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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0479
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8. Kirchenordnung 1574

|2v| dieselbige widerumb ferrner zu declarieren, zu
mehren und zu verbessern für die Hand genohm-
men, damit allerlay Ungleicheitt (so wir noch hin
und wider in unnsern Kürchen gespürth) und erger-
liche hanndlung, bevorab zu diser gefärlichen Zeitt,
in den Kürchen unnsers Fürstenthumbs verhüettet
und der Rechte, warhafftige nothwendige Gottes-
dienst gefürdert werde. Dann wir seind der unge-
zweyfelten zuversicht, nachdem Gott nit ist ein
Gott der Unordnung sonndern des fridens und will,
das es alles ehrlich und ordenlich zugehe,4es seye
seiner ewigen Göttlichen Mayestet ein sonderlicher
wolgefälliger dienst, das inn den Kürchen ein gebür-
lich und nutzlich Ordnung, vermög seines Göttli-
chen wortts, fürgenohmmen und gehalten werde.
Es hat der Sohn Gottes das Predigampt und die |3r|
Sacramenta des heiligen Evangelions selbst gestiff-
tet unnd verordnet, das hierdurch der heilig Geist
die Kürch auß allerlay Völckher versamle, zu der
rechten erkhantnus Gottes fiere und im Rechten
glauben zur ewigen gerechtigkheit unnd Seeligkheit
bestetige und erhalte, wölche beede von dem herrn
Christo gestiffte und verordnete stuckh, wort unnd
Sacrament, nicht durch Menschliche willkhur und
aigenen guthdunckhen administrirt, geendert oder
nachgelassen werden khönnen, sondern müessen
strackhs in irem wesen und gang pleiben, rhein und
ungefälscht behalten werden, wie sie von dem Sohn
Gottes selbs geoffenbaret und geordnet sein.
Ist derhalben unnsere Maynung durch Gottes Gnad
gar nicht, das durch andere oder newe Ordnung das
Predigamptt unnd geprauch der rechten Christli-
chen Sacramenten verhindert und die Kürchen von

dem rechtenn, |3v| warhafftigen glauben an unsernn
lieben Herrn Jesum Christum zu dem Aberglauben
gefieret, sonndern vilmehr, das die bemelte Stiff-
tung Christi uff das bequemest und heilsamest in
der Kürchen verrichtet und den rechten glauben
auß dem Evangelio zu lernen, auch durch die Sa-
cramenta zu becrefftigen und zu bewahren dienst-
lich befürdert werden möge.
So ists auch unverborgen, do bey den Curinthern
sich in dem heiligen Sacrament des Nachtmals unn-
sers Lieben Herrn Jesu Christi ein Unordnung be-
gabe,5 was für schwere straaff Göttliches Zornes
uber sie khommen seye, damit ohne zweyfel der All-
mechtig der Christlichen Kürchen zu jederzeitt ge-
wißlich zuverstehen geben hat, mit was ernstlicher
Mainung er die Kürchenzucht und Ordnung bey sei-
nem Predigampt und geprauch seiner Sacramenten
erfordere und gehalten haben wölle. |4r|
Demnach seind wir in betrachtung unnsers schuldi-
gen diensts und gehorsams gegen dem Sohn Gottes,
unnserm einigen warhafftigen Heilanndt Jesu Chris-
to, auch zu fürderung Rechter Christlicher zucht
und uebung nit unzeitlich bewegt worden, volgende
Kürchen Ordnung vermög Göttlicher Lehre in
schrifft begreiffen und verfassen zulassen, ernstlich
hiemit befelhendt, das alle Pfarrer und Kürchen-
dhiener unnsers Fürstenthumbs sich derselben biß
uff ein gemeine Christliche Reformation und unn-
sern ferrnern beschaidt gemeß und gehorsamlich
halten unnd sich hierin dermassen so geflissen erzai-
gen, wie sie begehren der Kürchen mit rechtem
Ernst und eifer zu dhienen unnd Gottes straaff,
auch unnser ungnad zu vermaiden.

[I.] Von der Lehr und Predig.b |4v|

Das Göttlich wort unnd himlische Lehre zu predi-
gen, ist nit auß menschlichem gutbedunckhen erfun-
den und bedacht, sonndern von unnserm Herrn
b Dieses Kapitel, mit Ausnahme der leicht veränderten
beiden Abschnitte Unnd nach dem von alters und Dieweil
auch gleicher gestalt wörtlich aus KO Pfalz-Zweibrücken
1557, vgl. S. 94.

Gott selbst gestifft und verordnet. Es ist auch von
Gott so thewr und hochwichtig geachtet worden,
das sich dises Ampts sein göttlich Mayestat an-
4 1 Kor 14,40.
5 1 Kor 11,17-22.

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