8. Der erste Straßburger Katechismus
[3.] Vom brauch des nachtmals
Frag: Worzü dient dem geistlichen Christen der leip-
lich gebrauch des Herrn nachtmals?
Ant.: Zu erneüwerung unnd bezeugung des glaubens
und der liebe gegen dem nechsten.
Frag: Als wie?
Ant.: So wir des Herren brot essen, erfrischen und
erneüwen wir in uns den glauben an Christum, und
die gemeynschafft under uns selbs im Herren ver-
jehen und bezeugen wird. Dann wir bedencken, glau-
ben und sagen: Danckt dem Herren, das er sein leib
und blut am creutz zu unser erlösung geopffert und
solichs in darreychung des brots und weins uns ge-
schenckt hat. Also essen wir sein leyb unnd trincken
sein blut warlichen, aber geistlichen, wie er gessen
uns allein nütz ist. Welche heylsam gedechtnuß,
durch brot und wein und die wort des Herren ange-
mennsch sihet auff lieb und besserung an Gott; auß dem
grundt des glaubens und eigenschafft des Christen-
thumbs nimpt er anzeug zu seinem thun, dann Gott muß
sein kirch reynigen. Du würst es nit auß richten. Was soll
das zancken vom wasser, daran die seligkeyt nit stöt?
Höre mich, liebs kindt, unnd laß dich keyns menschen
beredung hitzig machen. Wart Gotts. Er würt sein ehr in
dir und andren nit versumen. Und menge dich in keynen
zanck. Was Gott will abthun, wurt er on dich wol ab-
thun, unnd was zu sein ehren nutz ist, würt er on dich
wol auffrichten. Nit sey in des herren geschefft zu vil
fürwitzig, du habest dann eyn besonderen beruff. Verfür
dich aber nit selbs und beriem dich nit des herren beruffs
frevelich, dann das fleysch laufft gern vor aussen. Sey
gewarnt. Unnd was zu frieden und eynigkeyt diente on
abbruch der ehren Gots, das nim an und häng ihm noch
beharrlich, dennocht mit aller forcht Gotts und gelassen-
heyt. Man würt warlich keyn gemeyn Gotts anders auff-
richten, dann durch des glaubens predig und durch hel-
len verstandt und erfarung der göttlichen wal und fur-
sehung, so die brüderliche straff mit bringen würt. Wann
die offentlich predig in der gläubigen hüser yedes gele-
genheyt nach angön werden, das leyder noch zur zeyt
hyn laßlich beschicht, so wurd ettwas weiters besserung
folgen, da zu eyn yeder helffen solte, der gern wolt eyn
kirch auffrichten. Aber Gott sey es geklagt: Vil, die den
groben lastern abgestanden und in höher Gots forcht
stön, fahen zweytracht und secten an zur zerstörung der
gemeyn Gottes. Und ist doch ihr eyfer, eyn reyne ge-
zeigt, unser selen speyß und narung unnd auffent-
halt zum ewigen leben ist145, dadurch wir zu allem
guten gesterckt werden.
Frag: So sterck- |d 2v| en die Sacrament das gewis-
sen?
Ant.: Nit an in selbs, aber die gedechtnuß durch den
heiligen geyst, auß ir bedeutung, erfrischet, stercket
und befestigt den glauben und lieb in uns. Dann im
mitessen erkennen wir uns als mitgelyder aller gleu-
bigen und begeben uns in gemeynen hauffen, als ein
brot und ein leyb, mit yederman. Deßhalb Paulus
die Corinthier strafft, als die das nachtmal nit recht
geprauchten, die weyl sy den bund mit Christo unnd
den brüdern nit erneüwerten, sonder ettlich under
dem essen hetten ir eigen nachtmal und waren drun-
cken, daneben litten ir brüder mangel146.
meyn auffzurichten, das Gott durch gemelte mittel selbs
thun würt zu seinen zeyten. Hie zwischen hab man ge-
dult mit uns fulen unnd trägen Christen, die villicht nit
gar umb sunst die predig vom reich Gottes gehört haben;
und helffe uns yederman, bey eynigkeyt des glaubens zu
bleiben und in Gott durch wore hoffnung auff zu wach-
sen, auff das keyner des andern gaben verachte. Dann
Gott würt inn solchem verachtet, der will von unns do-
rechten menschen unverachtet sein. Dann Gott würt
hochlich verletzt in seinen ausserwelten mit solcher bit-
terkeyt, die yetzundt eyn eyfer genant würt und aber
kein recht geistlichs wissen hat. Nim du dich hertzlich
der schwachen an, das gefellt dem herren. Und nit ver-
treüw dir selbs zu vil. Bedenck, wie die möncherey er-
standen unnd was schad drauß kommen ist. Summa: Du
Christ solt keyn knechtlich joch, keyn gebott annemen.
Du bist eyn herr auch des Sabbaths, den Gott so helle
gebotten hat, und erfülest das Gebott Christi gar, wann
du deins nechsten bürden trägst, Gala. 6 [2], Was du aber
bezüget bist, das es zur besserung dient, das nym an,
gebrauche es auff besserliche weyß, on zertrennung und
eygenwilligkeyt, und sihe alleyn auff Gott durch Chri-
stum Jesum.
d Erg. B: als glyder eyns leibs, des haubt Christus ist, un-
der wölchen die hochste gleicheyt und gemeynsam sein
solle.
