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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0111
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9a. Mandat gegen Täufer und Anhänger anderer abweichender Lehren 1565

güter sollen one allen mittel zugeschlagen und con-
fiscirt, doch den negsten freunden12 uf ir begern fur
frembden umb ein pilligs verlassen13 werden.
Wa Man und Weib verlauffen und Kinder hin-
derlassen, welche denn unchristlichen Secten nitt
anhengig, Sollen dieselbige auß den confiscirten gü-
tern ertzogen und underhalten werden, Wie dan des-
fals ire negste verwanten vortzubescheiden und der-
wegen mit inen zuhandlen, Also das uns auß soli-
chen gütern zimbliche abtracht14 geschehe und sie,
der kinder freunde, gnugsame burgschafft thun, den
entwichenen auß denselben gütern kein hilf oder
steur zukommen zulassen. Im fal auch under soli-
chen kindern noch einiche ungetaufft (darnach man
sich mit vleiß zuerkundigen) weren, dieselbige nach
der Christlicher ordnung noch zuteuffen.
Da aber eins, es sei Man oder Weib, den ver-
dambten Secten anhengig und verlauffen, und das
ander one kinder |A4r | hinder sich gelassen, derselben
gueter weren zum halben theil zuzuschlagen und zu
confisciren. Doch wa die verbleibende person sich
derwegen mit euch, unsern Ambtleuthen und Be-
velhabern, vergleichen und pillige abtracht thun
wolte, Hette man die mit der versicherung, dem ent-
wichenen davon keinen vorschub zuthuen, darzu zu-
gestatten.
Im fal derselbig eins das ander mit kindern hin-
derlassen, wisset ir, unsere Ambtleut und Bevelha-
ber, euch darinnen auch nach gelegenheit zuhalten
unnd wie hievor im ii. Puncten oder underscheid
anngezeigt, die negste freunde dartzu zunemen und
mit inen zuhandlen.
Jedoch wollen wir hochstermelter Key. Mat.
und des Hei. Reichs Constitution, Ordnung und Ab-
schieden, dergleichen unsers Herrn vatters seligen
und unserm außgangnem Edict15 hiemit nichts be-
nommen oder derogirt haben.
Es sollen auch unsere Ambtleuth und Bevelhaber
gute, bestendige kundschafft und anschlege, sonder-
lich in den Buschen, Bröchen, Heiden und auff an-
12 Verwandten.
13 Überlassen.
14 Erstattung.
15 Siehe oben, S. 74 Anm. 3 und oben, Nr. 3a und 3b.

dern einsamen, heimlichen platzen und wan die
hohe Festage vorhanden, dergleichen, wan der
Män16 volwachsen und lang scheinet, vornemen,
Damit die vorgenger, Lehrer, Ufwickler17, winckel-
und busch Prediger an den ortern, da sie ire zusa-
menkumpsten haben, mogen bekommen und in
hafftung gebracht werden, umb von denselbigen al-
len grunt und gelegenheit zuerfaren, auch sie als die
verfurer der armen, einfeltigen mit geburlicher
straff zu verfolgen. Und weren unsere underthanen
vleissig zu vermanen und zu warnen, sich zu densel-
bigen nit zu begeben noch ire böcher zu lesen, wie
auch niemant soliche böcher inn unsern Fursten-
thumben und landen veil zu haben zu gestatten bey
verleuß derselben und sonst vermeidung unser hoch-
ster straff. Denjenigen, so man zu der kundschafft
und anschlegen, wie obgemelt, braucht, sol auß den
confiscirten gutern ein zimliche verehrung verspro-
chen und gegeben werden. Und hetten unsere Ambt-
leute und Bevelhaber sich mit unsern und der auß-
lendigen ge- |A4v| nachbarten Ambtleuthen und Be-
velhabern hiruber zu vergleichen, damit die verfol-
gung und zerstrewung der Rottungen einmutiglich
geschehen und vorgenomen werden moge, Dan wir
soliche unchristliche, verdambte Secten, wie auch
andere beschwerliche newerungen in unsern Fur-
stenthumben und landen zugestatten gar nit ge-
meint, sonder vil mehe die unsere sowol in Religions-
und glaubenssachen als sonst inn guter eindracht
unnd friden zuerhalten, auch schedlichen verlauff
und spaltung zuvorkommen, mit gnaden des Al-
mechtigen entschlossen.
Nachdem wir auch gleichsfals bericht, das unange-
sehen unserer vilfeltigen bevhelen nitt allein grosse
ungleicheit mit dem Kirchen- und Gottesdienst in
unsern Furstenthumben und Landen ingerissen,
Sonder auch bei etlichen alle Christliche, Gotselige
Ceremonien gentzlich abgeschafft, unsers Herrn
Vatters seliger unnd loblicher gedechtnus außgang-
ne Kirchen Ordnung18 zuruck gestelt und ein jeder
16 Mond.
17 Aufwiegler, Aufrührer, Grimm, DWb 1, Sp. 779f.
18 Kirchenordnung von 1532 und Declaration von 1533,
siehe oben, Nr. 2a und Nr. 2c.

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