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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0501
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6. Zuchtordnung 1546

ten wurden, denen allen soll ain jeder würt und stu-
benknecht anzaigen, das sollich überflüssig sauffen
unnd zutrincken alhie ernnstlich verbotten seye und
dieselbigen, sovil jedem möglich ist, jdarvon abzu-
manenj und darfür zubitten. So aber sollichs bey
inen, den frömbden, mit guten wortten nit erlangt
werden mag, seyen die würt und stubenknecht die-
selben anzugeben nit schuldig, sonder will ime ain
rath hierinn, dises zu gelegner zeit zustraffen, von
oberkait wegen vorbehalten haben. I17 I
kNeben dem so will auch hiemit ain ersamer rath
alle nachzechen30 in allen zünfften und gesellschaff-
ten genntzlich auffgehapt unnd abgethon haben bey
treffenlicher unnd sonderer straff aines ersamen
rathsk.
Von huorey
lHaben wir gesetzt, das sich all unnd jede personen,
sy seyen gaistlichs als weltlichs, hochs als niders
stanndts, so bißanheer in unnser statt und oberkait
zu uneeren beyainander gesessen31 seyen, dersel-
bigen ergerlichen lassters hinfüro entlich müessigen,
ennthalten und entschlahen, ire beyschläfferin für-
derlich und on alles verziehen32 von inen hinweg
j-j ZuchtO 1550, 1555: darumb zumanen.
k-k ZuchtO 1550, 1555: Und dieweil solliche ordnung allain
angesehen ist von wegen der ere Gottes und seines hai-
ligen namens, so ermanen wir alle unsere burger und
beywoner, das sy sollich gottslöstern und ungebeurlich
zutrincken von wegen gutter zucht und auß christenli-
cher liebe bey den jhänigen, so es brauchen und üben,
abschaffen und sye darfür pitten, auch uns ein sollichs
angeben, darmit das übel abgeschafft, gestrafft und ge-
büesst werde.
l-l ZuchtO 1550, 1555: Ordnen, setzen unnd wellen wir, das
sich all unnd yede personen, was stanndts unnd wesenns
die unnd in unnser statt wonnhafft seyen, sich aller huo-
rey unnd desshalb verdächtlichen, ergerlichen lebenns
unnd wesenns massen unnd enndthalten, dann von wel-
cher oder welchen personen wir ein solchs gewar unnd
innen oder da es sich kundtpar erfunden wurde, fürnem-
lich, wa sy hievor von unns [in ZuchtO 1550 gestrichen,
fehlt ZuchtO 1555: oder unnsern verordneten zucht-
herrn] gewarnnet worden, dieselben wellen wir mit ver-
weisung unnserer stat oder sonnst in annder weg gepü-
rennder weiße mit straff dermassen annsehen unnd hal-
ten, das annder ain exempel darab nemen, sich dessel-
bigen fürthin enndthalten unnd menigclich spüren unnd
abnemen soll unnd möge, das wir diß verhasst lasster nit
gedulden unnd leiden wellen.

thüeen und dhaine mer an- oder auffnemen sollen.
Dann wölche hierüber in sollichen lasstern des un-
eerlichen beysitzens und offner huorey begriffen, ge-
gen denselben wöllen wir mit straff (das menigclich
unser missfallen hierinn speuren und vernemen
würt) hanndlen. Wa auch ain beysässin nit junck-
fraw gewest und bey irem beysässen |18| ain oder
mer kind gehapt, soll ir der beysäß für die kindpet-
ten drey guldin zugeben, unnd er das kind zubehal-
ten33 unnd dannethin weiters nichts zuthun, schul-
dig sein.
Zum anndern, wo fürthin ain lödige einwonerin
dises fals ainen unzimlichen zuganng34 hette unnd sy
dessen kundtpar beschrait were, auch andern dar-
mit ergernus geben wurde, die sollen unnser statt
und oberkait verwisen werden. Wa aber ain oder
mer unnser burgerin jetzgehörter gestalt straffpar
erfunden, sollen dieselbigen, eemaln sy bey uns auß-
getriben, nach unnser erkantnus gestrafft und inen
nit lennger zugesehen werden. Wa aber dieselbigen
straffen bey ainer oder mer nichts würcken wurden,
so söllen sy allsdann nach gruntlicher erfarung irs
übertrettens mit verweisung unnser statt und ober-
kait auch gestrafft unnd gebüeßt werden.

Wa auch ain einwonerin diß fals ain unngepürlich wesen
fürte, ain unntzimlichen zuganng hette oder anndern
unnderschlauff dartzu gebe, die solle unnserer statt one
alles mittel verwisen werden. Wa aber ain burgerin jetz-
gehörter gestalt straffbar erfunden wurde, soll dieselbig
anngfenngclichs darumb nach unnser erkanndtnus,
eemalen sy ausgetriben, gestrafft werden. Wa aber die-
selbig straff nichts verfahen wölt, soll sy alsdann nach
grunndtlicher erfarung irs verrern ubertrettenns mit ver-
weisung unnser stat unnd gerichten oder in annder weg
nach unnserem annsehen auch gestrafft unnd gepüesst
werden.
Dergleichen sollen sich auch die ledigen gesellen in unn-
ser statt aller huorey unnd dergleichen ergerlicher
hanndlungen enndtschlahen, dann welcher oder welche
hierinn strafbar befunden, die wellen wir unablässlich
unnd mit sonnderm ernnst je nach gestalt der sachen
darumb puessen.

30 Wirtshausbesuch nach der Sperrstunde, vgl. Grimm,
DWb 13, Sp. 235.
31 Unverheiratet zusammen gewohnt haben.
32 Verzug, Verzögerung.
33 Anzuerkennen.
34 Besuch.

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