145 Vgl. Joh 6,27.
146 Vgl. 1Kor 11,17-22.
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[3.] Vom brauch des nachtmals
Frag: Worzü dient dem geistlichen Christen der leip-
lich gebrauch des Herrn nachtmals?
Ant.: Zu erneüwerung unnd bezeugung des glaubens
und der liebe gegen dem nechsten.
Frag: Als wie?
Ant.: So wir des Herren brot essen, erfrischen und
erneüwen wir in uns den glauben an Christum, und
die gemeynschafft under uns selbs im Herren ver-
jehen und bezeugen wird. Dann wir bedencken, glau-
ben und sagen: Danckt dem Herren, das er sein leib
und blut am creutz zu unser erlösung geopffert und
solichs in darreychung des brots und weins uns ge-
schenckt hat. Also essen wir sein leyb unnd trincken
sein blut warlichen, aber geistlichen, wie er gessen
uns allein nütz ist. Welche heylsam gedechtnuß,
durch brot und wein und die wort des Herren ange-
mennsch sihet auff lieb und besserung an Gott; auß dem
grundt des glaubens und eigenschafft des Christen-
thumbs nimpt er anzeug zu seinem thun, dann Gott muß
sein kirch reynigen. Du würst es nit auß richten. Was soll
das zancken vom wasser, daran die seligkeyt nit stöt?
Höre mich, liebs kindt, unnd laß dich keyns menschen
beredung hitzig machen. Wart Gotts. Er würt sein ehr in
dir und andren nit versumen. Und menge dich in keynen
zanck. Was Gott will abthun, wurt er on dich wol ab-
thun, unnd was zu sein ehren nutz ist, würt er on dich
wol auffrichten. Nit sey in des herren geschefft zu vil
fürwitzig, du habest dann eyn besonderen beruff. Verfür
dich aber nit selbs und beriem dich nit des herren beruffs
frevelich, dann das fleysch laufft gern vor aussen. Sey
gewarnt. Unnd was zu frieden und eynigkeyt diente on
abbruch der ehren Gots, das nim an und häng ihm noch
beharrlich, dennocht mit aller forcht Gotts und gelassen-
heyt. Man würt warlich keyn gemeyn Gotts anders auff-
richten, dann durch des glaubens predig und durch hel-
len verstandt und erfarung der göttlichen wal und fur-
sehung, so die brüderliche straff mit bringen würt. Wann
die offentlich predig in der gläubigen hüser yedes gele-
genheyt nach angön werden, das leyder noch zur zeyt
hyn laßlich beschicht, so wurd ettwas weiters besserung
folgen, da zu eyn yeder helffen solte, der gern wolt eyn
kirch auffrichten. Aber Gott sey es geklagt: Vil, die den
groben lastern abgestanden und in höher Gots forcht
stön, fahen zweytracht und secten an zur zerstörung der
gemeyn Gottes. Und ist doch ihr eyfer, eyn reyne ge-
zeigt, unser selen speyß und narung unnd auffent-
halt zum ewigen leben ist145, dadurch wir zu allem
guten gesterckt werden.
Frag: So sterck- |d 2v| en die Sacrament das gewis-
sen?
Ant.: Nit an in selbs, aber die gedechtnuß durch den
heiligen geyst, auß ir bedeutung, erfrischet, stercket
und befestigt den glauben und lieb in uns. Dann im
mitessen erkennen wir uns als mitgelyder aller gleu-
bigen und begeben uns in gemeynen hauffen, als ein
brot und ein leyb, mit yederman. Deßhalb Paulus
die Corinthier strafft, als die das nachtmal nit recht
geprauchten, die weyl sy den bund mit Christo unnd
den brüdern nit erneüwerten, sonder ettlich under
dem essen hetten ir eigen nachtmal und waren drun-
cken, daneben litten ir brüder mangel146.
meyn auffzurichten, das Gott durch gemelte mittel selbs
thun würt zu seinen zeyten. Hie zwischen hab man ge-
dult mit uns fulen unnd trägen Christen, die villicht nit
gar umb sunst die predig vom reich Gottes gehört haben;
und helffe uns yederman, bey eynigkeyt des glaubens zu
bleiben und in Gott durch wore hoffnung auff zu wach-
sen, auff das keyner des andern gaben verachte. Dann
Gott würt inn solchem verachtet, der will von unns do-
rechten menschen unverachtet sein. Dann Gott würt
hochlich verletzt in seinen ausserwelten mit solcher bit-
terkeyt, die yetzundt eyn eyfer genant würt und aber
kein recht geistlichs wissen hat. Nim du dich hertzlich
der schwachen an, das gefellt dem herren. Und nit ver-
treüw dir selbs zu vil. Bedenck, wie die möncherey er-
standen unnd was schad drauß kommen ist. Summa: Du
Christ solt keyn knechtlich joch, keyn gebott annemen.
Du bist eyn herr auch des Sabbaths, den Gott so helle
gebotten hat, und erfülest das Gebott Christi gar, wann
du deins nechsten bürden trägst, Gala. 6 [2], Was du aber
bezüget bist, das es zur besserung dient, das nym an,
gebrauche es auff besserliche weyß, on zertrennung und
eygenwilligkeyt, und sihe alleyn auff Gott durch Chri-
stum Jesum.
d Erg. B: als glyder eyns leibs, des haubt Christus ist, un-
der wölchen die hochste gleicheyt und gemeynsam sein
solle.
145 Vgl. Joh 6,27.
146 Vgl. 1Kor 11,17-22.
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