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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0418
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Sayn

Lasset uns auch sprechen das Gebett, so uns unser
Herr Christus selbert gelehret und befohlen hat zu
betten und nit allein alle unsere und deß Kindes not-
turfft darin begriffen, sondern auch uns gewißlich zu
erhören verheissen hatt:
Vatter unser, der du bist, etc.
Nach solchem Gebett deß Vatter unsers lege der
Priester seine hand auff deß Kindts Heupt unnd
spreche:
Der Herr bewahre deinen Eingang und Außgang
von nuhn ahn biß in Ewigkeit.82
Hierauff spreche der Kirchendiener weitter gegen
die Gevattern also:
Lieben freunde in Christo, nach dem ihr von we-
gen diese Kindtleins begeret habt, daß es in dem
nahmen Jesu Christi getaufft und durch die Tauffe
in die heylige Gemein Gottes Volcks angenommen
und eyngeleibet werden, So ist es euch als Christen
unverborgen, daß, welcher sich zu der Gemein
Christlicher Kirchen thut, der begibt sich in einen
geistlichen Streidt, darin wir nicht mit Fleisch und
Blut,83 sondern mit dem bösen Geist die |66| Tag un-
sers lebens hie auff Erden zu kämpffen haben, wel-
chen streit auch wir ohne rechten glauben in Gott
Vatter, Sohn und heyligen Geist nicht volnführen
mögen.
Hierauff, dieweil ihr euch auß Christlicher Liebe
und Freundtschafft dieses noch unmündigen Kindts
habt angenommen unnd vertrettet es in dieser of-
fentlichen Christlichen handlung, So wollet mir an
seiner stadt antworten, damit offentlich bekant wer-
de, warauff es getaufft werde.
N., widersagstu dem Teuffel unnd allen seinen
Wercken und wesen?
Antw.: Ja, Ich widersage.
Darnach frage der Kirchendiener ferner:
N., Gläubstu in Gott vatter, Allmächtigen,
Schöpffer Himmels und der Erden?
Antwort: Ja, ich gläube.
82 Ps 121,8.
83 Eph 6,12.

N., Gläubstu in Jesum Christum, seinen einigen
gebornen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist
von dem H. Geist, geboren auß Maria, der Jung-
frawen, gelitten hat unter Pontio Pilato, ge- |67|
creutziget, gestorben und begraben, nidergefahren
zur hellen, am dritten Tag aufferstanden von tod-
ten, auffgefaren gen Himmel, do sitzet er zu der
rechten hand Gottes, seines Allmächtigen Vatters,
Von dannen er zukünfftig ist, zu richten die Leben-
digen und die Todten?
Antwort: Ja, Ich gläub es.
N., Gläubstu auch in den heyligen Geist, eine
heylige Christliche Kirche, eine Gemeinschafft der
heyligen, Verzeihung der Sünden, Aufferstehung deß
Fleisches und ein ewiges Leben, Amen?
Ja, ich gläub es.
Darauff frage abermal der Kirchendiener:
N. Wiltu darauff getaufft seyn?
Ja, ich will.
Alß dann begiesse der Kirchendiener das Kindt mit
Wasser dreymal und spreche mit heller unnd deut-
licher Stimme:
N., Ich täuffe dich in dem Namen Gottes, deß
Vatters, deß Sohns und deß H. Geistes. |68|
Und spreche darauff:
Der Allmächtige Gott und Vatter unsers Herren
Jesu Christi, der dich, N., anderwerts durchs Was-
ser und heyligen Geist geboren und dir all deine
Sünde durch seinen lieben Sohn, unsern Herren Je-
sum Christum, vergeben hat, der stärcke dich mit
seiner Gnade im heyligen Geist zum ewigen Leben.
Amen.84
Darauff soll der Kirchendiener das Volck zur
Danckbarkeit und Gebett vermahnen, also spre-
chend:
Ihr Lieben in Christo, dieweil der Allmächtige
Gott diß Kindtlein zu der Tauff unsers Herrn Jesu
Christi so gnädiglich hat kommen lassen, sollen wir
ihm Lob und Danck sagen und bitten, daß er ihm
84 Joh 3,5.

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