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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0275
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22. Ehegerichtsordnung 1565

22. Ehegerichtsordnunga
23. Mai 1565

Ordnungb Eines erbaren Rhats der Statt Ulmc in Ehesachen unnd mitd was massen hinfüro darinnen
gerichtlich Procediert und fürgangen werden solle. Von newem heformiert und fürgenommen Anno Tausent
gFünffhundert Fünff und Sechtzig
[Wappen der Reichsstadt Ulm]
Getruckt zu Ulm durch Oswald Gruppenbachersgf1 M.D.LXV. | I |

Wir, die Eltern, Burgermeister unnd Rath der Statt
Ulm, verkünden mäniglich: Nach dem wir verschi-
ner Jaren auß getrewem, vätterlichem Wolmeinen,
zu Fürderung Gottes Ehre, Erhaltung gutter Polli-
cey unnd Bawung Fridens und Einigkeit unserer
Burger, Einwoner und angehörigen Underthonen in
unser Statt Herrschafften und Gepietten, auch zu
Abstellung und Verhütung der gefährlichen, unzu-
löschlichen Practicken, darzu des trefflichen Unko-
stens und Schadens, auch langwirigen und weitleuf-
figen Umbtreibens, so darvorh an außländischen
Geistlichen Gerichten zwischen ermelten unsern
Burgern, Underthonen und Verwandten in Sachen,
betreffen die Ehe und derselben Scheidung, auch,
was solchem anhängig ist, geübt und erlitten worden
sein, hinfürter und dargegen durch unsere derhalben
geordenten Eherichter ein Ehegericht, in unser
Statt zuhaben und zuhalten, auffgericht, idoch mit
diser Ordnung unnd Bevelch, das die gemelten un-
sere geordenten Eherichter den erscheinenden
zwiträchtigen Partheyen zu Anfang einer yeden
Ehesachen und vor Einbringung Klagen und Ant-
worten bescheidenlich fürhalten unnd sagen lassen

a Textvorlage EhegerichtsO 1565 (Druck): StadtA Ulm A
[01]; Textvorlage EhegerichtsO 1600 (Druck): Württ.
LBibl Stuttgart Wirt. R. fol. 112; Textvorlage Ehege-
richtsO 1617 (Druck): Herzog August Bibliothek Wol-
fenbüttel H: L 589.2° Helmst. (3).
b Fehlt EhegerichtsO 1617.
c EhegerichtsO 1617: Ulm Gesatz und Ordnung.
d Fehlt EhegerichtsO 1617.
e EhegerichtsO 1600, 1617: soll. Widerumb.
f-f EhegerichtsO 1617: Auffgelegt unnd publiciert Anno
Tausendt Sechshundert unnd Siebenzehen [Wappen der
Reichsstadt Ulm]. Gedruckt zu Ulm durch Johann Me-
der. M.DC.XVII. Eines Erbarn Raths der Statt Ulm

solten, das dises nicht ein bezwungen oder ordenlich,
Sonder ein willkürlich Gericht sey, in wölches sich
die Partheyen begeben möchten oder nicht, und wo
sich die Partheyen in die verordenten und sitzenden
Personen solchs Gerichts dermassen willigen und ge-
hellen, auch an den Richterstab angeloben wolten,
was durch sie erkennt, geurtheilt unnd gesprochen
wurde, bey demselben ungeweygert zubleiben und
Volnziehung zuthun, so weren sie, die Richter, ur-
büttig 2, sich der Sachen zubeladen und darinn zu-
erkennen, was recht sein wurde. Doch solt dem
Theil, so sich durch solche Erkenntnuß oder Urtheil
beschwärt zu sein vermeint, darvon ein mal an der-
halben durch uns verordente Appellation Richter
zuberüffen und zu appelliern unbenommen sein und
aber weitters nichts, sonder one ferrer Appellation
oder Weygerung darbey zubleiben etc., wie dann sol-
ches bißanher geübt und gebraucht worden ist.
Und aber auß solcher Ubung und Gebrauch des
angeregten Willkürlichen Gerichts sovil erlernnt
und befunden, das sich in dem et- | II | liche Unge-
schicklicheiten und Mängel zugetragen, nämlich,
wann ein Theil der strittigen Partheyen in das will-

Gesatz und Ordnung in Ehesachen und waßmassen hin-
führo darinnen gerichtlich procediert und fürgangen wer-
den soll.
EhegerichtsO 1600: unnd Sechshundert [Wappen der
Reichsstadt Ulm] Getruckt zu Ulm durch Johann An-
toni Ulhart [zu Johann Anton Ulhart siehe oben, S. 239
Anm. b].
h EhegerichtsO 1600, 1617: hievor.
i-i EhegerichtsO 1600, 1617: welchs.

1 Zu Oswald Gruppenbach siehe Reske, Buchdrucker,
S. 936; Benzing, Buchdrucker, S. 471.
2 Willig.

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