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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0521
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10. Konkordie und Kirchenordnung 1578

ren gestatten. Es sind auch cauf dato bemelte unn-
sere kürchenbüecher, auch anndere, so zu den sel-
bigen bißhero erkaufft, hinder herr Georgen Bogen,
prediger alhie, behalttnußweise, von wölchen ain
verzaichnuß inn herren Phillip Ülins, der medicin
doctor unnd verordtneten kirchenherrn, beyhannd
habende lad gelegt wordenc.
Zum anndern wöllen wir die lehr, so in hailliger,
göttlicher schrifft, altes unnd newes testamendts,
gegründet unnd inn obbemelten büechern, auch doc-
toris Lutheri seligen letsten schrifften erleuttert
unnd erclert ist, nach unserm vermögen, sovil unns
Gott gnad und gaist geben würdt, trewlich helffen
pflanntzen, auch dieselbig erhalten.
Zum dritten alle secten unnd religionen, so sol-
cher rainen unnd allain seligmachenden lehr zuowi-
der, zu gelegner zeit straffen. Weil aber auch das
bapstumb inn diser statt und allso bey- und un-
derainandern (biß Gott ettwan ain anders mittel
schickht) wonnen müeßen, wöllen wir dasselbig,
wann sich der text gibt8, mit beschaidenhaitt straf-
fen und sollich ir religion mit Gottes wortt widerle-
gen unnd, sovil möglich unnd verannttworttlich,
mit groben schmach- unnd schelltwortten, wölche
nit zu erbawung, sonnder zue zerstörung dienen

B: bemellte unserer kürchen büecher sampt vilen andern
mehr, so bißhero zu denselbigen erkaufft oder verehrt
worden, hinder herrn m[agister] Andram Sommers, pre-
digers alhie, sampt darüber gemachtem cathalogo be-
halltnußweyse, unnd darvon ein gegenregister in einem
buech geschriben, hinder herrn Georg Stollen, deß ge-
heimen rhats und verordneten mitkürchenherren, inn die
bey seinen handen habende lad gelegt worden. [am
Schluss des Textes nachgetragen:] Wiewol oben im ersten
puncten meldung beschicht, das die daselbst angezogne
buecher bey herrn m. Sommern hinderlegt, so seindt
doch selbige mir, m. Johann Brantz, bey verfertigung
diß wüssender dingen, zuogestelt worden.
d-d B: ist verglichen, das fürterhin am sonntag die morgen-
und mittagspredigten durch herrn m. Johans Rouchen
und herrn m. Johann Brantzen nach ihr beeder selbs ver-
gleichung gehallten werden, inn der wochen aber herr
Rauch am montag und freytag und herr Brantz am zins-
tag und donnerstag predigen sollen. Item wir, die beede
underschribne diaconi, sollen einer umb den andern jeder
ein gantze wochen das früegebett verrichten, auch khin-
der tauffen, hochzeitten einsegnen und was dergleichen

möchten, uns verhüetten, auch unnsere zuhörer,
nach dem wir allso ir lehr unnd grundt, darauf sy
fueßen mechten, mit göttlicher schrifft widerlegt,
vor solcher lehr (wie wir dann nach außweisung
unnsers bevolchnen ampts, auch nach der | prophe-
ten, des herren Christi unnd der apposstel exempel
zu thun schuldig) trewlich, hertzlich unnd ernnst-
lich warnnen.
Zum viertten kain newe ceremonien fürnemen
noch in dise kirchen einfieren, es were dann, das sich
villeicht der schwäbische krayß9 oder die oberlen-
dischen schwäbischen stätt10 ainer gleichen kirchen-
ordnung und ceremonien, so der hailligen schrifft nit
zuwider unnd zuerbawung der kirchen diennlich,
ainhelligklichen verglichen. Auff disen fall möchte
allßdann mit vorwißen unserer von Gott verordt-
neten oberkaitt, auch der fürgesetzten kirchenherrn,
alhie gehanndelt werden.
Zum fünfften, ddie predigen anbelanngende, ha-
ben wir, bayde prediger11, auf ains ersamen raths
unnd verordtneten der kirchen bevelch unns mit
ainandern verglichen und veraindt, weyl wir gleichs
ampts, auch gleichen bevelch und bestallungen ha-
ben, allso das die sonntags früe oder morgen predig
ainer umb den andern haben unnd umbgehen soll.

in der kürchen fürfallen würdet. Und wellcher das früe-
gebett nit zuverrichten hatt, der soll dieselbig wochen
am mittwoch und sambstag predigen, der aber das früe-
gebett hällt, der soll am sonntag zu vesper predigen. Sie,
beede diaconi, sollen auch den kürchengesang und mu-
sica bey der orgell, sovil ihnen müglich, beyspringen und
vermög ihrer bestallungen erhallten und befürdern helf-
fen.
8 Wie es die Bibel angibt.
9 Der Schwäbische Reichskreis war eine von zehn seit 1521
bestehenden Verwaltungseinheiten des Reiches. Er um-
fasste weltliche und geistliche Fürstentümer, Reichs-
prälaturen, Reichsgrafschaften und andere reichsunmit-
telbare Gebiete zwischen Rhein, Lech, Wörnitz und
Philippsburg-Wimpfen-Dinkelsbühl. Dem Schwäbischen
Reichskreis gehörte die überwiegende Mehrzahl der süd-
deutschen Reichsstädte an, Dotzauer, Reichskreise,
S.142-179.
10 Die südwestdeutschen Reichsstädte.
11 Georg Bogen und Georg Breuning, siehe unten, Anm. 30
und 32.

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