Leutkirch
4. Dekret für die Bürgerschaft zum Kalenderstreita
11./21. Dezember 1603
Wiewol die herrn burgermaister unnd rhate diser
des hayligen reichs statt Leutkirch inn annemung
des neuwen, corrigierten calenders, unangesechen,
das er von dem hochloblichen hauß Österreich inn
dero erblannden, allso auch in der landtvogtey
Schwaben unnd anndere ringsweiß umb sie geseßnen
prelaten, grafen, herrn unnd vom adel, auch etlichen
reichsstetten vor vilen verschinen jaren angenom-
men unnd in das werckh gericht worden, allerlay
bedennckhens gehabt, damit inngehalten unnd wie
etliche anndere umbligennde stätt nach dem alten
calennder bißheero gericht unnd verhalten, jedoch,
weil sich zwischen der benachbarten lanndtvogtey,
mit welcher gemaine statt unnd burgerschafft zu
Leutkirch ringsweiß umbgeben, unnd den jenigen,
welche sich noch zur zeit nach dem alten calender
zuhalten gedennkhen, inn haltung der fest- unnd
feyrtagen, auch des hayligen von Gott auffgesetzten
sabats oder sontags, allso auch der jar- unnd wo-
chenmärkht, dergleichen commercien, zufuor unnd
proviant, victualien, gerichts- unnd rhatstägen
unnd vil anndern politischen sachen, aller hanndt
ungleichait, irrung unnd missverstanndt, confusion
unnd zerrittung zugetragen1, dardurch dann aller-
handt unnachberschafft ervolgt, davon gemaine
statt unnd burgerschafft einen großen anstoß leiden
müessen, solchem allem hinfüro | sovil müglich zu-
fürkommen unnd doch ainiches menschen gewissen,
er sey gleich der catholischen römischen religion
oder Augspurgischen Confession2 verwandt unnd
zugethon, mit dem wenigisten zubeschwären, noch
dem bapst zu gefallen oder auff desselben ersu-
chung, vilweniger seinem bevelch noch ime oder je-
mandts andern derhalben in der statt Leutkirch
oberb die jenigen, so der Augspurgischen Confession
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Leutkirch A 400.
b Verschrieben: oder.
1 Siehe Einleitung, S. 539.
zugethon, ainiche superioritet, hochait noch gewaldt
in gewissens sachen einzuraumen oder nachzugeben,
sonnder der römischen kayserlichen majestatt, unn-
serm allergnedigisten herrn, zu unnderthenigisten
ehren, auch allain von besserer nachbarschafft, frid
unnd ainigkait, dergleichen des politischen lebens
unnd wesens wegen, so damit unnd sonnst nichts
anders darunder gesuecht wüerdt, wie dann alle bur-
ger, einwohner unnd zugehörigen in der statt Leut-
kirch, sie seyen der catholischen römischen oder der
Augspurgischen Confessions religion zugethon unnd
verwandt, in gleichem schutz unnd schirm gehalten,
kainer für den anndern beschwerdt, sonnder beeder-
seits religions verwandten jeder bey seiner religion
unnd gewissen, auch dem haylsamen religionfri-
den3 gelassen, gehandthabt, geschutzt unnd ge-
schirmt, unnd diß werckh mit dem calender für kain
religion sonnder politische sachen geachtet, ver-
stannden unnd gehalten werden solle.
Wie dann in disem alß ohne mittel politischen
werckh, so weder dem religionfriden noch gewissen
anhängig | oder zuwider, darinnen, wie auch in vil
andern fählen unnd sachen, allso auch innhalt der
Augspurgischen Confession unnd derselben apolo-
gia4 wie auch vermög der kayserlichen rechten einer
jeden oberkait ohne verletzung des glaubens unnd
gewissens politische ordnungen unnd ennderung für-
zunemmen bevorstehet, das auch solches dem reli-
gion- oder lanndtsfriden nicht zuwider oder in rech-
ten verbotten oder ein religion-, glaubens- oder ge-
wissenssachen sein sollte, haben meine herrn auff
gepflogne stattliche consultation an unnderschied-
lichen orthen im rhat befunden.
2 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137.
3 Siehe oben, S. 541 Anm. 8.
4 Apologie zur Confessio Augustana 1531, BSLK
S.139-404.
