürsteen mög und mit nutz unnd wolfart
der Schuljungen zuzelassen seie oder nit; Und keinen
confirmieren, er lege dann zuovor seine gute kundt-
schafft und zeugnuß seiner Geburt, ehrlichen lebens
und wandels für, Seie auch in Religions sachen nit
irrig, sectiseh oder aberglaubisch, Sonder der reinen,
waren, Christenlichen, der Augspurgischen und un-
serer Confession14, Verstande den Catechismum und
wisse, denselben der Jugendt verstendtlichen fürzu-
geben und sie darinn einfältiglichen15 zuunderwei-
sen, Auch habe guten verstand und bericht16, die
Kinder mit Buchstaben, Syllabieren, Lesen und
Rechnen gnugsamlich und nutzlichen zuleren. Dar-
zu mache ein zimbliche lesenliche Handschrifft, kön-
de auch dieselb der Jugent mit nutz fürgeben.
| cxcva | In wölchem allem ggedachte unsere Kirchen-
räthg einen jeden vermög von uns habenden Be-
velchs examinieren und, so sie kein mangel befinden,
allererst approbieren und denselben anzunemen ge-
statten sollen.
Im fall dann in einichem oder mehr Flecken die
Schulen vacieren und unsere Underthonen keinen
zuüberkommen wißten, mögen unsere Kirchenräth,
wa sie ein taugenlichen, als vorgesetzt, hetten, den-
selben den Gerichten zuschicken, die auch schuldig
sein sollen, ine in den locum vacantem anzunemen
und die verordnet besoldung verfolgen zulassen. Sie,
unsere Kirchenräth, haben von uns auch Bevelch,
jeder zeit anstellung zuthun, damit die Schulen mit

13 Vgl. oben, S. 527.
14 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137; württem-
bergisches Bekenntnis 1552, Brecht/Ehmer, Confes-
sio Virtembergica.
15 Einfach, schlicht.
16 Kenntnis, vgl. Grimm, DWb 1, Sp. 1521.

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