Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0329
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2. Lippische Kirchenordnung 1538

horenn des herdes stemmen21, Abraham sach des
herren dag unnd erfrowede sich22, dait is, do he de
thosage vann Christo horde, ahine den geloven
averst is didt unnutte, Hebre. 4 [2]. Darumb fordert
idt dend geloven, Marci. ultimo23 eet primoe24, dar-
umb is auch dat evangelium eine kraft Gottes unnd
instrumenth, darmede flovich unnd verstendigf tho
makende alle utherwelden, Ro. 1 [16-17], 1. Cor. 1
[18] und 15 [1-2] und 1. Petri 1 [25], gdannh durch
dat evangelium wirt der mensche salig, idt is
einei starcke Gottes thor saligkeit denn gelovi-
gengj.
Des frien willen misbruck
Menn hefft geleret, dat ein mensche moege uthe sei-
nem friggen willen sodane guede wercke doen unnd
bose laten, dat he darmede moge seine sunde boten,
alle gebade Gottes halden, Got leven boven allek
unnd seinen negsten als sich selbst25, unnd dat tho
guden wercken nicht nodig sei de hillige geist unnd
seine genade, sonderen man konne sich dersulben
ltho vornel werdich macken, mdat dan falsch unnd
affgodisch, erlogen dhoint26 ismn. |
Rechte verstandt und gebruck des frien willen
Na der schrift anwisunge is de naturliche mensche
vor der widdergeport durch den hilligen geist fleisch,

d-d In C nachgetragen, D, E: alle dinck unnutte thor sali-
cheit, Hebr. 4. Darumb werth gefordert der.
e-e Fehlt B.
f-f C, D, E: lovich, verstendich und selich.
g-g Fehlt B.
h C, D: darum.
i In C nachgetragen, D, E: eine macht und.
j In C nachgetragen, D, E: gelovigen. Dorch dat evange-
lium, welches myt dem geloven entfangen wert, werden
wy oich anderwertt geborn unnd werden vornyet, ent-
fangen den heyligen geisth und averwynnen, doen gude
wercke, etc.
k B: alle dinck.
l-l Fehlt B.
m-m Fehlt B.
n In C nachgetragen, D, E: is. Dat thon guden wercken de
rechtverdunge des gelovens auch nicht nodich sy, bedor-
ve dar auch nicht vorher gaen.

dat is in gotlichen saken blint, verflocket, unreine,
sundthaftigo, moith sundigen, palle kraftp, vermugen
des naturlichen menschen ahine den hilligen geist is
verdorret hoig, als ein afgefallenn blome, Esa. 40
[6-8], unnd wat vam fleische geboren, is fleischq, dat
is verflocket unnd der hellen werdig, alle dancken
unnd dichten des menschen is boser, Gene. 6 [5],
8 [21], unnd dem gesette Gotes entjegen, Ro. 8
[1-17]. Ein fhuel baum bringt bose fruchte, Marci
1227, und de naturliche mensche versteit des geistes
saken nicht, sonder is ohme ein dorheit, 1. Cor.
3s, kann auch Gottes gesette nicht underdanig sin,
Ro. 8 [7]t.
Summa: Wat buthen rechten geloven geschuet,
is sunde, Ro. 14 [23]. Darumb is die hillige geist
unnd de genade Christi erst notig na der hilligenn
schrift. Im herten nemandt kain ahin den hilligen
geist seggen, dat Christus de here sei, 1. Cor. 12 [3].
Wi sint auch nit genuchsam, van uns selbst wat gu-
des tho denckende ader doinde, 2. Cor. 3 [5], Joan.
15 [5], darumb is alleine Christus werck unnd des
hilligen geistes kraft, geloven unnd gotselichlichenn
inn dusser welt tho levende.
Rechtes geloven misbruck
Dat man gemeint hefft, wanner wi den historischen
geloven hedden, wu dat Christus entfangen unnd
geporen sei van Marien, der jungkfrowen, gecreut-

o B: sundtlik offt sundtafftich, dat he.
p-p B: na aller krafft und.
q B: fleisch, Johannes 3 [6].
r B: bose van jogeth up.
s B: 1 [18], Jo. 3 [6. Vgl. 1Kor 2,14],
t In C nachgetragen, gestrichen: Item, wy konne nicht gu-
des van uns sulven gedencken, 2. Corinth. 3 [5].

21 Joh 10,3.
22 Joh 8,56.
23 Mk 16,16.
24 Mk 1,15.
25 Lk 10,27; vgl. Mt 22,37-39; Mk 12,30-31.
26 Tun.
27 Mt 12,33.

311
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften