41. Kirchen-agenda für die prediger der grafschaft Mansfeld. 1580.
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geschehen solle, weiset das exempel S. Pauli,
welcher den blutschender zu Corintho mit nach-
folgenden worten in den bann gethan hat:
Ich zwar als der ich mit dem leibe nicht da
bin, doch mit dem geist gegenwertig, habe schon
alls gegenwertig beschlossen, uber den der solches
gethan hat, in dem namen unsers herrn Jesu
Christi, in eurer versamlung mit meinem geist,
und mit der kraft unsers herrn Jesu Christi, in
zu ubergeben dem satan zum verderben des
fleisches, auf das der geist selig werde, am tage
des herren Jesu.
Es ist auch in dieser hochwichtigen sache und
grossem ernste von den wolgebornen unsern gnädigen
herrn, den grafen und herren zu Mansfelt, unserer
christlichen obrigkeit, diese versehung und ordenung
aufgerichtet und ernstlich verschaffet, wo solche
felle fürkomen, das man den ernst des bannes
gegen jemands ergehen lassen sol, das es nicht
bei einem jeden pfarherrn stehen, hierinnen nach
seinem gutdünken zuverfahren, sondern es sol alles
zuvor für das consistorium mit gründlichem unter-
richt aller umbstende bracht, auch von denselben
mit höchstem vleiss erwogen werden, und wenn
denn mit gemeinem rath aus gnugsamen ursachen
dahin geschlossen ist, das der bann ins werk ge-
richtet werden soll, so sol als denn auch dem-
selben pfarherrn, in welches kirchspiel der
excommunicandus gehöret, committiret und schrift-
liche notel, nach welcher er solches verrichten
sol, zugestellet werden, aus welcher der pfarherr
nicht schreiten, noch in einigem weg seine affect
ungebürlicher weise mit einmengen soll.
Zum andern, was die offentliche busse und
wider aufnehmung zur christlichen kirchen anlanget,
an denen, so etwan durch den bann, zuvor von
derselben sind ausgeschlossen worden, so haben
wir bisdaher, wie auch in andern vielen reinen
evangelischen kirchen breuchlich ist, dieselben,
wenn sie ire sünde erkennet und ware busse ge-
than, auch widerumb offentlich in irer gegen-
wertigkeit heraus gethan zur gemeinschaft der
kirchen und dem brauch der hochwirdigen sacra-
ment zugelassen.
Zum dritten, das aber etliche einen unter-
scheid machen und wollen die offene busse allein
an den jenigen recht sein lassen, welche zuvor in
den bann erkleret worden sind, und geben für,
das denen, so noch nicht excommunicirt worden,
keine offene busse angemutet werden könne, auf
das solche nicht diffamiret, und in einen ewigen
furworf gesetzt werden, solches sind adamischer
und fleischlicher menschen ungegründte furwen-
dung, und schmecken alle ire argumenta, mit
welchen sie in dieser sachen fechten und streiten,
durchaus nach der lieben antinomei und solcher
fleischlicher freiheit, die nicht von gott ist.
Sehling, Kirchenordnungen. Bd. II.
Denn wir wissen sehr wol, das ein grosser
unterscheid ist, zwischen peccatis et peccatoribus,
notoriis et non notoriis, so redet man in solchem
fall, da man den leuten offene busse anmutet,
nicht von unversehenen unfellen und solchen
thaten, da das ergernis nicht allenthalben erschollen
und ausgebrochen ist. Denn mit denen weis man
auch wol umbzugehen, das sie nicht zu klagen
haben können. Viel weniger wird jemand sagen
dürfen, das er in solchem falle zur diffamation
und weiterer ausbreitung seines falls gedrungen
werde. Man redet aber von solchen leuten, welche
nicht unversehens gefallen, welcher sünden auch
nicht bei wenigen und also heimlich blieben,
sondern welche viel und ofte, darzu lange zeit
freventlich gesündiget haben, welcher sünde auch
durch offentlichen ausbruch einem ganzen dorfe,
einer ganzen stad oder ganzem lande offenbar
worden ist, da auch viel frommer herzen durch
das greuliche ergernis beleidiget und schwerlich
betrübt sind worden. Item da auch die that zu
bösem exempel und verleitung anderer leute ur-
sache gegeben. Da nu solchen leuten offentliche
busse angemutet wird, ist gros wunder, mit was
fugen gesagt werden kan, das man sie zu be-
schemen fürhabe. Und wie kan das beschemet
heissen, so einer zu erkentnis der sünden, und
abbitt des gegebenen ergernis gefördert wird?
