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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0416
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Sayn

müt und auß allen krefften, das ist daß fürnembste
und größte Gebott. Das ander aber ist dem gleich:
du solt deinen Nächsten lieben als dich selbst. In
diesen zweyen Gebotten hanget das gantze Gesetz
und die Propheten.76 |59|

Die Summa deß Evangelii ist:
Also hatt Gott die Welt geliebt, daß er seinen
einigen Sohn gab, auff daß alle, die an ihn gläuben,
nicht verlohren werden, sondern das ewige Leben
haben. Joann.3.77

Caput IIII.
[Von der Taufe.]

rDas hochwirdig Sacrament der heyligen Tauff sol
mit aller höchster Reverentz, ohn einigen miß-
prauch und unchristliche Leichtfertigkeit der umb-
stehenden, auff die Form und Weise, wie sie hernach
gesetzt, gehandlet werden.r Und weil derselben die
hohe Maiestat Gott Vatter, Sohn und Heyliger
Geist mit seinen heyligen Engeln beywohnet und
bey solcher der Himmel sich Geistlich auffthut78
und das grosse Gnadenwerck der Widergeburt und
Geistlichen Ernewerung deß Menschen, so getaufft
würd, selbst gegenwertig wircket, Sollen die Pasto-
res sich befleissigen, daß die Kindertauff in versam-
leten Kirchen beschehe, auch das Volck ernstlich
vermahnen, sich selbst darzu zu schicken, weil sol-
che allewege füglich nach der Predigt kan verrichtet
werden. |60| Dann die gantze Kirch nicht allein für
die neuw getauffte Kinder betten, sondern ein jeder
Christ sich selbest seiner empfangenen Tauff unnd
deß Bundes Gottes nützlich erinnern soll, den Gott
in der heyligen Tauff gemacht und auffgerichtet hat.
Es soll aber kein Pfarrherr oder Kirchendiener
die jungen Kinder umb ihrer Eltern Sünde und Un-
bußfertigkeit willen mit dem Heyligen Tauff auff-
ziehen oder aber aller Ding ungetaufft liegen und
sterben lassen.
Demnach, wann sichs begeben würde, daß Kinder
ausserhalb der Ehe geboren und zu der Heyligen
Tauff gebracht würden, sollen die Pastores nit lang
mit denen, so die Tauff bey ihnen suchen, vom Vat-
ter deß Kinds disputiren, sondern auff begeren das
Kindt also bald täuffen und unsern Beampten jedes

Orts solches vermelden, welche sich Vermög unserer
Policey Ordnung darauff der Gebür werden mit not-
türftigem nachfragen zuverhalten wissen.
Als auch unläugbar, daß bey vielen das hochwirdige
Sacrament der Heyligen Tauff umb Geschänks und
sonderlichen Nutzens willen mit grosser Menge der
gebettenen Gevattern in eygentlichen Mißbrauch
gezogen wirdt, damit sie dann |61| groß Ergerniß an-
richten und durch solche Leichtfertigkeit Gottes
Zorn wider uns erregen, so sollen hinfüro nicht mehr
dann drey Gevattern bey Vermeidung Unserer erns-
ten Straff und Ungnad zugelassen werden.
sEs soll auch das Gefräß und grosser Unkosten,
so an diesen Enden bey der Kindertauff gewöhnlich,
auch wol die Sontag nach Mittage unter der Predigt
mit Ergerniß gehalten werden, bey ernster Straff
abgeschafft werden.s
Nach dem auch an etlichen Orthen ein Mißbrauch
eyngerissen, daß junge Leuth, die selbst noch Kin-
der seyn, zu Gevattern oder Patten gebetten, welche
doch die Ursach nicht verstehn, was der Gevattern
und Patten Ampt auff sich habe, sollen hinfürter die
Pastores und Kirchendiener das Volck erinnern und
vermahnen, solche Gevattern bey die Heylige Tauff
zustellen, die deß Alters und Verstandts seyn, daß
sie solchen Actum mit ernst verrichten können und
deßwegen niemandt auff das wenigst unter 13 oder
14 Jahren zulassen.
Es sollen auch die Eltern jederzeit selbert die
Pastores umb die Kinder Tauff bitten und was sie

r-r Aus den Generalartikeln Zweibrücken 1560, Sehling, 76 Mt 22,37-40.
EKO XVIII, S. 281. 77 Joh 3,16.
s-s Aus den Generalartikeln Zweibrücken 1560, Sehling, 78 Mt 3,16.
EKO XVIII, S. 281f.

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