Ravensburg
10. Konkordie und Kirchenordnunga
28. Januar 1578
bIm tausendt fünffhundert und in dem sechsund-
vertzigisten jare hatt dise des hailigen reichs [stadt]
Ravenspurg das raine evangelium angenomen unnd
sich zu der Augspurgischen Confession1 bekanndt.
Wiewol nun dazumal ain kirchenordnung2 für dise
statt und kirchen gestellt, geschriben unnd angeno-
men, nach wölcher die ersten reformatores3 diser
kürchen gelert, auch die volgenden prediger unnd
kirchendiener nach der selbigen sich in lehr und ce-
remonien zuohaltten bestölltt, so ist doch von ett-
lichen kirchendienern alhie nach unnd nach baide, in
lehr unnd ceremonien, darvon je bißweilen abge-
schritten, daneben sich auch hiezwischen unnsern
antecessoribus und unns, den jetzigen bestöltten,
underweilen inn eußerlichen politischen sachen al-
lerlay irrungen unnd mißverstanndt zugetragen,
darauß dann unainigkait unnd ergernuß enntstann-
den unnd die erbawung der kirchen verhindert wor-
den. Disem sovil imer möglich fürzekomen unnd zu-
begegnen, auch inn crafft der bestallungen, darauff
wir angenomen worden und auß bevelch der alhie
verordtneten kirchenherren, damit allerlay ergernuß
a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Ravensburg Bü
485b Nr. 4. Textvorlage B (Handschrift): StadtA Ra-
vensburg Bü 485b Nr. 6.
b-bB: Formula concordiae der evangelischen herren predi-
ger Augspurgischer Confession zue Ravenspurg, er-
newert anno Christi 1617. Zuewüssen: Allßdann in dem
verschinen fünffzehenhundert achtunndsibentzigisten
jahr durch die herren prediger deß heyligen evangelii
nach Augspurgischer Confeßion alhie zue Ravenspurg
etwelcher darinnen angezogner motiven und ursachen
wegen ein formula concordiae verfasset unnd von allen
bißheero bestellten predigern innhallt ihrer bestallungen
subscribirt worden, unnd sich aber bey wenig zeitt hero
allerhannd fürgefallner occasionen halber etwas ende-
rung in ihr, der herren predigers, anbefolhnen verrich-
tungen und anderer sachen wegen begeben, allß ist für
nötig und rathsamb geachtet worden, berüerte formulam
concordiae derenthalben zu umbschreiben und zu er-
newern, inmassen wie.
vermitten unnd die kierch dester mehr erbawen wer-
de, haben wirb, hernach benannte unnderschribne,
diser zeitt alhie bestölltte unnd angenomne prediger
unnd kirchendiener, unns mit wolbedachtem rath
ainhelligklich verglichen unnd enntschlossen, wie
hernach von ainem puncten unnd arttickhel zum
anndern begriffen.
Zum ersten, das wir mit Gottes hülff bey der ange-
nomnen raynen Augspurgischen Confession, unnse-
rer kirchen ordnung, auch den büechern, so von an-
fanng diser unserer kirchen sind zugestöllt worden,
alls die summaria Viti Dieterichs4 selligen, Nüern-
bergischen agenda5, großen Nürenbergischen6 unnd
klainen Ravenspurgischen cathechismo7 , inn allen
stuckhen unnd puncten (wie dieselbigen bißhero | vil
jar sind offenntlich in diser unnser kirchen alhie ge-
praucht und erhalten worden und auf den heuttigen
tag inn geprauch seind und gehalten werden) steet,
vest unverendert und unverruckht wöllen bleiben
und verharren, für unsere person daran oder darin-
nen nichts verenndern, auch niemandts zuverende-
1 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137.
2 Die Ravensburger Kirchenordnung von 1546 ist nicht
überliefert, siehe oben, Einleitung, S. 461.
3 Neben dem Ravensburger Prediger Konrad Konstanzer
waren dies Blasius Stöcklin, Johann Lenglin, Thomas
Lindner (Tilianus) und Jakob Schopper, die aus Nürn-
berg, Straßburg, Gengenbach und Biberach nach Ra-
vensburg gekommen waren, siehe oben, S. 460.
4 Veit Dietrichs erbauliche „Summarien“ über das Alte
Testament (1541) und über das Neue (1544) wurden in
zalreichen Auflagen verbreitet, vgl. RGG4 2, Sp. 848.
5 Nürnberg-brandenburgische Kirchenordnung von 1533,
Sehling, EKO XI, S. 140-205, Neuabdruck in Osi-
ander, Gesamtausgabe 5, S. 37-177.
6 Nürnberger „Catechismus oder Kinderpredig“ von 1533,
Sehling, EKO XI, S. 206-279.
7 Zum Ravensburger Katechismus von 1546, siehe oben,
Einleitung S. 463.