Das sich aber einer schemen wil, from zu werden,
der sich zuvor nicht geschemet hat ubels zu thun,
das ist der verkerten welt weise, welche sich
schier aller von gott befohlenen werke, als zu
dem hochwirdigen sacrament zu gehen, gottes wort
zu hören, in der christlichen versamlung zu beten,
mit zu singen, gott zu loben etc. zu schemen an-
fahen wird, wie denn solches bei vielen schon im
werk ist, welche man viel mehr und ehe bei
andern weltlichen, auch sündlichen dingen one
scheu findet, denn in der kirchen und andern gött-
lichen sachen, wie denn gewislich auch das keine
christen, sondern teufels gnossen und kinder sein,
die einem seine bekerung zur schande aufrucken,
darüber sich gott mit seinen engeln erfreuet, und
alle rechte christen fur die höchste ehre achten
und halten.
Man sol aber auch das wissen, das gott in
seiner schrift zwischen den offentlich verbanneten
und anderen beharlichen und ergerlichen sündern
keinen unterscheid machet, denn solche sind de
facto im bann, ob sie schon die kirche noch nicht
hat ausgeschlossen, zu deme so haben sich solche
leute durch ire gegebene ergernis schon also von
der kirchen abgerissen und ausgeschlossen, das
der apostel ausdrücklich verbeut, das man mit
solchen, die sich lassen brüder nennen, und sind
gleichwol offentliche sünder, nichts zu schaffen
haben sol. S. Johannes verbeut sie zu grüssen,
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geschehen solle, weiset das exempel S. Pauli,
welcher den blutschender zu Corintho mit nach-
folgenden worten in den bann gethan hat:
Ich zwar als der ich mit dem leibe nicht da
bin, doch mit dem geist gegenwertig, habe schon
alls gegenwertig beschlossen, uber den der solches
gethan hat, in dem namen unsers herrn Jesu
Christi, in eurer versamlung mit meinem geist,
und mit der kraft unsers herrn Jesu Christi, in
zu ubergeben dem satan zum verderben des
fleisches, auf das der geist selig werde, am tage
des herren Jesu.
Es ist auch in dieser hochwichtigen sache und
grossem ernste von den wolgebornen unsern gnädigen
herrn, den grafen und herren zu Mansfelt, unserer
christlichen obrigkeit, diese versehung und ordenung
aufgerichtet und ernstlich verschaffet, wo solche
felle fürkomen, das man den ernst des bannes
gegen jemands ergehen lassen sol, das es nicht
bei einem jeden pfarherrn stehen, hierinnen nach
seinem gutdünken zuverfahren, sondern es sol alles
zuvor für das consistorium mit gründlichem unter-
richt aller umbstende bracht, auch von denselben
mit höchstem vleiss erwogen werden, und wenn
denn mit gemeinem rath aus gnugsamen ursachen
dahin geschlossen ist, das der bann ins werk ge-
richtet werden soll, so sol als denn auch dem-
selben pfarherrn, in welches kirchspiel der
excommunicandus gehöret, committiret und schrift-
liche notel, nach welcher er solches verrichten
sol, zugestellet werden, aus welcher der pfarherr
nicht schreiten, noch in einigem weg seine affect
ungebürlicher weise mit einmengen soll.
