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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0308
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Die Grafschaft Lippe

von 1526: „Thom andern vormane ik iw in Christo, als ok in der düdeschen mysse is etc.“ Einen völlig
eigenständigen Abschnitt besitzt die Ordnung in dem Kapitel zur Ehescheidung („Van entschedinge“), das
in der Calenberg-Göttinger Kirchenordnung kein Vorbild hat.83
In den Aufzeichnungen des Horner Pfarrers Johannes Wilhelmi, in denen Corvinus’ Ordnung überliefert
ist, findet sich nicht nur eine Abschrift der lippischen Kirchenordnung, ein beigeheftetes, auf den 18. Ok-
tober 1543 datiertes Blatt gibt auch über die gleichzeitige Verwendung der lippischen Kirchenordnung von
1538 und Corvinus Ordnung von 1542 Auskunft: „Korth uththoch offte summarien beidder ordinantien
dusser graveschop Lippe, daryne upt korteste artikels wyse vorfatet synt de hovetpünte der ordinantien,
dar uth de overicheit, pastores und yder synes gelegen lychtlick tho erynnerende und wyder nottrofftige
vorklarunge der kercken ceremonien und religion ämpteren, wo solcke ordenyngen erbarlick und frucht-
barlick myt Gades hulpe und gnaden, so vel mogelick, eyndrechtlyck tho holdende syn, und wat sust nütte
und denlick tho der behoff umbegeven hyrmyt we sust wyder thor tydt vorfallen mochte“.84
Corvinus’ Ordnung ist in Johannes Wilhelmis „Agendbuch“ auf 1544 datiert.85 Da sich Corvinus nach
seinem Aufenthalt im Frühjahr 1542 jedoch nicht mehr mit der Reformation in Lippe befasste, wird die
Ordnung bereits zu dieser Zeit anlässlich seiner Visitation in Lippe entstanden sein.86 Diese Annahme wird
durch ein Schreiben vom 30. Mai 1542 erhärtet, in dem die Vormundschaftsregierung Herzogin Elisabeth
von Braunschweig-Lüneburg mitteilte, dass sich Corvinus’ Rückkehr an ihren Hof verzögere, da dieser noch
damit befasst sei, „eyne christliche ordenunge in der religionsache nach gots worde in diser graveschaift
Lippe antorichtende“.87 Corvinus’ Agende blieb bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts hinein in
Lippe in Gebrauch.
4. Die Revision der Kirchenordnung von 1538
4a. Zeremonienordnung [1542] (Text S. 351)
4b. Ordinationsordnung [1542] (Text S. 359)
4c. Zuchtordnung [1542] (Text S. 361)
4d. Ausschreiben zur revidierten Kirchenordnung 8. März 1559 (Text S. 366)
4e. Ausschreiben zur revidierten Kirchenordnung 18. September 1564 (Text S. 368)
Infolge des Schmalkaldischen Krieges, in den Lippe, obwohl kein Mitglied des Schmalkaldischen Bundes,
als Vasall des hessischen Landgrafen hineingezogen worden war, musste Graf Bernhard VIII. am 11. Okto-
ber 1548 das Interim annehmen.88 Erst nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 konnte er zum

83 Vgl. ebd., S. 188.
84 LAV NRW OWL, L 65 Nr. 4, fol. 108r. Vgl. Prieur, Im
Auftrag, S. 44 Anm. 34.
85 Siehe unten, S. 350.
86 Vgl. Prieur, Im Auftrag, S. 43f. und Anm. 34; Bauer-
mann, Visitation, S. 133 Anm. 75; Wolf, Einfluß, S. 93;
Tschackert, Corvinus, S. 71; Rügge, Kirchenordnun-
gen, S. 14; Haase, Reformieren, S. 27; Kiewning, Ge-
schichte, S. 156; Stupperich, Antonius Corvinus, S. 28f.
87 Tschackert, Briefwechsel, Nr. 140. Auch Hamel-
mann, Opera genealogico-historica de Westphalia et
Saxonia, S. 1072 berichtet, dass Corvinus 1542 nach

Lippe kam, um eine Visitation durchzuführen und eine
Ordnung der Zeremonien auszuarbeiten: „Hunc contemp-
tum auxit revocatio Corvini. Nam in posterio anno, hoc
est anno Domini 1542, ... Rediens in Comitatum hunc
solus visitavit Ecclesias, examinavit pastores, disposuit
singula et conscripsit aliquam ordinationem Ceremonia-
rum“.
88 1549 führte der Bischof von Paderborn eine Visitation
durch, in deren Folge die evangelischen Pfarrer durch alt-
gläubige ersetzt wurden. Nur Lemgo konnte sich diesem
Verfahren entziehen, Böhme, Lippe, S. 159; Bauer-
mann, Visitation, S. 113-146; Prieur, Im Auftrag,

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