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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0523
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52. Vereinbarung zwischen dem Kirchen- und dem Akademiekonvent

len55, unnd was dem allem anhangt, also in ermelt-
tem standt verpleiben, sich khain theil demselben
widersetzen oder einiche verenderung ohne unser,
eines magistrats und ordenlichen schul conventsb
zuthun, wissen und willen zugelassen werden oder
statt haben, das auch allem dem, was inn jetzberür-
tem schul convent jederzeit einhelliglich oder durchs
mehr bewilligt und beschlossen würdt, von allen
theilen, niemand außgenommen, gehorsamlich ge-
lebt werden soll.
Sovil dann die postulata betreffen thut, inn denen
die erbettene beyderseyts |191r| die begeren56 ettwas
ungleich befunden, als namlich von wegen, das der
eine theil sich beschwerdt, als ob der schul convent
und professores der schulen unbillich von dem kir-
chen convent biß daher abgehaltten unnd außge-
schlossen wordenn, zum andern die versehung,
bestellung unnd anordnung der theologischen lectio-
nen und disputationen, zum dritten das praesiden-
ten ampt im kirchen convent, zum vierdten auff-
nemmung neuwer schulprofessorn, so dann zum
fünfften unnd letsten die aufferziehung der jungen
und ersetzung der kirchen diener belangende und
was demselbigen anhangt, da werec durch die erbet-
tene underhendler jetzerzelter stück und postulata
halbenn nach vilfalttiger, vleißiger, derhalben ge-
pflogener tractation alles auff nachvolgende ver-
trags mittel unnd weg mit beider theilen guttem
wissen unnd willen gehanndelt, vertragen unnd ge-
mittelt:

b Gestr.: wissen.
c Korr. aus: ist.

diesem Band. Die Inspektion der beiden Kollegien war
Johannes Marbach Ende 1573 vom Magistrat entzogen
worden. Die Aufsicht wurde dem Schul- bzw. Akademie-
konvent übertragen, der für diese Aufgabe eine vier-
köpfige Visitatorengruppe ernannte. Vgl. Fournier/
Engel, Statuts 4,1, Nr. 2068, S. 184-186; Schind-
ling, Hochschule, S. 135f.
55 Vgl. dazu die Liste in Fournier/Engel, Statuts 4,1,
Nr. 2065, S. 179-181.
56 Forderungen, s. FWb 3, Sp. 571f.
57 Vermieden, unterdrückt, s. FWb 1, Sp. 349.

Als namlich und zum ersten den obbestimpten kir-
chen convent belangende, damit umb sovil desto
mehr freundtlicher, gutter will und brüderlich ver-
trauwenn zwischen |191v| den personen theologici et
academici conventus erhaltten und, was zu neuwem
unlust, widerwillen oder sonst bösem verdacht ur-
sach geben, jedeßmal beyzeit fürkhommen und ab-
geschnitten57 werden könnte, were für nutz- und
auffbeuwlich beide58 der kirchen und schulen ange-
sehen, das der senior oder praeses des kirchen con-
vents sampt den herren pastoribus zum wenigsten
im jahr zwey-, drey- oder auch mehrmalen, je nach
gelegenheit und so offt es die notturfft erfordert, den
herren rectorem, decanum, visitatores, auch ettliche
von den professoribus publicis und praeceptoribus
classium zu sich in den kirchen convent beruffen
und alda auff das aller vertrauwlichste mit einander
conferieren und rhatschlagenn sollen von denen sa-
chen, die gehören ad exercitia pietatis und erhalt-
tung gutter zucht und disciplin bey der jugendt,
auch einander als glider eines leibs handthaben
unnd, was jeder zeyt den legibus gemäß erkhandt
und geschlossen, zu allen theilen helffen befürdern
und ins werckh richten59.
Es soltten auch hinfürtter kheine examina theo-
logiae gehalten werden, es weren dann auch ettliche
auß den professoribus und praeceptoribus dabey,
damit die neuwen |192r| angonden kirchen diener, die
auß unserer schul an andere ort verschickt würden,
nit allein von dem kirchen convent, sonder auch den
schul personen als iren praeceptoribus, denen sie am
besten bekhandt, irer erudition und zugebrachten
ehrlichen leben und wandels gnugsam zeugnuß ha-
ben könnten.
58 Sowohl [...] als auch, s. FWb 3, Sp. 880f.
59 Bereits in der Kirchenordnung von 1534 (Nr. 17, S. 236)
war ein Hinzuziehen der Lectores, Schul- und leermeyster
bei den Versammlungen der Pfarrer und Helfer (convo-
catz) vorgesehen, wenn dort Schulfragen behandelt wur-
den. Auch die Weisung des Rates an den Kirchenkon-
vent vom 13. Juli 1562 schrieb deren Teilnahme vor: [...]
unnd zu sollichen conventen unnd berathschlagungen die
professores scholae auch erforderen sollen (Nr. 44, S. 468).
Nach Marbachs Aussagen waren aber seit Beginn seiner
Tätigkeit in Straßburg (1545) keine Lehrer bei den Ver-
sammlungen des Kirchenkonvents anwesend (s. AMS
1 AST 63, Bl. 206-210).

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