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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0109
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7. Kirchenordnung 1542

Inn der Vesper der Sondage edder Feste schal alle
dinck geholden werden, alse thovorn van den Ves-
pern der hilligen avende gesecht ys79. Wo averst dat
singent tho lanck wörde, dat de Predige dardorch
möchte vorhindert werden, So mach de Kerckhere
dem Scholemester gebeden, de senge thovorkörten.
Inn den Stifften, alse Domkercken unde Clöster wil-
len wy und gebeden hirmit, dat alle |D lv| dinck na
der sulven wyse schal geholden werden. So vele den
Gades denst, so darynne vorhandelt, belanget,

scholen se nene ander tide singen edder lesen den
allene, de men nömet de Tempore. Ock scholen se
sick höden, dat se nichtes singen edder lesen, Dat
der hilligen Schrifft entyegen sy. Hyrup schal de
Bisschop edder Prawest flitich sehen, Dat nicht yn
den stifften edder Clöstern wat anders gesungen efft
gelesen werde. Ock wille wy uns des beflitigen, Dat
de Orden der Söven tide uth der Hilligen Schrifft
ene vorgeschreven unde hinden an desse ordenin-
ge80 schal tho stände kamen, Dat se sick also uth der
Biblia yn Gades worde tho övende hebben.

Wo men eine gemene Misse holden schal. Alle winckel misse unde Godtlose Misse
schollen gantz unde gar henförder affgedan syn Und by unser högsten
Straffe vorbaden. Wente dar schal nicht mer den ein gemene Misse
vor de yennen, so sick berichten laten willen, geholden werden.
Wente de Misse ys nicht anders denn allene ein gebruck des
Aventmals des Heren tho tröste den Krancken Conscientien
und darbeneven den Dodt des Heren
thovorkündigende811D 2r |82

5Eyne gemene Misse schal des Sondages vor de
yennen, so sick berichten laten willen, yn gewöntli-
kem Missegewande geholden werden up einem Al-
tar, dat dartho beredet unde gedecket schal syn mit
gewöntlikem handgerede83, alss kelcke, lichte etc.
De Domheren, So yn eren Dömen nene Carspei
Kercken84 hebben unde mit nener Seelen sorge be-
laden syn, De mögen des Sondages eine Latinische
Misse holden, Doch by dem beschede80, dat dar ock
welcke syn, de sick berichten laten, den Canon
gantz und gar vorby ghan unde den dodt des Heren
vorkündigen, dat ys darbeneven Predigen laten.
Ock scholen se dat Vader Unse Unde de wordt des
Sacramentes86 up düdesch yn den Stifften so wol
alse in andern Kercken, wo hernamals folget, singen
und lesen.

5 Missa.
79 Siehe oben S. 88.
80 Gemeint ist die „Ordeninge der Ceremonien vor Dom-
heren unde Clöster“, unten S. 130 ff.
81 Vgl. IKor 11,26.
82 Ordinatio ecclesiastica, Bl. B 2v: Ritus celebrandi pu-
blicam missam.

Ein Prester, de Misse holden wil, valle yn de kne vor
dem Altar und lese by sick Confiteor87. He bidde vor
de Prediger des Evangelii, vor den Könninck unde
vor dat Rike, ock vor desse Förstendöme. Darna
handel he de Misse na older gewanheit. Doch dat he
se nicht beflecke mit dem Titel des offerhandes88 eff-
te werckes, wo denne der Papisten Hüchelie unde
honspottinge vorhen gewesen ys. | D 2v |
Thom Ersten mach men singen effte lesen den In-
troitum89, de nicht wedder de Gödtlike schrifft sy,
men de gelick syn den yennen, de up den Sondagen,
ock yn den Festen Christi, uth dem Psalter gena-
men, gesungen werden. Up den dörpen mach men
einen düdeschen Psalmen vor den Introitum singen.

83 Gerät für den Handgebrauch, s. Grimm, DWb 10,
Sp. 390 (lat.: consuetis vasis).
84 Pfarrkirche.
85 Doch by dem beschede - doch unter der Bedingung.
86 Die Einsetzungsworte zum Abendmahl.
87 Zum Confiteor in der Messe s. Leiturgia 2, S. 529-531.
88 Opfer.
89 Vgl. die Darstellung des Introitus der Messe mit ihren
Bestandteilen in Leiturgia 2, S. 59-67.

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