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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0067
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3. Ordnung der Schule und des Kirchengesangs 1565 / 1566

3. Ordnung der Schule und des Kirchengesangsa
20. Dezember 1565 / 8. Juli 1566

bOrdnung der lateinische[n] schull von ainem rath furgenommen
den 8ten tag Julii anno etc. [15]66

Erstlichs und vor allen dingen sollen die classes ai-
gentlich mit söndern ordten1 und iren gepeurendten
lectionibus underschiden werden, damit dhaine2 der
andern hinderlich sey. Soverr und aber der provisor
auff sein gepeurendte stund die anfahendten schüler
in der tafel3 und Donat4 verhört, mag hie zwischen
der schulmaister, er leße oder repetier, die, so in des
provisors claß, woll zu den seinen hinuff setzen und
zuhören lassen, und diß sonderlich umb 8 uhrn biß
uff zehne.
Zum andern sollen alle tag in ainer jeden classe
die lectiones auß gemelten autoribus uff volgendte
weyß gelesen und darmit verhandlet werden.
In classe ludimoderatoris
Umb 6 uhrnα von dem morgen an biß uf 8 uhrn soll
alle tag (allain sampstag und fieraubend5 ußgenom-
men) die grammatica getriben werden.
Erstlichs von 6 uhrn biß unglich nach sieben soll
der schulmaister vorgeendte furgeleßne lection re-
petiern, von den knaben die furnempste regulas und
exceptiones außwendig zusagen erfordern, exponiern
lassen und durch exempel erkundigen, ob sie den

α 6.
β Montag.
γ Anderer tag.
δ 8, 9.
ε 12, 2.

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Reutlingen A 1,
Nr. 6961 und Nr. 6959. Abdruck (ohne die Liederliste
am Schluss): Votteler, Lateinschule, S. 337-341.
b-b Dieser Abschnitt entspricht StadtA Reutlingen A 1,
Nr. 6961, siehe vorige Anm.

1 In verschiedenen Räumen.
2 Keine.

verstand der regulen gefaßt haben oder nit etc. Die
uberige zeit biß auff achte soll er inen widerum ain
nuwe lection auff das einfältigest mit kurtzer er-|
klerung der regulen unnd verteutschung der wortter
furlesen, darmit die grammatic täglichs in der [schu-
le] getriben werde.
Von 8 uhrn biß uff 10 soll dem schulmaister zwar
von unns vergöndt sein, am montagβ gehörte son-
tägliche predigen von den knaben zuerfragen und
also nebend der schullere auch die religion triben,
wie woll dises woll an den fier- und sontägen selberst
beschehen möchte. Die andere tagγ soll und mag er
die proverbia Salomonis tractiern, von 8 biß auff
9δ vorgeendte lection repetiern, von 9 uhrn biß uff
10 ungevarlich wider ain nuwe lection furlesen, dan
in allweg das examen vor der lection vorher ghön
soll.
Von 12 biß 2 uhrnε solle alle tag der Terentius6
getriben werden, von zwolff biß nach ain uhrn soll
der schulmaister gethone vorgeendte lection repos-
ciern mit sampt dem examine grammatico. Die ube-
rige zeit bis unglich uff zway soll er wider in ver-
meltem autore ain lection furleßen iuxta captum
puerorum sine glossematis, etc. Diß alles soll alle

3 Mit der „Tafel“ sind die Elementa literarum gemeint,
eine Aufstellung des ABC, zu der eine Liste mit elemen-
taren Wörtern („Namen“) gehörte, wie sie etwa im An-
hang zu Brenz’ Katechismus stand, siehe Weismann,
Katechismen, S. 721, 726f„ 735f„ 743.
4 Aelius Donatus (ca. 310-380), Ars grammatica in vier
Büchern. Die Ars Donati („der Donat“) war seit dem
Mittelalter das Lehrbuch der lateinischen Grammatik
schlechthin, vgl. LMA III, Sp. 1238-1240.
5 Tag vor einem Festtag.
6 Terenz (Publius Terentius Afer, um 190-159 v. Chr.)
verfasste zahlreiche Komödien, die im Schulunterricht
gelesen wurden. Zu Terenz siehe KP 5, Sp. 599-604.

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