Zum andern, was die offentliche busse und
wider aufnehmung zur christlichen kirchen anlanget,
an denen, so etwan durch den bann, zuvor von
derselben sind ausgeschlossen worden, so haben
wir bisdaher, wie auch in andern vielen reinen
evangelischen kirchen breuchlich ist, dieselben,
wenn sie ire sünde erkennet und ware busse ge-
than, auch widerumb offentlich in irer gegen-
wertigkeit heraus gethan zur gemeinschaft der
kirchen und dem brauch der hochwirdigen sacra-
ment zugelassen.
Zum dritten, das aber etliche einen unter-
scheid machen und wollen die offene busse allein
an den jenigen recht sein lassen, welche zuvor in
den bann erkleret worden sind, und geben für,
das denen, so noch nicht excommunicirt worden,
keine offene busse angemutet werden könne, auf
das solche nicht diffamiret, und in einen ewigen
furworf gesetzt werden, solches sind adamischer
und fleischlicher menschen ungegründte furwen-
dung, und schmecken alle ire argumenta, mit
welchen sie in dieser sachen fechten und streiten,
durchaus nach der lieben antinomei und solcher
fleischlicher freiheit, die nicht von gott ist.
Sehling, Kirchenordnungen. Bd. II.
Denn wir wissen sehr wol, das ein grosser
unterscheid ist, zwischen peccatis et peccatoribus,
notoriis et non notoriis, so redet man in solchem
fall, da man den leuten offene busse anmutet,
nicht von unversehenen unfellen und solchen
thaten, da das ergernis nicht allenthalben erschollen
und ausgebrochen ist. Denn mit denen weis man
auch wol umbzugehen, das sie nicht zu klagen
haben können. Viel weniger wird jemand sagen
dürfen, das er in solchem falle zur diffamation
und weiterer ausbreitung seines falls gedrungen
werde. Man redet aber von solchen leuten, welche
nicht unversehens gefallen, welcher sünden auch
nicht bei wenigen und also heimlich blieben,
sondern welche viel und ofte, darzu lange zeit
freventlich gesündiget haben, welcher sünde auch
durch offentlichen ausbruch einem ganzen dorfe,
einer ganzen stad oder ganzem lande offenbar
worden ist, da auch viel frommer herzen durch
das greuliche ergernis beleidiget und schwerlich
betrübt sind worden. Item da auch die that zu
bösem exempel und verleitung anderer leute ur-
sache gegeben. Da nu solchen leuten offentliche
busse angemutet wird, ist gros wunder, mit was
fugen gesagt werden kan, das man sie zu be-
schemen fürhabe. Und wie kan das beschemet
heissen, so einer zu erkentnis der sünden, und
abbitt des gegebenen ergernis gefördert wird?
Das sich aber einer schemen wil, from zu werden,
der sich zuvor nicht geschemet hat ubels zu thun,
das ist der verkerten welt weise, welche sich
schier aller von gott befohlenen werke, als zu
dem hochwirdigen sacrament zu gehen, gottes wort
zu hören, in der christlichen versamlung zu beten,
mit zu singen, gott zu loben etc. zu schemen an-
fahen wird, wie denn solches bei vielen schon im
werk ist, welche man viel mehr und ehe bei
andern weltlichen, auch sündlichen dingen one
scheu findet, denn in der kirchen und andern gött-
lichen sachen, wie denn gewislich auch das keine
christen, sondern teufels gnossen und kinder sein,
die einem seine bekerung zur schande aufrucken,
darüber sich gott mit seinen engeln erfreuet, und
alle rechte christen fur die höchste ehre achten
und halten.
Man sol aber auch das wissen, das gott in
seiner schrift zwischen den offentlich verbanneten
und anderen beharlichen und ergerlichen sündern
keinen unterscheid machet, denn solche sind de
facto im bann, ob sie schon die kirche noch nicht
hat ausgeschlossen, zu deme so haben sich solche
leute durch ire gegebene ergernis schon also von
der kirchen abgerissen und ausgeschlossen, das
der apostel ausdrücklich verbeut, das man mit
solchen, die sich lassen brüder nennen, und sind
gleichwol offentliche sünder, nichts zu schaffen
haben sol. S. Johannes verbeut sie zu grüssen,
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