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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0367
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5. Zuchtordnung 1532

wochen, wie hievor nach gelegenhait der weibs Per-
sonen, in unnd auff dem Thurn mit wasser und brot
underhalten und darzu Zehen pfund heller unabläß-
lichen zu buß und straff gebenv, Und der man, so die
Ehe gebrochen, weder zu gerichtw, rath oder andern
Erlichen emptern nit weither gebraucht, besonder,
so er soliche oder dergleichen Ehrliche empter zuvor
besesse oder trüge, dero von stundan entsetzt sein
und zu den selbigen nit mehr gelassen werden
xone unnser, ains Ersamen Raths, erkantnuß und
erlaubenx, Und die weibs Personen zu vorgesetzter
thurn- unnd Geltstraff zu kainer hochzeit, offen
Dentzen, Erlichen geselschafften auff den Zünfft-
unnd andern stuben unnd wirdtsheusern oder höfen
nit berüfft oder geladen werden. Unnd ob es sich
fügete, das sie auß unwisseny oder vergessenhait be-
rüfft, sollen sie doch dahin nit gehen noch alda
geduldet werden, Darzu kain Gold noch
zseydenwath33 nochz ainiche anndere klayder, mit
seiden belegt, antragen.
aItem Wann ain Ehegemecht zu dem dritten mal
des Ehebruchs straffbar befunnden, dasselbig soll
Fengklich angenommen, auff den nechsten Raths-
tag an ain besonder, offenntlich Ort durch die stat-
knecht, anndern zu ainer abscheuhe unnd offenem
ebenbildt, gestelt werden unnd daselbsten ain zeyt-
lanng steen bleiben | B3b | unnd alßdann diser Stath
unnd Obrigkait sein lebenlanng verwisen unnd one
unnser bewilligung unnd erlauben nitt mehr herein
kommen bey ernnstlicher straff leibs unnd lebens.
Wo aber ainiche Person über empfangne drey straf-
fen begnadt und widerumb herein gelassen und aber
ungeacht beschehener begnadung weither in den
Ehebruch fallen, die selbigenn sollen nach gewisser
erfarung begangen Ehebruchs, als bey denen ferner
w ZuchtO 1598, 1602: gericht noch.
x-x Fehlt ZuchtO 1598, 1602.
y ZuchtO 1598: unwissenhait.
z-z ZuchtO 1598, 1602: seiden gewanndt oder.
a-a ZuchtO 1598, 1602: Wa aber einige person yber empfan-
gene zwo straffen unnd also zum drittenmahl weiter in
denn ehebruch fallen, dieselben, als bey denen ferner
kein besserung zuverhoffen ist, sollen nach gwißer erfa-
rung begangenen ehebruchs.
b ZuchtO 1598, 1602: lediger, er sey ein burger oder auß-
lender.
c-c Fehlt ZuchtO 1598, 1602.

kain besserung zuverhoffena, mit urtail und recht
vom zeitlichen leben zum todt gericht, der Mann
enthaupt und das weyb ertrencket werden.
Item, so sich ain ledigerb mit ainer Ehefrawen
übersehe34, cist der selbig ain Burgerc, soll er gleich
ainem Eheman nach vermögd vorgesetzter ordnung
gestrafft werden, eWere er aber ain frembder, den
soll mann Fencklich annemen, in thurn an boden
legen und nit herauß lassen, Er habe dann zuvor
Fünff guldin zu straff geben. Hette er aber die be-
melten fünff Guldin straffgelt nit zubezalen, soll er
die selbigen Fünff wochen mit wasser und brot im
thurn am boden gehalten, gespeißt und getrenckt,
und also jede wochen ain Guldin bezalen und able-
gen, Unnd also bald nach verdienter straff diser Stat
und Obrikait [!] verwisen unnd bey der selbigen
Ehefrawen leben unnd nach der selbigen tödtlichen
abgangk one sonnder unnser erlaubnuß nit mehr be-
gnadt oder herein gelassen werdene. Herwider-
umbf unnd in gleichem fall soll es mit ainem ledigen
Weibsbild, so sich mit ainem Eheman über-
greifftg35, sie sey Burgerin oder außlendisch, wie ob-
steet gehalten werden. | B4a |
Unnd ob sich würde zutragen unnd kundtbar ge-
macht, das ain Ehegemecht dem andern mit gefar
unnd auffsatz36 mittel unnd weg verstelte, in was
weyß und gestalt das beschehen möchte, das es an
dem anndern brüchig unnd dardurch geferlicher, bö-
ser gestalt die Eheschaidung zuerlangen verhoffte,
wie solichs geschehen oder zugericht werden möch-
te, Oder aber, so zway Ehegemecht in soliche blindt-
hait fielen, das sie ungescheucht vor ainander ir Ehe
zum thail oder baiderseitz brechen würden, das sel-
big oder sieh baide, wie es sich begibt, sollen vom
leben zum todt gericht werden. Were aber jemandts
d ZuchtO 1598, 1602: außweissung.
e-e Fehlt ZuchtO 1598, 1602.
f ZuchtO 1598, 1602: Hierumben.
g ZuchtO 1598 verbessert zu: vergreifft.
h ZuchtO 1598, 1602: die.

33 Seidene Kleidung.
34 Im Wissen um das unrechte Handeln einlässt, vgl.
Grimm, DWb 23, Sp. 541.
35 Einlässt.
36 Gefahr und Aufsatz = Tücke und Hinterlist.

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