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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0286
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Straßburg

heimlichen gebett54 gehalten wirdt, das der Diener
mit einer Collect, der materi nach oder wie jedes
gelegenheit und geist erforderet, und mit dem segen
beschleusset. Das heissen: Die morgen gebett. Zum
anderen umb achtn uren sommer und winter alle
tage ein predig im Münster. Zum driten die
abet55 predig im Münster zu vier uren im Summer
oder zeitlicher56 nach gelegenheit der zeit, Winters
zeit aber zu dreien.
Als die feirtag leider immer zu argem vom gemeinen
volck wöllen missbraucht werden und schier auff
keine tag Got mer gelestert und veronert57 würt,
dringet man auff keine feir den gantzen tag zuhalten
dann allein uff die Sontag. |Cc 3v| Uff die selbigen
wolte man gern, das jederman die wöchentliche
ruwe zum dienst Gottes heiligete. Was der anderen
herlichen gedechtnissen sind des werks unser erlö-
sung, als der mensch werdung und geburt unsers
Herren Jesu, seines leidens, uffart und der gleichen,
die haltet man im predigen, Jedoch das nach end der
selbigen niemand von leiblicher arbeit abgezogen
wirt. Sunst zu dem, darin ware feir steht, als Christ-
liche versamlung halten, zum wort und gebet und
sich in geistlichem thun üben, dienet man der ge-
meind täglich. Doch wird der Wienacht tag gemein-
lich gar58 gefeiret und etliche ander tag mer.
Auff die Sonnetag haltet mans also: Zum ersten halt
man im Münster das frugebet wie sunst. Darauff
umb sechs uren ungeverlich haben die Helffer ein
predigt und ermanung für das gesind in den neben
pfarren. Bald darauff, als die Gemein versamlet ist,
komet der pfarrer und gehet für den altartisch, so
sie gegen dem volck, damit jederman alle wort ver-
nemmen mög, haben lassen auffrichten, und fahet
an das gemein ampt mit nachgenden worten unge-

n B: die acht.
o-o Fehlt in B.
p-p B: So lieb hat Gott die welt.

54 Gebet in der Stille.
55 Zu der Form abet s. Grimm, DWb 1, Sp. 22f. und Idio-
tikon 1, Sp. 34.

ferlich, dan sie es verlengeren oder kürtzen, wie es
jedes gelegenheit und zeit erforderet.
Das Confiteor ooder offene schuldo: |Cc 4r|
Bekennen Gott, dem Herren, und verjehen59 mitt
mir ein jedes seine sünd und missethat: Almechtiger,
ewiger Got und vatter, wir bekennen und verjehen
dir, das wir inn ungerechtigkeiten empfangen60, vol-
ler sünd und ubertrettung sein inn allem unserm le-
ben, als die, so deinem wort nit volkomen glauben
noch deinen heiligen gebotten nach kommen. Wir
bitten dich, sihe an dein güte, und umb deins na-
mens willen seie genedig und verzeihe unserer mis-
sethat, die leider gros ist.
Ein absolution oder trostspruch, I. Timothei I [15]:
Das ist gewislich war unnd ein theur werdes wort:
Christus Jesus ist kommen inn die welt, die sünder
selig zu machen. |Cc 4v|
Ein jedes bekenne sich in warheit mit dem H. Paulo
in seinem hertzen und glaube inn Christum, so ver-
sprich ich euch in seinem namen verzeihung aller
ewer sünden und sage euch derselbigen los auff er-
den, das ir iren auch im himel los seien in ewig-
keit61, Amen.
Etwan nimet er andere sprüch, die uns der verzei-
hung der sünden unnd bezalung Christi für unsere
sünd getrüsten, Als:
Joannis am III. [16]:
pAlso hat Got die welt geliebtp, das er seinen einigen
Sun gab, auff das alle, die an in glauben, nit verloren
werden, sondern das ewig leben haben.

56 Früher, s. Grimm, DWb 31, Sp. 589.
57 Der Ehre beraubt.
58 Gänzlich, s. FWb 6, Sp. 100-102.
59 Gesteht ein.
60 Vgl. Ps 51,7.
61 Vgl. Mt 16,19 und 18,18.

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