546
4. Dekret für die Bürgerschaft zum Kalenderstreita
11./21. Dezember 1603
Wiewol die herrn burgermaister unnd rhate diser
des hayligen reichs statt Leutkirch inn annemung
des neuwen, corrigierten calenders, unangesechen,
das er von dem hochloblichen hauß Österreich inn
dero erblannden, allso auch in der landtvogtey
Schwaben unnd anndere ringsweiß umb sie geseßnen
prelaten, grafen, herrn unnd vom adel, auch etlichen
reichsstetten vor vilen verschinen jaren angenom-
men unnd in das werckh gericht worden, allerlay
bedennckhens gehabt, damit inngehalten unnd wie
etliche anndere umbligennde stätt nach dem alten
calennder bißheero gericht unnd verhalten, jedoch,
weil sich zwischen der benachbarten lanndtvogtey,
mit welcher gemaine statt unnd burgerschafft zu
Leutkirch ringsweiß umbgeben, unnd den jenigen,
welche sich noch zur zeit nach dem alten calender
zuhalten gedennkhen, inn haltung der fest- unnd
feyrtagen, auch des hayligen von Gott auffgesetzten
sabats oder sontags, allso auch der jar- unnd wo-
chenmärkht, dergleichen commercien, zufuor unnd
proviant, victualien, gerichts- unnd rhatstägen
unnd vil anndern politischen sachen, aller hanndt
ungleichait, irrung unnd missverstanndt, confusion
unnd zerrittung zugetragen1, dardurch dann aller-
handt unnachberschafft ervolgt, davon gemaine
statt unnd burgerschafft einen großen anstoß leiden
müessen, solchem allem hinfüro | sovil müglich zu-
fürkommen unnd doch ainiches menschen gewissen,
er sey gleich der catholischen römischen religion
oder Augspurgischen Confession2 verwandt unnd
zugethon, mit dem wenigisten zubeschwären, noch
dem bapst zu gefallen oder auff desselben ersu-
chung, vilweniger seinem bevelch noch ime oder je-
mandts andern derhalben in der statt Leutkirch
oberb die jenigen, so der Augspurgischen Confession
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Leutkirch A 400.
b Verschrieben: oder.
1 Siehe Einleitung, S. 539.
zugethon, ainiche superioritet, hochait noch gewaldt
in gewissens sachen einzuraumen oder nachzugeben,
sonnder der römischen kayserlichen majestatt, unn-
serm allergnedigisten herrn, zu unnderthenigisten
ehren, auch allain von besserer nachbarschafft, frid
unnd ainigkait, dergleichen des politischen lebens
unnd wesens wegen, so damit unnd sonnst nichts
anders darunder gesuecht wüerdt, wie dann alle bur-
ger, einwohner unnd zugehörigen in der statt Leut-
kirch, sie seyen der catholischen römischen oder der
Augspurgischen Confessions religion zugethon unnd
verwandt, in gleichem schutz unnd schirm gehalten,
kainer für den anndern beschwerdt, sonnder beeder-
seits religions verwandten jeder bey seiner religion
unnd gewissen, auch dem haylsamen religionfri-
den3 gelassen, gehandthabt, geschutzt unnd ge-
schirmt, unnd diß werckh mit dem calender für kain
religion sonnder politische sachen geachtet, ver-
stannden unnd gehalten werden solle.
Wie dann in disem alß ohne mittel politischen
werckh, so weder dem religionfriden noch gewissen
anhängig | oder zuwider, darinnen, wie auch in vil
andern fählen unnd sachen, allso auch innhalt der
Augspurgischen Confession unnd derselben apolo-
gia4 wie auch vermög der kayserlichen rechten einer
jeden oberkait ohne verletzung des glaubens unnd
gewissens politische ordnungen unnd ennderung für-
zunemmen bevorstehet, das auch solches dem reli-
gion- oder lanndtsfriden nicht zuwider oder in rech-
ten verbotten oder ein religion-, glaubens- oder ge-
wissenssachen sein sollte, haben meine herrn auff
gepflogne stattliche consultation an unnderschied-
lichen orthen im rhat befunden.
2 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 31-137.
3 Siehe oben, S. 541 Anm. 8.
4 Apologie zur Confessio Augustana 1531, BSLK
S.139-404.
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