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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0378
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Das Herzogthum Pommern.

Und scholen ock derhalven hir die prediger
und parherrn gewarnet sin , dat se nicht alleine
und anfenglick, van der gnade und loven predigen,
sondern van der bote und sunde. Item vam torne,
gerichte und strafe gades aver die sünde, up dat
also erstliken de lüde ere sunde erkennen, vor
gades torn, gericht und strafe erschrecken, up dat
se also hernamals die sünde vormieden, und der
gnaden gades dankbar sin, wente wor solcke bote
nicht vorher gehet kan kein love noch beterunge
des levendes volgen.
Derhalven ock scholen de parherrn und
predigers de lüde vermanen, dat se nicht tom
schine und um gewonheit willen, up dat se sick
ock alse andere christen ertogen tom sacrament
gan. Item ock nicht alleine in gemeine weten to
seggende, ick bin ein arm sunder, sondern dat
ein jeder in sonderheit und sine sunderlicke sunde
gebreken und erdom erkenne, und sick eine con-
scientie dar over make, und gades torn und ge-
richte weder sick und wat he vordienet hebbe,
erkenne und völe. David alse he de Batschaba
Urias wiff, dorch ehebrekerie to sick gebracht
hadde, und den framen Uriam eren man im kriege
hadde laten vorslan, up dat he sin wiff beholden
möchte, hefft he ock wol gewust, dat he ge-
sundiget hadde, hefft ock bote gedan,averst de
sunde is em noch sote im herten gewest. Do
averst de propheta Natan qwam und helt em vor
de ogen und vorclerede em sine sunde und bos-
heit siner sunde, do qwam he aller erst tor rechten
bote, vortzagede und volde gades torne und sprack:
ick hebbe gesundigt. Besu dat ander bock
Samuelis am 11. capitel.
Darum scholen die parhern einen jedern in
sunderheit verhoren, und en sines levendes und
sunderliken gebreken und erdhomes vermanen,
up dat he tor rechten bote und erkenteniss der
sunde kame und gades torne völe, wente wur dat '
nicht geschüt, geit die minsche in seiner hüchelie
her, spreckt mit dem munde wol, he si ein armer :
sunder, averst im herten wet he nichts darvan,
die sunde sin em noch süte, darum kan ock kein
rechter love, die gades gudicheit erkenne dar sin,
ock beteringe des levendes nicht volgen. Eten
und drinken sulke hüchler den lieff und blot des
hern Christi tom gerichte, dat is tor vordömenisse.
Derhalven S. Paul spreckt 1. Chorin. 11. De
minsche pröve sick sulvest, und eten den van dem
live des hern Christi und drinke van sinem blode.
Wol nu sine sunde in sonderheit nicht mit
bittericheit sines herten völet, em truwlich let
sind, und warhaften vorsat hefft, sich to beterende,
und also der gnade in Christo begirich is, de is
noch nicht bereidet. Derhalven ein parher wol
leren schal, wo de lüde in der bicht tovorhorende
sind, alse eine forma volget.

Wenn averst einer kumt und kan noch de
tein gebot, noch loven, noch vader unse, den lat
nicht hen to, he hebbe se denne geleret und
vorsta, wat sunde und sacrament si.
Derhalven unmundige kinder, doren und wan-
sinnige lüde ock nicht tam sacrament gestadet
scholen werden.
Wor averst olde frome alvern lüde sind, de
idt gut meinen, mit den mot me gedult hebben
und se sunderlick underwisen.
Wo man einen in der bicht verhoren
schal.
Erstlick wenn einer tom parhern komt, be-
geret underwisinge und und erricht, wo he sick tom
sacrament schicken schal.
So frage en die bichtvader, ifft he ock die
tein gebot kan; spreket he nen, so holde en die
bichtvader vor und vorclere em, welcke ene grote
sunde dat si, de tein gebot gades nicht weten
noch gelernt hebben. So is idt io gewiss, dat he
nie darna gelevet und gedan hebbe, und also ahne
fruchten gades, ahn sine erkentniss und leve ge-
levet, dat mot ein grulick dink sin, diewile godt
spreket: vormalediet si ein ieder, der nicht blifft
in allen worden dises gesettes, up dat he sie
vullen bringe. Darumme danke he gade, dat em
godt so lange gesparet hebbe, und nicht gestraft,
sunder tor bote kommen laten.
Darum lat he idt eme let sin und beter sick und
do groteren flit im worde gades, dat he die gebade
gades wol lere, und mit einem guden vorstande
vate, und im loven Jesu Christi darna do und leve.
Antwerdet he averst, ja he kan se, so lat en
sie na einander her seggen, und darnach verhore
en ut einem jederen in sunderheit.
Und hir schal ein bichtvader geschicket sin,
und sulvest in den tein gebaden geövet, dat he
einen jedern na sinem stande wete to examineren
und verhoren ut den tein gebade gades.
Und sunderlick ut dem ersten, diewile bi
den christen leider so gemein is die toverie,
boterie, segenerie, dat ungetwivelt godt ein gru-
licke strafe over die ganze christenheit mot gan
laten, der grulicken affgoderie und affalles halven,
so examinier de bichtvader flitich und sunderlick
an den he sick vormodet, iff se ock mit disem
gruel und düvelschen gespenste ummegangen sin,
und drive jo flitich in der predige dat laster.
Und wenn en einer tor bicht komt, de van
der avericheit is, da wende hi allen vlit vor, dat
die avericheit nicht alleine mit solcken gruwel
nicht ummega, sunder bi eren undersaten keines
weges dulden, sondern ernstlick ahn alle gnade
und vortoch strafen, eder se sind solcker sunde
deilhaftich und godt wiro se mit dem iren strafen.
Also steit im andern boke Mosi, am 22.: die
 
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