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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0452
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Pfalz-Zweibrücken

II. Von Straff der unordentlichen Vermischung
ehelicher unndt verheuratter Personen.
Wir ordnenn, setzen unndt befehlen erstlich, wann
künfftig in unserm Fürstenthumb unndt Gebieth
einn Ehemann mit einer ledigen Weibs Personn Un-
zucht begehet, daß beyde Personen durch gefengk-
liche Verhafftung, Speyßung mit Wasser unnd
Brott, Abnemmung einer gewissen Geldbuß, Ent-
setzunng Standts unnd Ehren, offentliche pFür-
stellung in der Kirchenp, auch etwann zeittliche oder
ewige Verweisung deß Landts, alles nach Gelegen-
heitt der Personen, auch irer Qualitet unnd annde-
rer Umbstänndt, mit allem Ernst zustraffenn.
Solte aber ein Ehemann eine ledige Person inn Ge-
staltt der Ehe bey wehrender erster Ehe wissentli-
cher unnd betrieglicher Weiß zum Weib |7v| nemmen
unndt solche zwifache Ehe mit dem Beyschlaff voln-
bringen, der würd billich mit dem Schwertt vom
Lebenn zum Todt gerichtet.
Auch die ledige Person, mit deren die zweytte
falsche Ehe volnbracht wordenn, woferr sie ann-
derst gewust, daß der Mann zuvor noch einn Ehe-
weib gehabt unnd nicht destoweniger darüber Hoch-
zeit gehalttenn unnd beygelegenn, zum Wasser oder
Schwerdt verdambt.
Hette sie aber dißfalls auß Unwissenheitt gesün-
diget unndt den Mann für eine ledige, unverpflichte
Person gehalttenn, soll sie der Straff ledig sein.
Wiirden aber sonnsten anndere Umbständt deß
Ehemanns mit einer ledigenn Person begangene Un-
zucht graviren unnd beschweren, allß wann die ge-
schwechte Person töricht oder Sinnloß oder ime inn
der Gefengknuß bevohlen oder unnder zwölff Jahren
oder genotthzwängt oder mit Gewaldt entführet
oder ihme inn verbottenem Grad mit Freund- oder
Schwagerschafft zugethann oder seine Pflegtochter
|8r| were, inn solchenn unnd andernn dergleichenn
Fällen gedencken wir, den verbrechendenn Ehe-
mann nit allein ahn Leib unnd Gutth, sondern auch
nach Beschaffenheit der Sachen unnd der Umbstän-

de capitaliter unnd am Leben mit allem Ernst zu-
straffenn.
Zum anndern, da ein Ehefraw bey einer ledigen
Mannß Person ergriffenn unnd begangener Unzucht
uberwiesen würdt, so ist solche Vermischung für ein
Ehebruch zuhalttenn unnd darumb beide, Ehebre-
cher unndt Ehebrecherinn, vom Leben zum Todt,
nemblich der Mann mit dem Schwerth unndt das
Weib mit dem Wasser oder Schwerdt zurichten.
Noch vielmehr hatt einn solches statt, wann ein
Ehe Fraw inn wehrender Ehe unnd bey lebzeitten
ihres Ehemanns eine ledige Mannsperson wissentli-
cher unnd betrieglicher Weiß zur Ehe nimbt unndt
solche zwifache Ehe auch mit dem Beyschlaff voln-
bringt.
Unnd wann die ledige Manns Person dißfalls
wissentlich unndt fürsetzlich gesündiget, ist sie
gleich |8v| einem Ehebrecher zum Schwerdt zuver-
dammen, wo nit unndt daß sie vonn dem vorigenn
Ehe Mann keine Wissenschafft gehabt, soll sie der
Straff ledig seinn.
Zum drittenn, wann eine Ehemann inn wehrendem
Ehestandt mitt eines anndern Eheweib unzucht
ubet, welche Vermischung dann eigentlich ein Ehe-
bruch ist unnd genanntt würdt, so sollenn unnsere
Schöffenn beide Personen zum Todt, nemblich den
Ehmann zum Schwerth unnd das Ehweib zum Was-
ser oder Schwerth verdammenn.
Würden aber zwo verehelichte Personen, so in
uff- unndt absteigender Lini einannder verwannth,
nemblich rechte natürliche Eltern unnd Kinder, ein
Ehebruch unndt allso zugleich auch ein Blueth-
schand miteinander begehen, so ist die Straff nach
dem höchsten laster zurichten unnd mit der Straff
des Fewers gegen beyden Personen zu verfahrenn.
Wir gedenckhen auch, inn Ehebruchs Fällen die ob-
gesetzte Straff nit zu lindern oder zu miltern, |9r| be-
vorab wann oberzehlte Qualitates unnd Umbständt,
so die That aggraviren unndt beschwerenn, darzue
kommenn.

p-p Entwurf 1592: Stellung ahn Pranger, Außstreichung mit
Rutten.

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