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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0449
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39. Ehebruchmandat 1605

ne Fürst, Unser gnädiger geliebter herr Vatter2 ,
Christmilter Gedechtnuß alß auch Wir beid unserer
Regierung soviel gespürth, daß gemeltt Laster deß
Ehebruchs neben vielen anndern Untugendenn
unndt Schanden ye länger ye meher uberhanndt
nemme, einreissett unndt im Schwang gehett, auch
von vielen gantz gering unnd bey nahe für keine
Sündt geachtet werde, Dahero dann die Uberdretter
die inn vorberürtem Mandat begriffene Straff
gleichsam verachtenn unndt keine Schew oder
Forcht tragenn, sich deren freventlich zu verwegen.
Wann aber berürth Laster deß Ehebruchs so wohl
inn der Heyligen Göttlichenn Schrifft allß auch inn
den gemainen beschriebenenn Rechten gantz ernst-
lich unndt bei Straff Leibß unndt Lebenns verbot-
tenn, auch ann sich selbst rechtmäßig unnd billich,
daß bey zunemmenden unndt wachßendenn Lastern
die zuvor daruff gesetzte Straffen geschärpfft unndt
erhöhet werdenn, eDerowegen obgemelter Unser
gnädiger geliebter Herr Vatter bewegt worden und
endlichen entschlossen geweßen, die obberürte Straf
deß Ehebruchs zu scherpfen und darüber ein beson-
der Mandat offentlich zuverkünden, aber bey Leb-
zeiten seiner Vätterlichen Gnaden daran verhindert
worden.3e |2r|
So haben Wir auß oberzeltenf unndt anndern mehr
Wüchtigen Uhrsachen unndt damit Unnß unndt
Unnserm vonn Gott gegebenem unndt befohlenem
Ambt ann Handthabung Göttlicher unndt Mensch-
licher inn diesem Fall geordneter Satzungen kein
Unfleiß oder Nachläßigkeitt zugerechnet oder uff-
gemessen werde, länger nitt umbgehen sollen noch
wollen, mehrbesagt gUnsers Großherrn Vatters,
Pfaltzgrave Wolffgangs etc.g Mandat unndt die da-
rinn geordnete Straff zuändern unndt zuschärpfenn
unndt in nachvolgennder Ordnung unnderschiedlich
zu statuiren, wie unndt waß gestaltt künfftig inn
Unnserm Fürstenthumb eine jede unordentliche
unnd verbottene Vermischung so wohl ann Ledigen
e-e Fehlt Entwurf 1592.
f Entwurf 1592: diesen.
g-g Fehlt Entwurf 1592.
h-h Entwurf 1592: 1. Februarii.

allß ehelichen unndt verheuratten Personen zustraf-
fen.
Befehlen unndt gebiethen hieruff gedachten Unn-
sern verordneten Hoffmeister, Cantzler unndt Rä-
then, auch allen unndt jeden Unnsern Ober- unnd
Unnder-Ambtleutten, Landtschreibern, Vögten,
Kellern, Schultheissen unndt Burgermaistern vor-
berürtts Unnsers Fürstenthumbß, die yetzunder
seindt |2v| oder hernach seinn werden, sambt unndt
sonder strenglich bey ihren Pflichtenn unndt Ay-
denn, die sie Unnß gethan haben oder künfftig thun
werden, daß sie uber dieser Ordnung unndt Satzung
steiff unndt mit allem Ernst haltten, dieselbige mit
Vleiß hanndhabenn, auch damitt sich niemanndt
der Unwissenheit zu beklagen hab, zum wenigstenn
im Jahr zweymahl offentlich verkündigen unnd ver-
leßen lassen, dann den Gerichtsschöffen unndt Ur-
theilsprechern inn peinlichen Sachenn, daß sie
künfftig in denen darinn mit nahmen gesetzten
unndt specificirten Fällen denselben gemeß urthei-
len unndt sprechenn.
Daß Wir Unnß allso von einem jeden seinenn Pflich-
tenn nach zugeschehenn verlaßen unnd Wir habens
ihnen sambt unndt sonder darnach zugerichtenn
undt sich vor Straff zuhueten wissenn, zur Warnung
gnediger Meinung nit verhaltten wollenn. Zu Ur-
kundt mit Unnserm zu Ende uffgetruckhten |3r|
Cantzlei Secret versieglet unndt gebenn den h13.
Mayh im Jahr nach Christi, unnsers Erlößers, Ge-
burth tausendt isechshundert unndt fünffi.
I. Von Straff der Hurerey oder
unordentlicher Vermischung zwischen Ledigenn
undt unverheuratten Personenn.
Wann hinfüro ein ledige Mans Person sich mit einer
leichtfertigenn unndt verleumbdten ledigenn Weibs
Person, welche zuvor mit anndern gleiche Unzucht
geübt, Hurerey treibt unndt darüber ergriffenn oder
i-i Entwurf 1592: fünffhundert Neunzig undt zwey.
2 Johann I.
3 Also der Entwurf von 1592.

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