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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0284
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Straßburg

wille mitten under uns sein45 und heisset uns im un-
sere kinder zu bringen46, Alsoe gib, himlischer vat-
ter, das wir solliche dein genad unnd die erlösung
deines Suns an disem kind (disen kinderen) recht
von hertzen begeren, mit warem glauben fassen und
nit zweiflen, so wir es (sie) teuffen uff deinen namen,
wie wir aus deinen genaden jetz vorhaben, du wer-
dest im (inen) durch unseren Herren Jesum die an-
geborne sünde gäntzlich vergeben unnd nimmer
mehr zu rechnen, deine kindschafft warlich mittei-
len, fes lassen deinen waren (sie lasse deine ware)
erben sein und mitterben unsers Herren Jesu Christi
in allen dingef47. Inn |Bb 8r| solchem glauben gib,
himlischer vatter, das wir dises (dise) kindlin teuf-
fen und daher auch alle geneigt und alweg getriben
werden, es (sie) hinfür in allem auch zu halten als
unser mitglid (unser mitglider) in Christo, gDas wir9
für es (sie) getrewlich bitten, hes (sie)h ernstlich uff-
ziehen und in alle weg im (inen) dazu dienen, das
auch durch es (sie) dein name geheiliget, dein reich
erweiteret unnd deinem allein guten willen bei uns
und allenthalb mit allem lust wie imm himel gelebet
werde. Da zu du es (sie) auch inn leiblicher gesunt-
heit bewaren, mit aller notdurfft versehen unnd vor
allem unrhat vätterlich behüten wöllest48, Durch
unseren Herren Jesum Christum, Amen.
Uff dis gebet sagt der Diener:
Weil wir dann nun den Herren gebetten haben unnd
das auff sein selbs genedige verheissung49, darumb
wir an seim vätterlichen erhören nicht zweifflen sol-
len, wöllen wir das kind (die kindlin) teuffen. |Bb 8v|
Damitt aber inn dem unser glaub das werck des
Herren in disem heiligen Sacrament des Tauffs so vil
tröstlicher ansehe, erkenne und auffneme, wöllen
wir auch hören unsers Herren Jesu rede selb von den
kindlin, die man ihm zu bringet, wie er den selbigen

e Fehlt in B.
f-f B: deinen waren (deine ware) erben unnd miterben un-
sers herren Jesu Christi inn allen dingen halten.
g-gFehlt in B.
h-h Fehlt in B.
i-i B: das er sie solte anruren. Aber die jünger strafften die,
so sie brachten. Da das Jesus sahe, verdroße es in und
sprache zu inen: Laßt die kindlin zu mir kommen und
wehret in nicht, dann solcher ist das himelreich. Warlich,

seinen segen zum ewigen leben und warer gemein-
schafft des götlichen reichs verspricht und selb mit-
theilet:
Matthei XIX [13-15], Marci X [13-16],
Luce XVIII [15-17]:
In der zeit brachten sie kindlin zu Jesu, idas er sie
anrürte. Die jünger aber furen die an, die sie brach-
ten. Da es aber Jesus sahe, ward er unwillig unnd
sprach zu inen: Lasset die kindlin zu mir komen und
wehret ihnen nit, dann sollicher ist das reich Gottes.
Warlich, ich sage euch: Wer das reich Gotes nicht
empfahet als ein kindlin, der würt nit hinein
komeni Und er umbfienge sie unnd leget die hend
auff sie und segnet sie. |Cc 1r|
Nach gelesnem Evangelii saget der Diener weiter:
Dis gebe jder Herr uns allenj wol zu fassen, das nie-
mand in das reich Gotes vor Got kommen mag, er
neme es dan an wie ein kindlin, das ist, empfahe es
aus lauter schencke und gabe des Herren on alles
zuthun seiner eignen krefften, unnd das unser Herr
Jesus auch unsern kinderen wölle seinen segen mit-
teilen. Der wölle nun mitten under uns sein und al-
les ausrichten. Es ist sein Tauff, wir sind allein seine
diener und werckzeug, durch die er seine geheimnis
wille ausspenden.
So bekennet nun mit mir unseren H. Christli-
chen glauben und erwecket euch damit in dem sel-
bigen dapffer zu wachsen und dises kindlin (dise
kinder) zu solchem glauben getrewlich uff zu ziehen:
Ich glaub inn Gott vater, den almechtigen,
schöpffer himmels und der erden, Und in Jesum
Christum, seinen einigen sun, unsern Herren, der
|Cc 1v| empfangen ist vom heiligen geist, geborn aus
Maria, der jungfrawen, Gelitten under Pontio Pila-

ich sage euch, wer nit das reich Gottes nimmet wie ein
kindlin, der würt nit hinein komen.
j-j B: uns allen der Herr.
45 Vgl. Mt 18,20.
46 Vgl. Mk 10,14par.
47 Vgl. Röm 8,17.
48 Anlehnung an das Vater unser (Mt 6,9-13).
49 Vgl. Mt 7,7; Lk 11,9.

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