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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0522
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Essen

5. Armenordnunga

1581
Armen Ordnunghb

1. Fur irst sollen provisoren und fursthender der ar-
men angestalt werden, die gotsfurchtig, from, barm-
hertzig, milt und fursichtig synα.
2. Item, der provisoren und der armen rhenten
uthmaener ampt und bevelch sall wesen, alle op-
komsten der armen, so vill muglich und minslich,
binnen jars gerichtlich oder guitlich uthtomaenen
und intobringen, und sall in dem nhemant uberse-
hen wirden, veilweniger ein erbar rhadt die macht
hebben mugen, der armen schuldenern der beta-
lungh wegen dilation oder uthstellungh tho ge-
venβ.
3. Item, die verordnete provisoren und fursthen-
der der armen sollen alle und jeder jarr vor eynem
gantzen erbarn rhadt bie einer benanter poen ires
innhemens und uthgevens geborliche und klarliche
rechnungh doen und den armen gar nichts schul-
[dich]c bliben, und, oder da einige restanten, alsdan
geborliche antzeig und bewiß doen, warumb mhan
die nit ehe erforderen konnenγ.
4. Und damit man sicher sie, was fur armen bin-
nen disser stadt Essend gesessen, und dat die in ge-
borliche verteichniss gebracht wirden muigen, so
sollen die pastor und predicanten in beiden kir-
chen1 fuir und nha2 vahm cantzell verkundigen, so
jemandt bynnen dysser stadt Essen wehre, die tot
armut geraden und die stuihr bedurftig, dat diesel-
bige sych bie furdelst den verordneten fursthendern,
darunder ehr gesetten, sich myt nhaemen und tho-
naemen, so syner personen alß siner familien, ahn-
geven und verteichnen soll laetenδ. |2v|

5. Darnha sollen die fursthender op nhiemantz
recommendation enigem armen eine sichere rhente
tho ordnen, sondern selbst und durch nhiemant an-
ders, eyn ider in synem feirdell ungewarnter sachen
die verteickende armen besoicken und myt allem flit
und ernst, so bie den nachbaren heimlich als och
sonsten in der armen huiser sich aller gelegenheit
umbstendtlich erkundigen, alsolche armen nha be-
forderungh enen underhalt tho erleggen und denen,
eß sie tho acht dagen, veirteindagen ader driewec-
ken, den armen trewelich verrichten und sulchs alles
klarlichen der armen scedell inverlivenε.
6. Und dwyll Gotts gnadt nicht alzit bie men-
niglichenn geheftet und och syne hant nyt verkurtz
is, alß dat die jenigen, so nhu unvermugent, dar nha
op eyn ander zytt habsellig, glickwoll lichtlichen
darnha widder tot armut geraden konnen, als sollen
die fursthender per vices tho allen veirteindagen der
verteickender armen huiser visiteren und sich der
armen gelegenheit flitig erkundigen. Und dha befun-
den, dat Gott iren standt verbessert, alsdan die tot
arbeit hinwiesen und, dha derselbigen armut thoge-
nommen, inen den underhalt verbesserennζ.
7. Es sollen ock die fursthender flitig opmircken
und verteichnen, van wat jarn die armen syn, oder
oft sie gesunth oft krank und wat sie fur hantwer-
cker oder sunst myt arbeit ahndryven und wie sie
dartho qualificert befundennη.

α Provisores und fursthenders, was fur leuth.
β Ampt der provisoren.
γ Rechnungh, wanehe.
δ Armen, sich anzogeven, wie.
ε Armen, wie zu stuhrenn.
ζ Armen, wie zu visiteren.
η Armen alter und sunst zu verzeichnenn.

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Essen 100/2356, fol.
2r-6r. Weitere Handschrift (Konzept): StadtA Essen

100/2356, fol. 9r-14v. Abdruck: Arens, Armenordnung,
S.131-136.
b Im Konzept: Armenordnungh, anno 1581 zu Essen auf-
gerichtet. Was ir den geringesten vohn den meinen thuet,
habt ihr mir selbst gedahn [Mt 25,40].
c Papier zerstör

1 In St. Gertrud und St. Johann, siehe oben, S. 491.
2 Vor und nach dem Gottesdienst.

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