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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0419
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13. Kirchenordnung 1590

wölle diß Kindt in allen Gnaden lassen befohlen
seyn.
Sprechet also:
Allmächtiger barmhertziger Gott und Vatter,
wir sagen dir Lob und Danck, daß du deine Kirch
gnädiglich erheltest und mehrest und diesem Kindt
verliehen hast, daß es durch |69| die heylige Tauff
widergeborn und deinem lieben Sohn, unserm Herrn
Jesu Christo, eyngeleibet, dein Kindt und Erbe dei-
ner himmlischen Güter worden ist. Wir bitten dich
gantz demütiglich, daß du diß Kindt, so nunmehr
dein Kindt worden ist, bey der empfangenen Gut-
that gnädiglich bewahren wöllest, damit es nach al-
lem deinem Wolgefallen zu Lob und Preiß deines
heyligen Namens auff das trewlichst und Gottseligs-
te aufferzogen werde und endtlich das versprochene
Erbtheil mit allen Heyligen empfahe durch Jesum
Christum. Amen.
Nach Vollendung dieses Gebetts soll der Kirchen-
diener die Eltern, Freundtschafft85 und die Gevat-
tern auff folgende Weiß vermahnen:
Ihr Lieben in Christo Jesu. Wie ir Euch allhie
für dem Herren Christo, der mitten unter uns ist,
und vor seiner heyligen Kirchen vernemmen habt
lassen, also solt ihr euch auch dasselbige treuwlich
lassen angelegen seyn und mit allem Fleiß nachkom-
men und ihr alle, ihr Eltern und Verwandten dieses
Kindts und wieviel euwer hie zuentgegen seyn, solt
euch diß Kindt nach der Heyligen Tauff anders
nicht als ein Kind deß All- |70| mächtigen und ein
Gliedmaß unsers Herrn Jesu Christi, dem auch die
Engel Gottes dienen werden, erkennen und halten
und nicht zweiffelen, was ir diesem Kindt thun wer-
det, es sey Böß oder Gut, daß ihr das Gott selbert
und unserm Herren Christo thun werdet. Derhalben
euch keine Mühe und Arbeit reuwen soll, die ihr
darzu ankehret, ein jeglicher nach seinem Beruff
und Verwandtschafft mit diesem Kindt, daß es dem
ν Von Fußnote u S. 397 bis hierher aus KO Pfalz-Zwei-
brücken 1557, vgl. Sehling, EKO XVIII, S. 163-167
unter Auslassung der Ansprache nach der Verlesung von
Mk 10.
w Das ganze Kapitel mit Ausnahme des Wöchnerinnenge-
bets am Ende wörtlich aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557,
Sehling, EKO XVIII S. 167-169.

Herrn wol aufferzogen, underwiesen und gelehret
werde zu halten alles, was uns der Herr befohlen
hat. Daran ihr Eltern, Verwandten und Gevattern
fur euch selbst keinen Fleiß sparen solt und das
Kindt, so es seine Jahr erreicht, in die Kirch zu dem
Catechismo treuwlich forderen, damit es wol und
gründtlich erkennen lehrne, was grosser und unauß-
sprechlicher Gnaden und Gaben ime von Gott in der
Heyligen Tauff geschenckt und ubergeben seyen,
und auß dem dann seinen Glauben in der Gemein
Gottes selbst gern und von Hertzen bekennen, Sage
wircklich und mit der That abe dem Teuffel und der
Welt mit allen ihren Wercken und Lüsten, ergebe
und stelle sich dem Herrn Christo und seiner heyli-
gen Kirchen dar, in gantzem Gehorsam seines hey-
ligen Evangelii, Leib und Leben |71| bey unserm
Herrn Christo biß an das Ende und bringe als ein
lebendiges Glied Christi fruchtbare Reben, die an
dem Rebstock Christo gesundt bleibe, viel Frucht
zu dem Preiß Gottes und Besserung seiner heyligen
Kirchen.86 Amen.
Zum Beschluss spreche der Kirchendiener:
Der Herr segne euch und behüte euch. Der Herr
erleuchte sein Angesicht uber euch und sey euch
gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auff euch
und geb euch den Frieden. Amen.87
Wir halten auch für nützlich, so ausserhalb der ge-
meinen Predigt oder Kirchenversammlung ein
Kindt getaufft werden soll, daß ein Zeichen mit ei-
ner Glocken geschehe, damit andere Leut dardurch
zum Tauffhandel zukommen ermahnet werden.v
Von der Nohttauffe.w
Dieweil bißhero in der Christlichen Gemein ein löb-
liche und wolgegründte Gewohnheit gehalten ist,
daß alle Christliche Per-|72| sonen und sonderlich die
Hebammen in Ansehung, daß auch die Weiber Mit-
85 Verwandtschaft.
86 Joh 15,5-8.
87 Num 6,24-26.

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