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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0417
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13. Kirchenordnung 1590

für Gevattern zu derselbigen zubitten willens anzei-
gen. |62|
tForm der Tauffe.
Erstlich frag der Kirchendiener, ob das Kindt nicht
die Jächtauff empfangen habe. So es nun nit jächt-
aufft ist,t so frag er die Gevattern ordentlich, was
die Tauffe sey, auch was sie nütze und wircke, und
solchs soll darumb geschehen, auff daß sich die Ge-
vattern und alle Umbständer dadurch irer eygener
Tauff erinnern und folgends sich derselben desto
besser trösten mögen.
Weiter frag er, wie das Kindt heissen soll, da-
rauff spreche er denn also:
uSo ist uns allhier ein Kindlein vorgetragen und
wirdt von seinetwegen begert, daß es dem Gebett
gemeiner Christlichen Kirchen befohlen und nach
Ordnung und Einsätzung Jesu Christi getaufft wer-
de. Damit wir aber Bericht empfahen, auf was
Grundt Göttlicher Schrifft wir uns dieses Kindtleins
annemmen und durch das Gebett Gottes Angesicht
vorstellen, auch ihn umb die Gnad und Gabe der
Tauff bitten sollen. So lasset uns hören das Evan-
gelium von den Kindlein, wie es Marcus am 10. Ca-
pitel beschrieben hat:
Zu der Zeit brachten sie Kindtlein zu Jesu, daß
er sie solt anrühren. Aber die Jünger |63| fuhren die
an, die sie trugen. Da es aber Jesus sahe, ward er
unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kindtlein
zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn sol-
cher ist das Reich Gottes. Warlich, ich sage Euch,
wer das Reich Gottes nicht empfähet als ein Kindt-
lein, der wirdt nicht hinein kommen. Und er umb-
fing sie und legt die Händ auff sie und segenet
sie 79

Lasset uns betten:80
O Allmächtiger ewiger Gott, Vatter unsers
t-t Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 163.
u Von hier bis Fußnote v S. 399 aus KO Pfalz-Zweibrücken
1557, vgl. Sehling, EKO XVIII, S. 163-167 unter
Auslassung der Ansprache nach der Verlesung von Mk
10.

Herrn Jesu Christi, wir ruffen dich an uber diesen
deinen Diener oder Dienerin N., der deiner Tauffe
Gabe bittet und deine ewige Gnad durch die Geist-
liche Widergeburt begert. Nimm in auff und wie du
gesagt hast: Bittet, so werden ir nemmen. Suchet, so
werdet ir finden. Klopfet an, so wirdt euch auffge-
than, So reiche nun ewiger Gott deine Güte und
Gnad dem, der da bittet, und öffne die Thür dem,
der da anklopfft, daß er den ewigen Segen dieses
himmlischen Bades erlange und das verheissene
Reich deiner Gabe empfahe durch Jesum Christum,
unsern Herrn. Amen. |64|
Ein ander Gebett.81
Allmächtiger Ewiger Gott, der du durch die
Sindflut nach deinem strengen Gericht die ungläu-
bige Welt verdampst und den gläubigen Nohe selb
acht nach deiner grossen Barmhertzigkeit erhalten,
den verstockten Pharao mit allen den seinen im ro-
then Meer ersäufft unnd dein Volck Israel durch das
trocken hindurch geführt, auch durch solchs das
Badt deiner heyligen Christlichen Tauff zukünfftig-
lichen bezeichnet und bedeutet, deßgleichen durch
die Tauff deines lieben Kindts, unsers Herrn Jesu
Christi, den Jordan und alle Wasser zur seligen
Sindflut und reichlicher Abschwächung der Sünden
geheyliget und eingesetzt hast, wir bitten dich durch
dieselbige deine grundtlose Barmhertzigkeit, du
wollest diesen N. gnädiglich ansehen und mit rech-
tem Glauben im Geist beseligen und stercken, daß
durch diese heylsame Sindtflut an ihm ertrincke und
untergehe alles, was im von Adam angeborn ist und
was er selbert darzu gethan hat, das er auch auß der
Zahl der ungläubigen gesondert in der heyligen Ar-
che der Christenheit trocken und sicher behalten
werde, deinem Nahmen allzeit brünstig im Geist
und |65| frölich in hoffnung zu dienen, auff daß er mit
allen gläubigen deiner Verheissung nach ewiges Le-
ben erlangen möge durch Jesum Christum, unsern
Herrn. Amen.
79 Mk 10,13-16.
80 Luthers Taufgebet, vgl. BSLK S. 538.
81 Luthers Sintflutgebet, vgl. BSLK S. 539.

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