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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0500
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Ravensburg

gemüet gewesen, so soll auch darauff ain gleiche
straff, das ist vi schilling pfennigv, ervolgen von bai-
den wortten unnd jedem insonders.
wEs soll aber ain jeder hausfatter sein hausfra-
wen, kind oderx gesünd unnd wen er in seinem hauß
hat, anzugeben nit schuldig sein, dergleichen auch
sy ine herwiderumb. Aber jeder hausfatter soll
ernstlich in seinem hauß solliche unnd ander un-
christenliche lasster unnd gotteslösterungen verhüe-
ten unnd abstöllen, dann Gott, der Herr, würt sol-
lichs von seinen hennden erfordernw25.
Von zutrincken und vollsauffen
Setzen und ordnen wir, das sollich verhasst lasster
desy zutrinckens und selb volsauffens, zudem das es
mermals vorhin von uns verpotten |14| worden ist,
von unnsern burgern und einwonern in unnser statt
und oberkaiten dhainswegs hinfüro mer tags oder
nachts gebraucht werden, auch dhainer dem andern
dhain gemessnenz, genöten26 oder gezwungnen
trunck bringen sölle bey straff jedesmalsa x schilling
pfennig.
Unnd damit dises lasster auch dest ernstlicher
gestrafft, erkonndigt und abgestölt werden möge, so
söllen die obvermelten verordneten zum gotteslö-
stern bunnd darzu all stubenknecht unnd offen würt
und gastgeben schuldig sein bey iren geschwornen
ayden, wa sy sähen in iren heusern, trinckstuben,
gesellschafften, blätzen oder an anndern ortten von
unnsern burgern oder beywonernb sollich ungebeur-
lich, übermässig zutrincken fürgeen, unnd das ainer
dem andern seinen trunck mässen, pfächten27 oder
bestimben, als ine sonnst mer unnd weiter zutrinck-

v-v ZuchtO 1550, 1555: 3 schilling pfennig.
w-w In ZuchtO 1550 gestrichen, fehlt ZuchtO 1555.
x ZuchtO 1550: und.
y ZuchtO 1550, 1555: des gevarlichen.
z In ZuchtO 1550 gestrichen, fehlt ZuchtO 1555.
a ZuchtO 1550: jedesmals zahlen.
b-b In ZuchtO 1550 verbessert, in ZuchtO 1555: bey iren ay-
den ain sollichs auch anzuzaigen schuldig sein dergestalt,
wo sy.
c ZuchtO 1550, 1555: scheltworten.
d-dIn ZuchtO 1550 gestrichen, fehlt ZuchtO 1555.
e-e In ZuchtO 1550 verbessert, ZuchtO 1555: So wellen wir.

en dann ime wol geliepte, nöten oder mit andern
trew-28 und spottworttenc verursachen wurde, den-
oder dieselbigen sollen sy dden ainigern oder I15I
zuchtherrnd, gleicher gestalt wie oben von dem gots-
lestern gesetzt ist, anzugeben schuldig sein. eDie sol-
lene dann den oder dieselbigen mit obermelten ze-
chen schilling pfennigen umb jedes übertretten in
straff nemen.
fDoch so söllen hierinnen die ainiger und zucht-
herren fleissig nachfrag und erkondigung haben, wa,
wann und an wölchem ortt, auch wie offt solch lass-
ter fürgangen, darauß sy erlernnen unnd erkennen
mögen, ob der oder dieselbigen umb dises übertret-
ten nit auch von ainem andern vormals angeben
worden seyen unnd derhalb umb ainen übergriff
leichtsam zwey- oder mermal gestrafft werden
möcht, wölches sy verhüeten unnd sollichs auch in
dem vorgeenden arttickel, des gottlösterens unnd
fluchens halb, fleissig ermessen und erwegen sollen,
darmit niemandts umb ain übertrettung mer dann
ainmal gestrafft werdef.
Wölcher auch unnser burger oder beywo-
nerg29 sich selbs so gar mit wein überladen, das |16| er
den (mit zuchten zu melden) wider oben auß von ime
lassen wurde, oder das er von völle des weins
hschwancken und nit recht geen köndteh, als den man
derhalb haimfieren oder -tragen müesste, der oder
dieselbigen, es weren man als frawen, soll jedes von
ainem jeden mal gestrafft werden umb 1 pfund pfen-
nig, on alle gnad zubezalen. Aber der gest und fremb-
den halber, so alhie in den offnen iwürtzheusern oder
in den zünffteni (insonderhait an den gefreyten
märckten) dermassen mit zutrincken oder selbs
vollsauffen sich so ungebeurlich und unzimlich hal-

f-f In ZuchtO 1550 gestrichen, fehlt ZuchtO 1555.
g ZuchtO 1550, 1555: einwoner.
h-h ZuchtO 1550, 1555: nit geen kündt.
i-i In ZuchtO 1550 gestrichen und korrigiert, ZuchtO 1555:
württs- oder trinckheußern.
25 Vgl. Mt 12,36.
26 Zugemessenen, aufgenötigten.
27 Abmessen, zuteilen, vgl. Grimm, DWb 13, Sp. 1581f.
28 Droh-.
29 Nachbar.

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