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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0426
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Esslingen

Item, das der leib Christi nach der himelfardt
sey allein im himell unnd an eim sunderlichen orth
raumlicher weyßα |64r |
βItem, das Christus nach der himellfardt auff er-
den seye allein nach seinen gottlichen und nith nach
seinem mennschlichen wesen, unnd das die personn
Christi woll ganntz sey im eusserlichen, leiblichen
himell, aber nur das halbthaill auff erdenn.
Item, der sonn Gottes hab sein fleisch unnd
bludt nit vonn dem fleisch unnd bluodt der junck-
frauwen Maria an sich genomenn, sonnder der hei-
llig geist hab eß von neuwen auß nichts erschaffenn
unnd seye in daß gottlich wesenn, natur unnd her-
lichait verwanndlett und, wie sie eß nennen, vergot-
tet.
Item, der wasserthauff, so vonn dem hern Chris-
to gestifft3, sey zu der rechtenn wüdergepürtt un-
nutzlich, sey auch kain wirckhung deß hailligenn
gaists, dardurch wir new gepornn werden.
Item, die eußerlich, mundtlich predig deß hei-
lligenn evangeliumß Christi sey allein ein eußerlich
gethonn unnd buchstab, zum inerlichen leben des
gaists undiennstlich, unnd sey kain rechter, orden-
licher unnd gottlicher werckhzug, dardurch der hai-
llig gaist |64v | dem menschen die gottliche, himeli-
sche gabenn, so unnß zu seligkaitt nutzlich unnd
notturfftig, mithailleβ.
γItem, daß nachtmal Christi sey schlecht4 wein
unnd brott, nicht dahün verordnet, das dardurch
der warhafftig leib unnd bluot Christi weßennlich
gegennwirttig der khirchen ausgetheyllt werde,
sonnder seien allein eußerlich, sichtparlich zeichen
deß abwessendenn leubß unnd bluots Christi, so
unnß allein deß gaistlichenn essenns unnd trünck-
hens, auch der prüederlichenn lieb, erinner[n] sol-
lenn.
Item, das welltlich richter- unnd fürstenampt
seye sind5 unnd verdampt unnd soll khein Christ
welltlich regieren, auch die personnen, so im ampt

β-β Sind heruß gelaßen diße puncten.
γ-γ Sind heruß gelassen diße puncten.

3 Mt 3,13-17; Mk 1,9-11; Lk 3,21-22; Joh 1, 32-34. Vgl.
Mt 28,19; Mk 16,16.
4 Schlichter, gewöhnlicher.

der oberkaidt seyenn, khunden so gleich christen-
liche, gottselig unnd Gott gefellig personnen sein.
Item, alle christenn seien schuldig, ire hab unnd
gietter in die gemein zu geben.
Item, inn well[tli]chenn gerichten ainander ann-
clagen, deßgleychenn denn Herschafften unnd in ge-
richten aidt schwören, seye sündtγ. |65r |
Dieweyll dann sollichs der lehr gottlichs wortts,
auch der heylligenn, gottlichenn, prophetischenn
unnd apostolüschenn geschrifft alltes unnd neuweß
testaments gestracks zuwider, auch bey der hailli-
genn christlichenn khirchenn je unnd allwegen allß
verfüerische, falsche, khetzerische unnd verdampte
irrthumb gehalltenn worden unnd an innen selbs sei-
enn, zu dem solcher ergerlichenn, schedlichenn unnd
verfierischenn spalltung inn unnßer statt unnd ober-
kaitten bey den unnßern einwurtzlin unnd densel-
bigenn raum gebenn zulaßenn, unnß alls einer
christlichenn oberkhaidt kheinß wegs zu geduldenn,
solliches auch der Augspurgerischen inn anno etc.
[15]30 dannzemal der rö[mischen] kh[aiserlichen]
m[ajestät], unnßerm aller gnedigistenn hern, hoch-
loblicher unnd seligister gedechtnuß, uberreichten
Confessionn6 unnd unnßerer kirchennordnung unnd
gepreuch zu wider, wir unnß auch alleß ein gehor-
sam, kleinfieg' mitglied deß Heilligenn Rö. Reichß
ausser ettlichen hievor verglichennen unnd publi-
cier[t]enn, sonnderlich aber jüngsten zu Augspurg
anno etc. [15]55 beschloßenn reichs abschid8 zube-
richten wisen, das alle widertheufferische unnd der-
gleichenn |65v | verfierische opinionen unnd sectenn
sampt der selbigenn anhenger in dem hailligenn
reich nit allein nit zugedulden, sonnder von dessel-
bigenn rechten fridenn unnd freyhayt außgeschlo-
ßen unnd ann keinen ortt gelitten sollenn werden, so
habenn wir erzellter unnd annderer mer unnß darzu
bewegennden ursachenn uber unnser hievor derwe-
genn vetterliches warnnen unnd vermanung diß

5 Sünde.
6 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137.
7 Geringfügig, vgl. Grimm, DWb 11, Sp. 1108.
8 Augsburger Religionsfrieden 1555, Text bei Brandi,
Religionsfriede, S. 32-52.

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