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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0110
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Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544

Dat Kyrie eleyson mach men singen mit man-
nigerley noten na underschedenheit der tidt90, wo
wente hertho geholden ys, Darna den Engelschen
Hymnum: Gloria yn excelsis Deo91. Den schal de
Prester anheven unde de Kercke vullenden.
Wenn sick de Prester thom volcke keret, so schal he
seggen: Dominus vobiscum. Und wen he sick wed-
der umme keret, so schal he de Collecten lesen, doch
allene up düdesch unde men eine thor tidt, ydt were
den sake, dat de gelegenheit unde nodtrofft der tidt
tho der einen noch eine andere dede fordern. Darup
antwerdet dat volck: Amen.
Wenn dat gescheen ys, wendet sick de Prester wed-
derumme thom volcke unde list de Epistel yn dü-
descher sprake.
Alleluia, welcker ein ewich stemme der Kercken
ys, singen de kinder mit dem verse92, doch uthgela-
ten de vele noten, de men plach hinden antho-1D 3r |
hengende, darna vor dat Gradual93 einen düdes-
schen Psalm, uth der Schrifft genamen, edder ock
ein Gradual, dat men twe verse hefft.
De Sequentien unde prosen94 scholen alle underlaten
unde nicht gesungen werden, uthgenamen yn dren
groten Festen Christi, alse van Wynachten wente
tho Lichtmissen [2. Februar]: Grates nunc
omnes95, mit synem düdeschen gesange96, Van Pa-

j A: Speritus, B: Spiritus.

90 Zum Kyrie eleison ebd., S. 14-22, in der Reformations-
zeit ebd., S. 17 f.
91 Zum „Gloria in excelsis“, auch als Hymnus angelicus
(nach Lk 2,14) oder große Doxologie bezeichnet, vgl.
ebd., S. 23-29.
92 Ebd., S. 71-75. Zur Hinzufügung der Verse (Halleluja-
verse) seit Gregor d. Gr. ebd., S. 72 und 74.
93 Auf den Stufen zum Lesepult angestimmter Gesang zwi-
schen den Lesungen im Wechsel zwischen Vorsänger und
Chor.
94 Zur Sequenz s. LThK3 9, Sp. 476 f.
95 Wackernagel 1, Nr. 88, S. 69.
96 Luthers „Gelobet seist du, Jesu Christ“, s. Wacker-
nagel 3, Nr. 9, S. 9; AWA 4, Nr. 5, S. 165-167.
97 Wackernagel 1, Nr 199, S. 130.

sehen wente tho Pingesten: Victime Paschali97, mit
synem düdeschen gesange98, Den yn den Pingesten:
Veni, Sancte Spiritus^ ", mit synem düdeschen ge-
sange100.
So wendet sick de Prester wedder thom volcke unde
lest dat Evangelion, doch yn düdescher sprake mit
solckem anfange: Hec sequentia verba etc. Darna
keret he sick wedderumme thom Altar unde singet:
Credo in unum Deum101. Darna wy gelöven102.
Na dessem alle geschüth de gewüntlike Predige.
Wenn de uthe ys unde den gefunden, de sick berich-
ten lathen willen, Schal de Prester bereden Brodt
unde Wynn na dem talle syner Communicanten,
unde scholen sick thom Altar vorfügen unde sick
ordentlick tho der Communion schicken.
Denne so keret sick de Prester thom volcke, dat
sick berichten laten wil, unde lest eme vor | D 3v | eine
vormaninge tho dem Sarcramente. Wenn dat ge-
scheen ys, wendet he sick wedderumme thom Altar
Unde singet mit luder Stemmen, doch up Düdesch:
Pater noster etc., Darna de wort des Avendmals,
doch vor allen dingen yn düdescher Sprake103.
Wenn men dat Sacramente uthdeelet, so schal
men den Communicanten, so dat brod unde Kelck
entfangen, nichtes seggen, Wente tho vürn ys ydt
ynt gemene gesecht, do de word des Avendtmals ge-
lesen sint. Ock scholen de Kerckendener flitig acht

98 Luthers „Christi lag in Todes Banden“, s. Wacker-
nagel 3, Nr. 15, S. 12; AWA 4, Nr. 12, S. 194-197.
99 Wackernagel 1, Nr. 160, S. 105.
100 Luthers „Komm, Heiliger Geist, Herre Gott“ s. Wak-
kernagel 3, Nr. 19, S. 14; AWA 4, Nr. 15, S. 205-209.
101 Zur Verwendung des „Credo in unum Deum“, d.h. des
Symbolum Nicaeno-Constantinopolitanum, in der Mes-
se s. Leiturgia 2, S. 29-37, vor allem S. 32-34.
102 Hier ist wohl das Glaubenslied „Wir glauben all an einen
Gott“ gemeint, s. Leiturgia 2, S. 33.
103 In der Ordinatio ecclesiastica, Bl. B 4r-v folgt hier die
Freigabe der Elevation: Et subinde a verbis decenti eleva-
tione, si ita visum fuerit ministro elevet sonantibus interim
cymbalis iuxta consuetum. Nam in his servanda est libertas
christiana, ita tarnen ut de hac populus ante satis praemo-
neatur et nihil horum mutetur sine consensu et mandato
superintendentis.

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