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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0208
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Straßburg

Frag: Wie sol man sich darzu schicken?
Ant.: Er sol sich, wie Paulus leret, der mensch selbs
beweren147 , das ist sein hertz unnd gemüt ersuchen,
unnd fündee bey im selbs, das er on zweyfel glaube,
der Herr habe auch für in sein leib und blut auff-
geopfert, also das er yetzund mit allen gleubigen eyn
mitgelyd ist, den er allen zu dienen geneyg [t] sey,
unnd sich niemant vortrag148, niemant verachte etc.
Wo aber an disem glaub unnd lieb mangel befunden,
soll ers Gott klagen unnd umb des glaubens und lieb
sterckung andechtig |d 3r| betten.
Frag: Ißt er dan wyrdig vons herren brot?
Ant.: Ja, dann er begerte, sych mit Christo und sein
glydern zu aller lieb unnd dienst zu verbinden, er-
kent warhafftig und sagt danck umb die großef lieb
des Herren, der sein leib und blut für uns in todt
geben hat. Wer aber schlechthin ißt und drinckt, wie
ein ander brot und weyn, on solch erforschung seyns
hertzens, der ißt und drinckt im das gericht, dann
den leib Christi underscheydet er nit149, der durch
den Geist mit den gelencken der lieb warhafftig zu
samen gefügt ist, wie in die Corinthier nit under-
scheyden, so bey dem nachtmal die ungleicheit hiel-
ten. Man sol im essen den leib Christi underschey-
den und bedencken, wie hoch und theür sey, durch
sein leyb und blut im ingeleibt zu sein, unnd also
auß eim fösten glauben alle gleicheyt mit den gly-
dern auß hertzen erzeigen.
Frag: Welche nun den leyb Christi nit underschey-
den und die, so nit mit warem glauben im geyst des
herren fleisch essen und sein kelch trincken, seind
gleißner. Sy nemen sych im essen von aussen an, das
in nit im hertzen ist, und verachten die gemein Go-
tes, der sy sich einmischen150, und den |d 3v| köstli-
chen schatz des leydens Christi, den sy so hinleßlich
bedencken.
Ant.: Also haben wir das gedechtnuß des Herren:
Sein todt verkünden, beweren sich selbs, wyrdig es-
e A 2: fulen; B: fühlen.
f A 2, B: theüre.
g A 1: leibs.
h A 2, B: die eyn.
147 Vgl. 1Kor 11,28.

sen und underscheiden den leib Christi ist: hertzlich
gedencken, das wir in Christo alle einer seyn, durch
sein erlösung unnd heyligung, des die Corinthier
verfelt haben, sytemal sy under der anzeig diser ge-
dechtnuß unnd bezeügnuß, so durchs eßen be-
schicht, solche zwispaltigkeit anzeygten151, zu deren
abwendung Paulus, wie auß dem ingang unnd be-
schluß genomen würt, alle sein wort geredt hat, dar-
umb sy alle drauff zu deuten sein und nit sollen auff
andern verstandt gezwungen werden.
Frag: Welche verachtung der gedechtnuß durch
werck der finsternuß offentlich anzeygen, als die hu-
rer, trunckenböltz und ander thun, so 1. Cor. 5 [11]
und Eph. 5 [3-6.17-18] etc. erzelet werden, die soltu
vermeiden und mit in das brot nicht brechen. Zu
beschluß, liebsg kind, übe dich mit gedencken und
ernstlichem gebet, das dir gesagte meinung mer in
hertzen sei dann auff der zungen umbher gehe, dann
das reich der hymel stehet nit in wortenn, sonder in
der |d 4r| krafft Gottes152. Es muß im hertzen leben,
sol es anders nütz seyn. Wir wöllen nun mer fürter
schreitten.
Ant.: Ich glaub gemeynsam der heyligen.
Frag: Was ist das gesagt?
Ant.: Das wir, dieh tauff und ein nachtmal eusser-
lich, aber mit warem glauben unnd gleichförmiger
lieb haben, alle glider des geistlichen leibs Christi
inwendig sein und rechte heyligen sein unnd alle
ding gemein haben.
Frag.: Welche sein nit von diser gemeinschafft?
Ant.: Alle, die nit durch Christum hinein gon und
die Gott nit erwelet hat zum glauben an Christum,
als dann alle Juden, Heiden, ketzer und sünder, dan
sy sundere weyse haben, darumb ich eigenwillige
fürnemen und alle streitige meynunge höchlich fly-
he, damit ich mich selbs nit außstoße uß der gemein-
sam der heiligeni.
148 Vorziehe, s. Grimm, DWb 26, Sp. 1762.
149 Vgl. 1Kor 11,29.
150 Hineindrängen.
151 Siehe 1Kor 11,17-22.
152 1Kor 4,20.

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