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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0172
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Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544

2. Ydt ys ock nödig, da die avern in clostern de ca-
techismus lehre bedrifft, dat se daruth antwerden
kondt8, daher de, so dartho nicht vörgebes gesett
sind, edder dersulven vicarii by Verlust erer preven
dat catechiseren alle wöcke dohn schölen, alse in
groten steden und scholen hebben de lectores theo-
logiae ock lectiones catecheticas.
3. Darna gebeden unde befehlen wy vornemlick, dat
dydt also by dem actu communi apostolico ymer
blive, dat de capellane up den land sülvest de schole
holden, de kinder thom gebede thogewönet, unde na
dem catechismus erstlick de bibliscken texte lüde
vorsprecken unde de lütjen lüde, darmet se acht ge-
ven, nabeden laten, ock wider met de antwort unde
uthlegung also thom andern gang fortfaren9 und be-
stendig repeteren schöl. Wo se averst nicht frischk
wesen10, dat einer von den uppersten in der scholen
vorbeden unde yme nabeden laten mach. Darby
scholen ock de capellane de kinder thom bibel-lesen
holden, druth forschen unde fragen unde, wat se nig
beholden, kortlick anwiesen und de andere dat wed-
der halen laten, ock im övrigen se thom lesend leh-
rend, skrievend, recknend vlitig vor uth des namid-
dages anholden.
Yede schole schal ere bibel* 11 und psalmbok12 uth der
kercken casse hebben. De arme jöget eren scholgeldt
överst betalet de gemeine ut den armen geldern.
Unde so die capellane met flyth arbeiden, so schölen
se darvör alle mand 1 marck lübsch baven yn heb-
ben. Dayegen de, desse arbeid versumen, med kin-
dern fücheln13 edder hoveln14, schölen bestrafet unde

M Abdruck: ohne uth not.

8 Vgl. Nr. 7, S. 118: Darumme schal ock ein ytlick Kloster
einen gelerden Mann hebben, de ene vorlese de billigen
Schrifft, se lere den Catechismum Predigen etc.
9 Zunächst sollten die Stücke des Katechismus ohne die
Erklärungen gelernt werden, beim zweiten Durchgang
(andern gang) dann mit den Erklärungen.
10 Gesund sind, s. Grimm, DWb 4, Sp. 207 f. (zu frischk s.
auch den letzten Abschnitt von 3).
11 Seit 1534 lag eine von Bugenhagen besorgte niederdeut-
sche Vollbibel im Druck vor.
12 Zu den in Schleswig-Holstein im 16. Jh. gebräuchlichen

de fühl wesen suspenderet, averst die vlietigen tho
einer hohem stuffe upkamende verhögert werden.
Darup de parherrn ernstlick holden unde recht in de
schole up de kinder tho schauen, also ock de upge-
wassen unde gehelde gemeine dayegen versorgen
unde so vor de kräncke und frischke by dage und by
nacht up tho passen, darmed se up disse wyse nyn
thohörer, lüttje edder grote, vorsümen.
4. Wat endlich de jöget edder kinder in städen unde
flecken belangt, de ere scholrecters, medhelper und
gesellen hebben, de scholen in de ordentlicke schole
unde classen gähn, unde van kind up lüde tho be-
dende angeholden, unde nicht, bohne nohtb , med
dwang edder kloppen, wol överst med laven und
med leeve tho eren Christendohme alle dag angelei-
det werden.
5. Ydt schal ock der scholholder syne fruw de dirn-
ckens10 allein verhören und se manierlicke med la-
vend edder drohen, med umsettend, uthwendig
leren eines lüttgen sprocks, endlich med dalken-
hend16 edder roden17 strafen, wo se altho unardig
wesen unde se de vermahnung nicht folgen. Schuhe
averst, alse dat in mancken hübsken steden yss, un-
der eres mannes upsehen eine capellansche edder
diaconi ehefru de jungfer schole annehmen unde na-
middags 2 stunden in andern junferlicke saken:
näend, wörckend, knittend etc., anföhren, dat sehen
wy thom besten.
Doch so dat sulwige edder den praeceptor syne fruw

Gesangbüchern in niederdeutscher Sprache vgl. Rend-
torff, Schulordnungen, S. 210, Anm. 1; Carstens,
Geschichte des Gesangbuchs, S. 110; Feddersen, Kir-
chengeschichte 2, S. 463-469.
13 Schmeicheln, s. Grimm, DWb 4, Sp. 330.
14 Verprügeln, s. Grimm, DWb 10, Sp. 1590.
15 Kleinere Mädchen (im Unterschied zu den weiter unten
genannten jungfern).
16 Rendtorff, Schulordnungen, S. 216 leitet das Wort
von dalken - „schwerfällig reden“ ab und übersetzt hier:
„mit schwerer, harter Hand“.
17 Ruten.

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