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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0278
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Ulm

annemen, und sie sollich Ampt, so lang sie taugen-
lich, geschickt und nit zuendern sein, verwalten las-
sen. Hinwiderumb und wo einer oder mehr unfüg-
lich und Ungeschickligkeit, Unerbarkeit oder ande-
rer Sachen halben nit zu erleiden, die ires Ampts
und Dienst zuerlassen, So mögen alsdann unsere
Eherichter mit vorwissen eines Burgermeisters oder
eines Erbarn Rhats ein andern erkiesen und erwö-
len.
Der Procurator Eyd
Die Fürsprechen und Procuratores werden schwören
gelert Eyd zu Gott, dem Allmächtigen, mit auffer-
habnen Fingern, wie sich gebürt, den Partheyen, die
sie zu Rednern in Ehegerichts Sachen nemmen und
erkiesen werden, ir Notturfft vor dem Ehegericht
nach besstem irem Verstand gerichtlich fürzuwen-
den, das Recht zufürdern und keinem Theil anderst,
dann es die Notturfft einer yeden Sachen erfordert,
zuverziehen, kein Geschenck, Müt oder Gabe zu-
nemmen, sonder sich irer bestimpten Besoldung und
Tax benügen lassen und aller end wie sich nach eines
Erbarn Rhats auffgerichter gedruckter Ehegerichts
Ordnung zuthun gebürt, und also zuhandlen, wie sie
Gott darumben Antwort geben wöllen, Alles auff-
recht, redlich, getrewlich und ungefahrlich.
Von dem Büttel
Als auch solch Gericht eines sondern geschickten
Knechts (der inen yedesmals in allem Fürfal gewer-
tig) notturfftig, so soll inen der Burgermeister ein
geschickten und zu den Sachen eina taugenlichen
Büttel verordnen, der zu den fürgenommenen

a Fehlt EhegerichtsO 1617, 1600.
b EhegerichtsO 1617: so.
c Fehlt EhegerichtsO 1617.
d EhegerichtsO 1600, 1617: sein. Als auch unnsere vor di-
sem inn Straff offenbarer Laster, auch leichtferttigen
verheurattens unnd annderer Unzucht, Publicirt Gesatz
unnd Ordnung, sunderlich unnder den Titulis: Vonn Ai-
genwilligem Eheverpflichten, etc. Unnd dann: Von den
Winckelehen [siehe EhegerichtsO 1534, oben, Nr. 7],
unnder annderm Statuiert und verordnet, wie es mit ge-
bürender Straff und anderm gegen den Kindern gehalten

Tagsatzungen den Richtern verkünde, den Parthey-
en Rechttag ansetze, fürbiete und sich sonst zu dem
gebrauchen lasse, deßb die Notturfft des Ehegerichts
erfordert.
Das Verbott der Winckelehe Järlichs auff
der Cantzel zuverkünden | VII |
Und darmit unser hievor der winckel Eehen halben
gesatzte Ordnung5 ettwas leuterer 6 wurde und sich
nicht allein unsere Eherichter in iren Urtheilen und
die Partheyen, so darfür kommen oder erwachssen
möchten, sonder auch alle andere unsere Undertho-
nen und Verwandten darnach haben und wissen zu-
richten, So setzen, ordnen und wöllen wir, wie auch
in der heiligen Schrifft und denc Keiserlichen Rech-
ten' versehen ist, das hinfür kein Sone oder Tochter,
der oder die noch under vätterlichem Gewalt oder
sonst verpflegert weren, sich one wissen, willen und
rhat seiner Eltern, Pfleger und nächster erbarer, ge-
trewer Verwandten in ehelichen Stand begeben oder
verpflichten soll.
Wo aber das wider dises unser Gebott also ver-
achter weise beschehe, alsdann soll solche Verpflich-
tung nichtig, unbindig, unkrefftig und von unwür-
den sein, auch durch die mehrgemelte Eherichter, es
werde solches gebetten oder nicht, also krafftloß
und unbindig erkennt werden, und uns darneben
gegen den Ubertrettern und Ungehorsamen, deß-
gleichen gegen allen denen, so darzu gerhaten und
geholffen hetten, unsere ernstliche Straff mit Ge-
fencknuß und sonst, nach gelegenheit der Sachen
und begangner Ungehorsam gewißlich furzunemen,
vorbehalten seind. Welche aber mit vorgehndem
Rhat, Wissen unnd Gehellen der Eltern, als Vatter,

werden solle, welche sich aigenwillig, ohne Rath, willen
unnd gehellen [= Zustimmung] irer Eltern, Pfleger unnd
unnder deren gewalt sie seyen, nicht allein verheurathen,
sonder wann uber dasselbig muthwillig unnd verbotten

5 Siehe die Ulmer Kirchenordnung 1531, oben, Nr. 5
S. 147 „Von der hailigen Eh“.
6 Lauterer, klarer, deutlicher.
7 Vgl. Inst. 1, 21 = ClCiv I, S. 8; Inst. 3, 19, 9 = ClCiv I,
S. 37, Dig. 26, 8= ClCiv I, S. 386f.; Cod. Just. V, 4: 8, 18
und 20 = ClCiv II, S. 195f.

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