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10. Konkordie und Kirchenordnunga
28. Januar 1578
bIm tausendt fünffhundert und in dem sechsund-
vertzigisten jare hatt dise des hailigen reichs [stadt]
Ravenspurg das raine evangelium angenomen unnd
sich zu der Augspurgischen Confession1 bekanndt.
Wiewol nun dazumal ain kirchenordnung2 für dise
statt und kirchen gestellt, geschriben unnd angeno-
men, nach wölcher die ersten reformatores3 diser
kürchen gelert, auch die volgenden prediger unnd
kirchendiener nach der selbigen sich in lehr und ce-
remonien zuohaltten bestölltt, so ist doch von ett-
lichen kirchendienern alhie nach unnd nach baide, in
lehr unnd ceremonien, darvon je bißweilen abge-
schritten, daneben sich auch hiezwischen unnsern
antecessoribus und unns, den jetzigen bestöltten,
underweilen inn eußerlichen politischen sachen al-
lerlay irrungen unnd mißverstanndt zugetragen,
darauß dann unainigkait unnd ergernuß enntstann-
den unnd die erbawung der kirchen verhindert wor-
den. Disem sovil imer möglich fürzekomen unnd zu-
begegnen, auch inn crafft der bestallungen, darauff
wir angenomen worden und auß bevelch der alhie
verordtneten kirchenherren, damit allerlay ergernuß
a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Ravensburg Bü
485b Nr. 4. Textvorlage B (Handschrift): StadtA Ra-
vensburg Bü 485b Nr. 6.
b-bB: Formula concordiae der evangelischen herren predi-
ger Augspurgischer Confession zue Ravenspurg, er-
newert anno Christi 1617. Zuewüssen: Allßdann in dem
verschinen fünffzehenhundert achtunndsibentzigisten
jahr durch die herren prediger deß heyligen evangelii
nach Augspurgischer Confeßion alhie zue Ravenspurg
etwelcher darinnen angezogner motiven und ursachen
wegen ein formula concordiae verfasset unnd von allen
bißheero bestellten predigern innhallt ihrer bestallungen
subscribirt worden, unnd sich aber bey wenig zeitt hero
allerhannd fürgefallner occasionen halber etwas ende-
rung in ihr, der herren predigers, anbefolhnen verrich-
tungen und anderer sachen wegen begeben, allß ist für
nötig und rathsamb geachtet worden, berüerte formulam
concordiae derenthalben zu umbschreiben und zu er-
newern, inmassen wie.
vermitten unnd die kierch dester mehr erbawen wer-
de, haben wirb, hernach benannte unnderschribne,
diser zeitt alhie bestölltte unnd angenomne prediger
unnd kirchendiener, unns mit wolbedachtem rath
ainhelligklich verglichen unnd enntschlossen, wie
hernach von ainem puncten unnd arttickhel zum
anndern begriffen.
Zum ersten, das wir mit Gottes hülff bey der ange-
nomnen raynen Augspurgischen Confession, unnse-
rer kirchen ordnung, auch den büechern, so von an-
fanng diser unserer kirchen sind zugestöllt worden,
alls die summaria Viti Dieterichs4 selligen, Nüern-
bergischen agenda5, großen Nürenbergischen6 unnd
klainen Ravenspurgischen cathechismo7 , inn allen
stuckhen unnd puncten (wie dieselbigen bißhero | vil
jar sind offenntlich in diser unnser kirchen alhie ge-
praucht und erhalten worden und auf den heuttigen
tag inn geprauch seind und gehalten werden) steet,
vest unverendert und unverruckht wöllen bleiben
und verharren, für unsere person daran oder darin-
nen nichts verenndern, auch niemandts zuverende-
1 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137.
2 Die Ravensburger Kirchenordnung von 1546 ist nicht
überliefert, siehe oben, Einleitung, S. 461.
3 Neben dem Ravensburger Prediger Konrad Konstanzer
waren dies Blasius Stöcklin, Johann Lenglin, Thomas
Lindner (Tilianus) und Jakob Schopper, die aus Nürn-
berg, Straßburg, Gengenbach und Biberach nach Ra-
vensburg gekommen waren, siehe oben, S. 460.
4 Veit Dietrichs erbauliche „Summarien“ über das Alte
Testament (1541) und über das Neue (1544) wurden in
zalreichen Auflagen verbreitet, vgl. RGG4 2, Sp. 848.
5 Nürnberg-brandenburgische Kirchenordnung von 1533,
Sehling, EKO XI, S. 140-205, Neuabdruck in Osi-
ander, Gesamtausgabe 5, S. 37-177.
6 Nürnberger „Catechismus oder Kinderpredig“ von 1533,
Sehling, EKO XI, S. 206-279.
7 Zum Ravensburger Katechismus von 1546, siehe oben,
Einleitung S. 463.
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