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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0177

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Visitations-Abschied für die Kirchen St. Nicolai und St. Marien in Berlin von 1540.

157

gedeütet werden ; und soll der probst samt den
caplanen das volk zuvor vormahnen, das sie darein
gehen, iren kindern und gesinde auch zur selben
stunde dazu vorlauben sollen.
Damit dann dis alles in guten ordentlichen
schwank bracht, soll der itzige, auch die kunft-
gen probst zu Berlin, alzeit fleisig aufsehen, das
deme, wie ob auch hierunter von der schulen
gesatzt, zu jeder zeit geburlichen gevolgt werde;
welchs ime die visitatores hiemit ernstlich ein-
pfinden. Es soll auch ein probst an hohen festen
und feiertagen und etwen die wochen uber, nach
gelegenheit der zeit einen tag selbs predigen,
vesper, horas de tempore und messe helfen singen,
sacrament reichen und in der kirchen aufsehen
thun.

Von besoldung der probste und caplan.
Es soll hinfuro ein jder probst zu Berlin zu
seiner wohnung haben das probsteihaus, und
daruber das jerlich ordentlich einkommen an
pachten, zinsen und opfer, so darzu gehorig, wie
dan in bei verwartter registratur namhaftig zu
finden. Aber dem jtzigen probst er Georgen
Buchholtz sollen bei zeit seiner verwaltung
vor das ordentlich einkomen der probstei jer-
lichen anderthalbhundert gulden und vier winspell
rogken aus dem gemeinen kasten ader von den
einnehmern der pechte und zinse, so durch die
visitatorn zu unterhaltung der beider kirchen-
diener verordenet, volgen und gereicht werden;
und wiewol das ordentlich einkomen der probstei
jerlich nicht soviel austregt, so soll man doch
von andern leiten zubuss darzu nehmen; dogegen
soll auch der rath zu Berlin, ir einnemer oder
vorsteher des gemeinen kastens, alles und jedes
einkomen der probstei an pachten, zinsen, opfer
und andern, einheben, und soll dise des probsts
und caplans bestellung und besoldung uff Michaelis
schirst angelten. Auch soll gemeltem probst er
Georgen das nehist vacirende geistlich lehen in
diesen beiden kirchen, so de collatione der herr-
schaft seien wurde, die zeit uber, so lange er
probst ist, zu halten verliehen werden. Wan sich
aber zutruge, das die probstei vorledigt, soll als-
dann in eins jden probsts gefallen stehen, das
ordentlich jerlich einkomen der probstei ein-
zuheben oder aber sich um ein genants mit dem
rath und gemeinen kasten zu vortragen und da-,
kegen das einkomen der probstei zu vorlassen.
Es soll auch probst und alle priester alhie
dem bischoff zu Brandenburg jerlichen seine
bischoffliche gerechtigkeit unweigerlichen aus-
richten.

Caplan
Die vier caplan soll jder des jares itziger
zeit, bis man merern vorrath haben kan, vierzig
gulden an gelde zur besoldung, und daneben
zwen winspell rogken und freie whonung, die der
rath und kastenherrn an gelegenen orten nicht
weit von der kirchen bestellen sollen, haben.
Daruber sollen sie auch die accidentalia von
teufen, begrebnussen und einleitungen, auch andern
mer, wie bishero ublich gewesen , einnemen und
behalten.
Kuster.
Die oberkuster in beider kirchen sollen ire
geistliche lehen, die sie itzo besitzen, bei zeit
irer verwaltung behalten, daneben auch die-ordent-
lichen einkomen der oberkusterei gebrauchen;
und soll der rath zu Berlin, wie obgesatzt, den
quartalpfennig vor die kusterei lassen einnamen.
Wo aber die itzigen oberkuster vorfielen oder
abzogen, soll der rath samt den kastenhern, nach
gelegenheit jder kirchen und der muhe eins
kusters, bedacht sein, das einem oberkuster ein
genants aus dem gemeinen kasten verordnet. Die
unterkuster aber, des oberkusters gesellen, sollen
auch ire ordentliche accidentz von dem quartal-
gelde, leichleuten und andern, wie bishero ge-
braucht, samt irer gewenlichen herberg haben.
Damit aber der gemeine burger von den kloster-
gesellen mit dem kaldar ferner nicht uberlaufen,
soll ine dafur aus dem gemeinen kasten ein jer-
lichs genants vorordnet werden; wie dan der rath
nach gelegenheit in deme werden an zahl und
masse finden.
Organisten.
Dem organisten in Sanct Niclas kirchen
sollen jerlich zwenitzig gulden aus dem gemeinen
kasten oder von den einnemer, davon obgesagt,
gericht werden, und die accidents von braut-
messen oder einleitungen der sechswechern auch
behalten. Dokegensoll er das lehen trium regum,
so bishero zur orgel gebraucht, dem gemeinen
kasten abtreten, und soll der organist je zu zeiten
in unser lieben frauen kirchen auch schlachen.
Wurden aber der rath samt dem probst und
caplenen vor dienstlicher ansehen, das zu unser
lieben frauen auch solle ein eigener organist sein,
mogen sie bestellen und seine besoldung aus den
gemeinen kasten verordnen.
Schule.
Es wirdet in diesen leüften und zeiten am
besten bedacht, hinfuro das in der stad Berlin allein
ein schule, nemlich zu Sanct Niclas, sollte gehalten
 
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