Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0451
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
39. Ehebruchmandat 1605

Zum sechstenn, welcher ein junges Mägdlein, so
unnder zwölff Jahren ist, ohne Gewald fleischlich
erkännd unnd das Werckh volnbringt, auch solches
durch Erkündigung oder sonsten beweißlich, dersel-
bige Thetter soll mit Rutten außgestrichenn unnd
unnsers Fürstenthumbß ewig verwießenn werdenn.
Würde aber zum siebendenn jemandt mit einem sol-
chenn Kindt oder sonsten einer ehrlichenn Jungk-
frawen oder Wittib durch Gewaldt unndt Noth-
zucht Unkeuschheitt ubenn, der soll vom Lebenn
zum Todt mitt dem Schwerth gerichtet werdenn.
Ferner, da jemanndt Göttlichenn unnd welttli-
chen Rechten, auch der Natur selbst zuwieder mit
einer ledigenn Weibß Person, so ihme mit Pluets-
freundt- oder |5v| Schwagerschafft zugethann, Un-
zucht begehet, so ist dieselbige billich für höher,
grösser unndt abschewlicher allß anndere schlechte
Hurerey zuachtenn unndt derohalbenn in solchenn
Fällen nachvolgendem Underscheidt gemeß die
Straff zusetzen.
Nemlich unndt zum achten, so jemand lediges
Standts mit seines gewesenen Weibß Bruder oder
Schwester Tochter oder ein anderer inn weitterem
Grad verwanthen oder verschwägerten Person, die
er zur Ehe nit habenn möchte, oder hinngegen eine
ledige Weibßperson mit ihres geweßenenn Ehe-
manns Bruder oder Schwester Sohn oder einer ann-
dern inn weitterm Grad verwantthen oder ver-
schwägerten Person, die sie zur Ehe nitt haben
möchte, Hurerey unnd Unzucht treiben würde, so
sollen beide Personen härtter alß anndere, so nit
verwanntth sinnd, mit dem Thurnn, auch nach Ge-
legenheit mit Verweißunng deß Lanndts ooder sons-
teno gestrafft werdenn.
So aber zum Neundten eine ledige Manns Person
seines |6r| geweßenen Eheweibß Schwester oder sei-
nes Bruders Wittwe unndt hinwiederumb eine ledi-
ge Weibs Person ihres geweßenen Ehmanns Bruder
oder irer Schwester geweßenen Ehemann beschläfft,
seinndt beide verbrechennde Personen mit Rutten
n Entwurf 1592: Thurn oder ehrgeldt.
o-o Fehlt Entwurf 1592.

außzustreichenn unnd deß Lanndts ewig zuverwey-
ßen.
Ferner unndt zum Zehennden, da sich einer lediges
Stanndts mit seiner eignen Schwester oder seines
Vatters oder Mutter Schwester oder auch seines
Bruders oder Schwester Tochter Unnd hinngegenn
eine ledigs Stannds sich mit ihrem aignen Bruder
oder ihres Vatters oder Mutter Bruder oder auch
ihres Bruders oder Schwester Sohn inn Unzucht be-
fleckht, so haben beyde Personenn umb soviel me-
her verwürckht, daß mann sie unnachläßig ann
Prannger stelle, mitt Ruttenn außstreiche unnd
ewiglich relegire.
Würde aber zum Ailfften einer mit seiner Stieffmut-
ter oder seines Sohns Frawen oder seiner Stiefftoch-
ter oder beides mit Mutter unnd Tochter, |6v| deß-
gleichenn im Gegenfall eine mit ihrem Stieffvatter
oder irem Tochtermann oder irem Stieffsohn oder
sonsten beydes mitt Vatter unndt Sohn inn ledigem-
oder Wittwenstandt fürsetzlicher Weiß sich fleisch-
lich vermischenn, so seindt beide Persohnen von
Rechts wegen zum Todt, nemblich die Manns Per-
son zum Schwerth unndt das Weibßbild zum Wasser
oder Schwertt zuverdammenn.
Solten dann zum Zwölfften rechte natürliche Eltern
unnd Kinder unnd allso die Jenigen, so inn uff- oder
absteigennder Lini Gebluetts halbenn einannder
verwanth unnd zugethann, erschröckhlicher unndt
abschewlicher Weiß Bluethschandt mit einannder
begehenn, so solln unnsere Schöffen beyde Personen
zum Fewr verurtheilln, welche Straff wir auch ann
derselben unnachläßig volnstrecken zulaßen ge-
denckenn.
Zum dreyzehenden unnd letsten so setzen, ordnen
unndt wollen wir, daß die Jenige, so wieder die Na-
tur mit Vieh oder sonsten inn andere Weg |7r| Un-
keuschheytt uben, vermög deß Heyligen Reichs
peinlicher Ordnung4 gleichergestalt mit dem Fewr
vom Lebenn zum Todt gerichtet werden.
4 Die peinliche Gerichtsordnung Karls V., die sog. Caro-
lina, Art. 116.

435
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften