Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 1. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30659#0424
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sayn

oder die verhörte Personen auß der Beicht schwät-
zen, soll ihnen hiemit allen von uns ernstlich auff-
erlegt, besonders aber den Kirchendienern eynge-
bunden seyn, was ihnen Gewissens Händel in der
Beicht vertrauwet, niemand, wer der auch seyn
möchte, bey Vermeidung unserer höchsten Straff
und Ungnad zu offenbahren, sondern, wie sichs ge-
bürt, verschwiegen halten. Darnach sich ein jeder zu
richten wisse. |86|
zForma der Absolution.
Der Allmächtige Gott und Vatter unsers Herrn Jesu
Christi wil dir gnädig unnd barmhertzig seyn unnd
wil dir all deine Sünd vergeben umb deß willen, daß
sein lieber Sohn Jesus Christus darfür gelitten hat

und gestorben ist. Und im Namen desselbigen, un-
sers Herren Jesu Christi, auff seinen Befelch und in
Krafft seiner Wort, da er sagt: Welchem ihr die Sün-
de erlasset, denen seyn sie erlassen etc.,94 Spreche
ich dich aller deiner Sünden frey, Ledig und Loß,
daß sie dir allzumal sollen vergeben seyn, so wißlich
und vollkommen als Jesus Christus dasselbige durch
sein Leiden und Sterben verdienet und durchs
Evangelium in alle Welt zu predigen befohlen. Und
dieser tröstlichen Zusage, die ich dir jetzt im Namen
deß Herrn Christi gethan, der wollestu dich tröst-
lich annemmen, dein Gewissen darauff zu Frieden
stellen und festiglich gläuben, deine Sünde seind dir
gewißlich umb deß Herren Christi willen vergeben
im Namen deß Vatters, deß Sohns und deß heyligen
Geists. Arnen.z |87|

Caput VI.
aOrdnung deß Abendmals unsers Herren Jesu Christi.

Je ernstlicher unser lieber Herr Jesus Christus sein
Abentdmal gestifftet und verordnet hat unnd je
heyliger und nützlicher es ist, je schwerer grewlicher
Irrthumb und Mißbrauch durch den Satan darein
seyn geführt worden. Dann auff einer Seitten ist es
durch die Bäpstlichen nicht eine Außtheilung deß
Abendmals Christi blieben, sonder es ist zu einem
Schawspiel unnd vornemlich dahin mißbraucht wor-
den, daß es solte seines Wercks halben ein Söhnopf-
fer seyn für die Sünde der Lebendigen unnd der
Todten.
Auff der andern Seitten, als durch die Zwingli-
schen, ist es dahin gedeutet, als ob darin der war-
hafftige Leib und das warhafftige Blut Christi nicht
gegenwertig noch wesentlich außgetheilet werde. |88|
Darumb, so man von dem heyligen Abendmal
handlen wil, soll man sich anfenglichen befleissigen,
das hirvon recht gelehret und gegläubt, darnach das
es ordentlich und der Kirchen nützlich außgetheilet
und empfangen werde etc.

z-z Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 185.
a-a Aus KO Pfalz-Zweibrücken 1557, Sehling, EKO
XVIII, S. 186.

So viel nuhn die Lehr von dem Sacrament deß
Abendmals belanget, wollen wir, daß dieselbige
stracks nach den Worten Christi im Abendmal, wie
solches in der Augspurgischen Confession Anno
[15]3095 und in dem kleinen Catechismo Lu-
theri96 erkläret worden, gerichtet werde, als nem-
lich, das der Herr Christus im Nachtmal seinen
wahren Leib unnd Blut wahrhafftig unnd gegenwer-
tig reiche und mittheile, doch absque transsubstan-
tiatione denen, die es empfahen, eben den Leib, so er
am Creutz für unsere Sünde gegeben, und das Blut,
so er am Creutz für unsere Sünde vergossen hatt.
So viel aber die Ordnung der Außtheilung desselben
belanget,a wollen wir, das dieselbige folgender weiß
in unseren Kirchen gehalten werde: Erstlich sollen
die Kirchendiener järlich zu seiner Zeit die reine
Lehr von dem Testament Christi außfürlich erkle-
ren, deßgleichen auch sonsten, wenn es die Gelegen-
heit in der Außlegung der Evangelien, Episteln und
anderen Büchern der heyligen Schrifft gibt, |89| ihre
Zuhörer deß grundts unsers einfeltigen Glaubens
94 Joh 20,23.
95 BSLK S. 44-137.
96 BSLK S. 501-543.

404
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften