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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0467
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2. Zucht- und Eheordnung 1531

Wer unnd wie man die laster angeben soll
Unnd damit hierinen nit farlessig gehandellt, sunder
(Got, dem almechtigen, zu lob unnd zu erhaltung
der lieb des nechsten) alle süntliche laster dester
statlicher gestraft, verhiet unnd abgelaint werden
mügen, haben wir unnsern verordneten hspital pfle-
gernnh wie im fall der wuocher unnd ungetlichen
köffen42 abermalen ernnstlichen bevelch gethon,
nach irem besten fleis unnd vermügen sampt allen
unnsern |23r|geschwornen amptknechten, irich-
tern unnd füererni, was sy sampt oder sunders inn
der obgeschribnen lastern des eebruchs, hurey, kup-
lerey, nacht- unnd nachzechenns43, zutrinckens,
schwerenns, spilenns, bösser, verbotner köffen, con-
trecten unnd anndern dergleichen ergerlichen sa-
chen halb, was namens die habenn mügen, sechen,
hören unnd vernemen, das den spitalpflegernj jedes
mals, so zu yeder zeit im ampt sein werden, anze-
zaigen, die dan darinen irem befelch nach woll wis-
sen gemes zu hanndlen.
kVonn ampt der herschafften unnd diensten
Es will auch ain erber ratt, das die eehallten unnd
diennstleut sich gegen iren herschafften, maistern
oder denjhenigen, den siel mit diensten oder gehor-
same verwandt, wie sy denn gepotten Gotes nach zu
thunn schuldig, trewlich, fleissig unnd erberlich
hallten unnd ire dienst, wie die durch sy oder annder
von iren wegen gelobt, zugesagt unnd versprochen
worden sein, laisten unnd auswarten sollen. Welcher
oder welche sich aber in iren diensten unerber unnd
untrewlich haltenn unnd sonnderlich on redlich,
eehafft ursach vor dem versprochnen zille44 urlaub
nemen unnd aus dem |23v| dienst treten wurden,
denselben soll allain nach anzall der gedienten zeit ir
lidlon45 gegeben unnd der- oder dieselben zway gan-

h-h B: fünffen.
i-i Fehlt B.
j B: fünffen.
k-k Fehlt B.
l Verschrieben: so.
m Gestrichen: neun.

tze jar anainanndern in der oberkait zu dienen nit
gedult werden.
Unnd ob sy yemand darüber zu dienst annemen
oder sunst hausen unnd halten wurd, den- oder die-
selben will ain erber rath durch die verordneten spi-
talpfleger ernnstlich straffen unnd sollichen eehalten
dannocht in den zwaien jaren hie nit dienen lassenn.
Item, ob sich ainicher eehalt zu ainer herschafft ver-
dingt het, der soll zu versprochner zeit inn den dinst
treten oder das selb jar hie nit dienen, unnd wer ain
solchen eehalten wissentlich dinget, der soll zum we-
nigisten ain guldin zu pus geben. Doch wa der ver-
dingt eehalt an seinem alten dinst beleiben wölt, soll
ime zugelassen sein dergestalt, das er vier wochen
vor dem zill der herschaft oder maister, darzu er sich
verdingt hette, widerumb absage. Wa er sollichs nit
thäte, soll ime ain halb jar hie zu dienen nit gestat-
tet werdenn. |24r |
Hergegen will ain erber rat weitter, das sich die
herschafften, maister unnd frowen gegen iren eehal-
ten unnd dienst verwandten auch gebürlich halten,
dan wa sich yemandt ungepürlich, zu rauch unnd
grob gegen denselben erzaigen unnd deshalb bey den
verordneten spital pflegern verklagt wurd, will ain
erber rath durch sy, die spital pfleger, gepürlich ein-
sechens thun unnd der eehalten notturfft auch
hanndeln lassen. Doch soll dardurch der herschafft
unbenomen sein, ire eehallten, wan sy will, mit be-
zalung ires verdienten lidlonns nach anzall der zeit
zu urlauben.
Innsonnders verbeut ain erber rath hieneben,
das niemand dem andern seine eehalten gefarlichenn
abreden noch abspannen soll, also wa darwider ge-
hanndelt wurd, soll die herschafft oder maister umb
4m guldin oder, so sy der zu bezalen nit hett, drey
tag uff ainem thurn gestrafft unnd der eehalt ain
halb Jar in alle meiner hern oberkait zu dienen nit
geduldet werdennk. |24v |

42 Siehe oben, S. 442.
43 Siehe oben, S. 442 Anm. 14.
44 Festgesetzten Zeitpunkt.
45 Gesindelohn, Dienstlohn, vgl. Grimm, DWb 12,
Sp. 994.

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