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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0510
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Straßburg

Und wiewol wir alles das jhenig, so zuo Erhaltung
und Pflantzung ehrlicher und nutzlicher Gesell-
schafft dienlich, nicht gern verhindern, jedoch, weil
auff den beiden Schieß Reynen mit dem Kol-
ben41 geben gar ein grosse Unordnung und Uberfluß
eingerissen, So Setzen und Ordnen wir, das hinfüro
auff beiden, dem Armbrost und Büchsen Reynen, zuo
dem Abendtzeeren weitters oder mehrers nicht dann
Brot, Wein, Käß und Obs auffgestellet und gegeben
und das uberig alles verbotten sein und das Abendt-
zeeren also angestellet, das vor anfang der Abendt-
predig im Münster dasselbig geendet, kein weitter
Speyß noch Tranck mehr gegeben noch ferrer ge-
discht werden solle bey Straff XXX schilling, wel-
che die ubertretter entrichten. Jedoch sollen auff
dem Armbrust Reyn allein so lang die Johans Meß
weret42, die Kolben unverbotten, sonder zuogeben er-
laubt sein. |A 5r|
[6.] Sovil dann zuom sechsten die Schlafftrünck43 be-
langt, Dieweil dieselben ein lautterer uberfluß, So
wöllen wir sie hiemit in allen Herrbergen, Wurtzheu-
sern, auff den Stuben unnd in Burgersheusern bey
allen Gastereyen unnd Gesellschafften, Es seien
Hochzeitten, Heurahts abreden, Heimfürungen44
oder andere zuosamenkunfften, durchauß abgestellt
und verbotten haben bey Peen und Straff XXX
schilling, die jeder Parthey, der sie gibt, halt oder
nüsset, und einem jeden insonderheit, ohne nachlaß
abgenommen werden.
Jedoch sollen in allen obbestimpten fällen die fremb-
de wanderende Leut, so ettwan zuo den Mittag- und
Nachtimbissen spaht in die Herrberg kommen, de-
nen zuor Notturfft essen und trincken nachgegeben

41 Festliches Gelage, s. Schmidt, Hist. Wb. elsäss. Mund-
art, S. 202f. (vgl. dazu auch Nr. 19a).
42 In Straßburg fanden zwei Messen statt, die eine zu Jo-
hannis, die andere an Weihnachten. Jede dauerte insge-
samt vier Wochen (je zwei Wochen vor und zwei Wochen
nach dem Fest). Vgl. Crämer, Verfassung, S. 109;
Fuchs, Foires, S. 266f.
43 Am Abend veranstaltete Trinkgelage, s. Grimm, DWb
15, Sp. 311.
44 Das feierliche Geleit der Braut in ihr neues Zuhause war

werden muoß, Deßgleichen Fürsten, Graven und ge-
borne Herren, die dise Statt besuochen würden, nicht
begriffen, sonder außgenommen sein, Mit disem
vernerm außtruckenlichem Geding, das die Würt,
Gasthalter, Hauptkannen unnd Kuchenmeister bey
Straff XXX schilling pfenning den frembden für
sich selbsten und ohne erfordert keinen Schlaff-
trunck noch mehr Wein nicht auffstellen noch nach-
geben. Da es aber ein frembder begeren würde, soll
ihme dasselbig zuothun und der Billichkeit nach in-
sonderheit bezalt zuonemmen unbenommen sein,
doch hierunder gar keine gefahr45 gebraucht werden.
[7.] Für das sibende, So ist unser Will und Meinung,
das hinfüro in den Wurtzheusern, Herrbergen, auff
den offnen unnd andern Zunfftstuben, auch in Bur-
gersheusern, da Hochzeitten, Gesellschafft oder an-
dere Gastereyen gehalten, keine frembde oder hei-
mische Spielleüt, als Geyger, Leyrer, Pfeyffer oder
dergleichen mehr, gestattet, geduldet, bestellt oder
gebraucht werden bey der Straff XXX schilling
pfenning, die dem jhenen, der sie darüber bestellen
oder gebrauchen würde, abgenommen, Aber die
Spielleut mit dem Thurn gestrafft werden. Jedoch
solle auff den Hochzeitten, auch den Burgern in ih-
ren Heusern, ein ehrliche Music zuohalten und zuo-
haben unverbotten, sonder dasselbig hiemit erlaupt
und frey gestellet sein.
Also wöllen wir auch nicht mehr gestatten, das
bey nächtlicher weil46 auff den Gassen angereg-
te47 Spiel gebraucht oder getriben werden, Sonder
unsern geschwornen Scharwächtern48 |A 5v| hiemit
bey ihren Pflichten aufferlegt und befohlen haben,
Wa sie fürther ein solches auff der Gassen hören
oder innen werden, dasselbig als bald zuowehren und

meist mit einem Fest verbunden, s. Grimm, DWb 10,
Sp. 870f.
45 Betrug, Hinterlist, s. oben Anm. 35.
46 Zu nächtlicher Zeit, vgl. Lexer 3, Sp. 886; Grimm,
DWb 28, Sp. 791.
47 Erwähnte.
48 Den von den Zünften besoldeten Scharwächtern oblag
die Bewachung der Stadt während der Nachtstunden.
Im Jahr 1573 wurde eine neue Scharwacht-Ordnung er-
lassen. Vgl. Crämer, Verfassung, S. 56.

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