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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0424
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Esslingen

33. Kanzelverkündung zur Eheschließung unter Verwandtena
8. April 1554
Die ehen belanngendt

Nachdem ein ersamer rath dißer statt Esselingen
inn gewisse erfarunng gepracht unnd augenschein-
lichen befundenn, das es sich ein zeittlang je lenn-
ger, je mehr zugetragenn, das ettlich unverschempt
personnen, ungeachtet das sie mit sippschafft oder
freundtschafft1 einander dermaßen verwanth, das
sie gottlicher, auch natturlicher zucht unnd erber-
khait oder sunst rechtmessiger satzungen halben
kain rechte, ordenliche unnd göttliche ehe mitainan-
der besitzen2 mögen, sich ehelichen zusamen zuver-
pflichten understannden, welchs dann vor Gott
greuwlich unnd abscheulich, auch darauß vil erger-
nuß unnd sonnst allerhannd unrath ervolgt. Der-
halben eins ersamen raths ernstlicher will, meinung
unnd bevelch, welchen personnen das göttlich, na-
tturlich gesatz, auch kayßerliche geschribene
recht3 von wegen der sippschafft oder mag-
schafft4 die ehe verpietten, das dieselben kains wegs
bey vermeidung der ernstlichen straff, so derhalben
die gemaine geschribene recht denn ubertrettenden
ufflegen, sich zusamenn ehelich zuverpflichten unn-
dersteen sollen. |243 | Unnd dieweyl inn der ehever-

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 10, OB II, p. 242-243.

1 Verwandtschaft.
2 Eingehen.
3 Vgl. D 23, 2, 68 = ClCiv I, S. 335; Cod. Just. V, 4,17 -
ClCiv II, S. 196; Inst. 1, 10 = ClCiv I, S. 4.

lobunng nit allain, was frey gelassenn5, sonnder
auch, was gepurlich unnd ein wolstandt ist, angese-
henn werden soll, so ist ferner eins ersamen Raths
bevelch unnd uß bewegenden ursachen diße mai-
nung, das furohin alle die personnen, so im ann-
dernn unnd dritten grad der sippschafft unnd plutt-
verwantnus, alls geschwisterigte kinder6 unnd künds
künder, dergleichen irer vatter unnd mutter halben,
inn gleichem obern unnd unndern grad zugethonen
vetternn unnd basen, oder im dritten grad der mag-
oder schwagerschafft, alls des abgestorben weybs
oder mans im anndern grad plutsverwanten, inn der
ungleichen linien einander verwanth sein, bey ver-
meidung eins ersamen raths hoher unnd ernstlicher
straff sich hinfuro kains wegs miteinannder ehelich
verloben oder noch weniger anndere ungepurliche
werckh uben sollen. Darnach wisse sich menigclich
furohin zurichten unnd vor nachtail zu warnen.
Uff beden kantzeln7 offentlich verkunth 8. Apprilis
anno etc. [15]54

4 Siehe Anm. 1.
5 Aus der väterlichen Gewalt.
6 Kinder der Geschwister.
7 St. Dionysius und die Franziskanerklosterkirche, vgl.
oben, Einleitung zu Nr. 6, S. 316.

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