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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0239

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Abschied für Gardelegen von 1541.

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werden, des jerliche besoldung soll sein, 50 floren
aus den vorrathe des gemeinen kasten davon
gesatzt, und sollen die zwei caplan, so bishero
gewesen, nemlich er Ludolff Vesche und er
Lucas noch zur zeit caplan bleiben und jre
geistlichen vicareien und commenden zu iren be-
soldungen halten und soll sich der pfarrer, prediger
und caplan im predigen, sacramentreichung und
kirchenceremonien hochgedacht unsere gnedigsten
herrn christlicher kirchenordnung halten und der
pfarrer soll auch bestellen, das alle sontag oder
andere feiertag des sommers am morgen um
5 hora und des winters um 6 hora in den beiden
kirchen eine um die andere das evangelium vor
der gemeine gesinde gepredigt werde. Aber das
amt und predigt sollen alle sontag und andere
feiertag in Sanct Niclas pfarre kirche des morgens
um 7 und in unser liben frommen kirche um
8 hora angefangen werden. Aber zur vesper soll
der pfarrer allewege den catecismus aus der
ordnung abzulesen und 1 artikel doraus zuerklern,
desgleichen nach gelegenheit die wochen uber an
werktagen etliche predigen von einer kirche zur
anderen bestellen.
Von den vicaren und commendisten.
Die vicare und commendisten alhie sollen
teglich in unser liben frommen kirche des morgens
die metten und nach mittage um 2 hora die vesper,
jedoch alleine de tempore singen, und wan ein fest
de sanctis kommet, sollen sie das kommun sanc-
torum halten , nur die neuen historien auslassen,
sollen auch die preces und collecten, uf die
weise, wie im stifte zu Coln an der Sprew ge-
halten wirdet, reformirn. Doruber sollen sie fleissig
zur predigt und zum hochwirdigen sacrament
gehen, und wan die schule ein amt in der kirche
singet, sollen sie auch dobei sein und mitsingen.
Sonst sollen sie sich kegen dem pfarrer alhie mit
geburlichen gehorsam vorhalten, ime auch, wo es
not, mit beichthorn und sacramentreichung helfen,
auch die ledigen weibspersonen bei verlust irer
lehen von sich thun und bei sich nicht dulden.
Von den kustern.
Die kuster in beiden kirchen sollen noch zur
zeit bis uf weitere vorsehung das einkommen aus
den heusern jedes orths in der stadt, auch wes
sie sonst noch dozu gehabt, ferrer gebrauchen.
Von der schule.
In der schule soll noch zur zeit alhie ge-
halten werden 1 schulmeister, des jerlichen be-
soldung soll sein 40 floren, und neben ime noch

2 gelarte gesellen, dorunder 1 cantor sei; soll
derselbige jeder jerlich 20 floren zur besoldung
und freie wohnung haben, doruber auch die acci-
dentzen davon hernach gesatzt; und sollen die
schulmeister und seine gesellen den schuler mit
fleisse furlesen, in der schule etliche ordnungen
oder classes scholasticorum machen und jeden
classem oder antzall in deme, dotzu sie geschickt,
es sei in grammatica, dialectica, rethorica und
also in artibus dicendi wol instituirn, in scribendo
exercirn, auch furnemliche elementa pietatis und
catecismus wol treiben und recitirn lassen. Es
soll auch gewohnlich in musica gelesen werden,
und soll der pfarrer uf die schule mitachtung
geben, das die knaben zuchtig leben und studirn
und das, so mehr zur schule vonnothen, mit rathe
des schulmeisters vorbessern. Was aber die ge-
senge, so durch die schule in der kirche ge-
schehen sollen, belanget, soll der schulmeister
ordnen, das jedes sontag oder anderen feiertags
1 gesell mit etlichen schulern das amt in unseren
liben frommen kirche singen moge und der schul-
meister samt den anderen gesellen sollen in den
obersten pfarre kirche solch singen des amts und
vesper mit den anderen schulern thun, aber des
werktags sollen die schuler zu zeiten, wann in
Sanct Niclaskirche geprediget wirdet, vor und
nach der predigt etliche lateinische und deutsche
gesenge singen; damit sie auch des psalters ge-
wohnen , sollen sie wochlichen am dinstag und
dornstag und sonnabend die vesper de tempore
singen. Aber an hohen festen soll die vesper
des abends zuvor durch die ganze schule in der
obersten pfarrkirche gesungen werden. Weil
auch die alten etliche christliche spruche antiphona
und responsoria de tempore aus der heiligen schrift
ausgezogen und gesungen, sollen die den schulern
in der schule noch vorgesungen werden und in
der kirche im brauche bleiben, so sollen die
schuler vor den thurn, auch anders nicht, dan
lateinisch singen, domit sie vor anderen mogen
gekant werden. Uber die obgesatzten besoldungen
soll 1 schulmeister samt gemelten 2 gesellen auch
haben die accidentzen aus der schule, nemlich
von jedem schuler 3 merkisch groschen pro in-
troitu, desgleichen auch von jedem schuler des
vierteljahrs 2 merkisch groschen, das soll der
schulmeister mit den 2 gesellen zugleich teiln.
Domit aber niemands die schule aus unvormogen-
heit scheuhen durfe, soll der schulmeister und
gesellen solche anzal geldes von den armen geringer
nehmen, auch dene, so es kontlich nicht in vor-
mogen sein, gar erlassen.
Von den accidentzen des pfarrers,
predigers, caplans und kusters, von
 
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