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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0280
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Ulm

nicht mehr in vätterlichem oder pflegerlichem Ge-
walt seyen), wo sie sich ehelich verheuraten wöllen,
das sie darzu zum wenigsten drey redlich, erbar, un-
verdachte Personen nemmen sollen, durch wölche
die eingegangen Eheverpflichtung (wo es von nöten
sein wurde) bewisen werden möge, sonst sollen be-
melte heimliche Eheverpflichtung nicht gelten, son-
der unbindig, unkrefftig und von unwürden sein und
erkennt, auch die Ubertretter diser Ordnung von
wegen solcher eingegangen Winckelehe mit Ge-
fäncknuß und sonst nach gestalt der Sachen und be-
gangner Ungehorsam ernstlich und gewißlich sampt
unnd sonderlich durch uns gestrafft werden.
Auff das nun solch unser Ordnung und Gebott
mäniglich zuwissen gethon werde und die zukünfftig
und täglich auffwassend Jugend beides Geschlechts
sich der Unwissenheit unser hievor der Jungfrawen
und Mägdt Verföllung und Schwängerung halben
auffgerichten Satzung und darinn beträwter Peen,
Straff und Nachtheils nicht zuentschuldigen oder
zubeklagen hab, sonder dieselben zuverhüten wis-
sen, So ordnen und wöllen wir, das Pfarrherr und
Predicanten und Diener des Worts Gottes in allen
und yeden unsern Stätten, Flecken und Dörffern
alle und eines yeden Jars, insonder acht Tag vor
unde acht tag | IX | nachf Ostern, das obangeregt
Verbott der Winckelehen, deßgleichen die angeregt
Satzung wider das Jungfrawen verföllen und schwö-
chen gestelt (wie derhalben ein besonder Form den
Predicanten gestelt werden soll), trewlich verkün-
den, auch ire Eltern ernstlich erinnern, ire Kinder
und Eehalten der obberürten Straff und Unrhats
auffs fleissigst zuvermanen mit rechter Außlegung
und Erklärung, wie die Predicanten wol zuthun wis-
sen, des Christlichen und Vätterlichen Verbotts
unnd was auß der Ungehorsam und Ubertrettung
der Seelen Seligkeit halben Nachtheils und Be-
schwärung volgt, das auch dannocht darbey die
Weltlich Straff durch die Oberkeit keins wegs nach-
gelassen werde. Es soll auch ein yeder Vogt oder
Amptman berürter unserer Stett, Flecken und Dörf-
fer am Sontag darvor Alten und Jungen, Mans und
Frawen Personen ermanen und inen bevelhen,
e EhegerichtsO 1600, 1617: oder.
f Fehlt EhegerichtsO 1565.

sichg auff denselben Tag, so die bemelt Verkündung
fürgenommen werden will, sich in die Kirchen zu-
verfügen und daselbst unsere Ordnung, Gesatz und
Gebott fleissig zuhören und dessen warzunemen.
Sachen, belangen die Verföllung der Junckfrawen
und geschwengter Weiber oder bevolner Kinder
Und als bißher die Sachen und Rechtvertigungen,
da sich eine irer Jungfrawschafft entsetzt oder be-
raupt oder gegen einem eines bevolhenen Kinds hal-
ben beklagt, vor dem obern Stattgericht gehandelt
worden sein, Wöllen wir, das solche Sachen in Er-
wegung der andern wichtigen Geschäfften, damit
unser Obergericht beladen ist, auch für das Ehege-
richt ordenlichen gehören, gezogen und daselbst zu
Außtrag gericht werden sollen.
Wie procediert werden soll
Und dieweil nach den hochmaleficischen Sachen die
strittigen Eesachen die aller treffenlichsten und
hochwichtigsten seyen, in Ansehung, das sie Ehre,
Stand, Freyheit, Verbündtnuß oder Dienstbarkeit
unnd zuvorderst der Seelen Seligkeit, auch Leichte-
rung, und dargegen Be-| X | schwärung der Gewissen
der Menschen, darzu beider Partheyen, auch ett-
wann irer Eltern und Freundtschafft, Hab und Güt-
ter belangen, und halso mit destoh höherm Ernst und
Fürsichtigkeit gehandelt und keins wegs den andern
geringfügigern Sachen nachzusetzen oder auch zu-
vergleichen, noch auch, wie in denselben beschicht,
verzogen oder auffgehalten werden sollen und der-
halben ein geschicktern und andern Proceß, dann
bißher dem alten Gebrauch nach geübt worden ist,
erfordern. Damit dann die streittigen Partheyen,
und zuforderst derselben Fürsprechen oder Procu-
ratores, wie procediert werden soll ein bessern Be-
richt und Weyse (dann bißher geübt und gebraucht
worden ist) haben mögen, So haben wir dise weit-
tere Maß, Weiß unnd Ordnung, wie und wölcher ge-
stalt hinfürter an mehr gedachtem Ehegericht in
Recht procediert und gehandelt werden soll, auff-
g Fehlt EhegerichtsO 1600, 1617.
h-h EhegerichtsO 1565 verschrieben: also dester mit.

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