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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0364
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Esslingen

gerin unndk Schirms verwandte30 oberzelter massen
straffpar befunnden, die selbigen söllen, ehe und zu-
vor sie diser Stat und Obrigkait verwysen, nach
unnserer, ains Ersamen Raths, erkandtnuß, von sol-
lichem laster abzustehen gewarnet und gestrafft
werden. Wo aber die selbigen warnungen und straf-
fen bey ayner oder mehr Personen nichts frucht-
barnl oderm wircken, die sollen alßdann nach

und kindbette] ir 4 gulden geben. Doch behaltten wür
unns hierinnen bevohr, nach gelegenhaytt der persohnen
und annderer umbstenndt ein mehrer einsehen zuohaben
und den abtrag zuerhöhen, Unnd zu gebürennder be-
strafung so begangener onzucht der mann 14 tag und
nacht im thurn am boden und das weyb sovil tag und
nacht uf dem thurn in einer besonndern darzuo geord-
netten weyber gefengkhnuß entthaltten, mitt wasser und
brott (es hette dann des weybs halber anndere gelegen-
haytten und ursachen) gespeyset werden und nach auß-
gestanndener solcher thurnstraaf sich beede als baldt
ußer der statt thuon unnd ein jhar lanng ußerhalb unn-
serer obrigkaytt verbleyben und doch hinnach one unn-
ser vorgehennde erlaubnuß [ZuchtO 1615: erlaubnuß und
ohne auffrichtung glaubwirdiger kundschafft ihres er-
folgten wohlverhaltens] in die statt und obrigkayt nitt
kommen.
4. Soltte sich aber, zum viertten, einer oder eine erstge-
meltter maßen zum andern mahl vergreyffen und solches
kunttpar gemacht würde, die solen der statt und obrig-
kaytt verwißen werden, darinn biß uff unnser wider be-
gnadigung nimmermehr zu khommen.
5. Zum fünnfften. Wann sich ein ledige [fehlt ZuchtO
1615] manns persohn mitt einem gemaynen, offentt-
lichen, onzüchtigen weyb mitt huorerey befleckht, dar-
über in der thath ergrüfen oder uf ine glaublich beyge-
bracht worden, solen beede gefennckhlich eingezogen,
der mann 8 tag im thurn am boden und das onzichtig
weyb uf dem thurn in ein besonndere weybs gefännckh-
nuß geleget, und das weyb nach außgestanndener thurn-
straaf als balden der statt und obrigkaytt verwißen wer-
den, darein nitt mehr zuokommen.
6. Nachdem auch, für das sechste, sich layder vylvelttig
begübt, das junnge leutt [ZuchtO 1615: Eheleuth], auch
wüttwer und wüttüben, wann sie sich zuosamen eheli-
chen verlobet, vor dem Kürchganng, der zucht unnd er-
barkaytt zuowider, zuosamen schlupffen, daraus vor der
zeutt schwenngerungen ervolgen und die weyber onge-
acht der schwänngerung an iren hochzeuttagen [ZuchtO
1615: an ihrem hochzeit tag] in kräntzlen zur kürchen
ganngen, solchem ybel und onerberkaytt abzuowehren,
thüen wür hiemitt setzen und ordnen, das, welche ehe-
leutt vor dem ordenlichen kürchgang beyschlafen, es vol-
ge gleych ain schwängerung oder nitt, wie [ZuchtO 1615:
wann] das uff sie beygebracht, das [ZuchtO 1615: jedes
umb zehen guldin haler gestrafft sein, darzuo] beede per-

gründtlicher erfarung Ires verwirckenns diser
Stat und Obrigkait gleycher ge- | B2b | stalt ainn
Frömbde31 verwisen werdenn.
Deßgleichen, wann hinfüro ain ledige oPer-
son, so kain Junckfraw wereo, von ainem ledigen ge-
sellen kinds geschwengert unnd sohichs kunndtbar
gemacht, pSoll der, so die Frawen geschwengert, das
selbig kindlinp nemen, qIr vier Guldin in die kindt-

sonen gefenngkhlich eingezogen, der man 8 tag unnd
nacht in thurn am boden gesetzt und mitt wasser und
brott gespeyßet und das weyb auch sovil tag und nacht
uf dem thurn in die weyber gefenckhnuß gesetzt, darzuo
inen bey der hochzitt spil und täntz, auch dem weyb ein
kräntzlin zuotragen, verbotten sein sole. Darver sie aber
nach gelegenhaytt irer [ZuchtO 1615: der] persohnen, der
zeutt und umbstänndt für die gefenckhnuß pütten und
sich zu einer geltt straaf anerbüetten thätten, sie nichts
destoweniger 3 tag und 3 nächt, als der man am boden
und das weyb uff dem thurn, büessen und für die yberige
zeutt der man 10 und das weyb 5 gulden erlegen, bey-
neben den zuchtherrn 2 und den stattknechten 2 gulden
zuerstatten verbunnden sein [ZuchtO 1615: sein solle].
7. Soltte sich aber, für das sibenndte, begeben, das eine
yber erstgesetztes verbott schwangers leybs für ein
junnckhfraw in einem kräntzlen zur kürchen gienng, die
gedennckhen wür mitt ernnster straaf also anzuosehen,
das sich menigclichen unser hohes mißfallen verspüren
und niemanden dergleychen begünnen mehr gelusten
sole [ZuchtO 1615 statt „gedennckhen ... sole“: sollen je-
des umb zehen guldin gestrafft werden]. Daruff dann die
verordnette zuchtherrn ir fleyssigs uffsehen haben und
die gewiße bestellung thuon solen, das dergleychen dür-
nen nitt durchschlupffen, sonnder zu gebürennder
straaf angebracht werden.
k ZuchtO 1598, 1602: oder.
l ZuchtO 1598, 1602: fruchten.
m ZuchtO 1598: unnd.
n ZuchtO 1598: ihnn die. ZuchtO 1602: in.
o-o ZuchtO 1598, 1602: weibs person.
p-p ZuchtO 1598, 1602: aber kein eheverlobnus vorher gan-
gen oder hernach gefolget oder sie wolten mit beederseits
nachgeben und verzig einander nit ehelichen unnd zu eh-
ren bringen, so soll der, welcher sie geschwengert, das
khindt.
q-q ZuchtO 1598, 1602: unnd ihr sonsten für alle ihre an-
sprach vier gulden geben, doch solle einem ersamen rath
unbenommen, sondern vorbehalten sein, nach gelegen-
hait der personen und anderer umbstend ein mehrers ein-
sehen zuhaben unnd den abtrag zuerhehen. Unnd darzu
beede, mans und weibs personen, in eines ersamen raths

30 Schutzbefohlene, unter Schutz und Schirm des Esslinger
Rates stehende Personen.
31 Aus der Stadt.

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