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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0121
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Kurländische Kirchenordnung von 1570.

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müglicher unkost an diesen stetten und begreb-
nussen nicht gesparet, sondern dieselbigen geehret,
gezieret und von andern profan örtern gereiniget
und abgesondert, auch mit grabsteinen und epi-
taphien christlich orniret werden, wie solchs die
exempla Abrahae, Genes. 23. der vierhundert
seckel silbers, das seind bei die 200 reinsehe
gülden an seine erbbegrebnus gewant und Josephi
Johannis am 19. ausweisen.
Derhalben ists billich, das uber die erb-
begrebnus in den kirchspils kirchen, christlich ge-
halten werde, und ein jeder dieselbige gerne helfe
befürdern.
Die undeutschen sollen auch ihrem vermügen
nach, dasselbige gerne zuthun unterweiset und
dahin ernstlich, wie in der reformation angezeigt,
gehalten werden, das sie von den alten veld-
capellen und begrebnussen in den wölden ab-
gewant, ihre sepultur bei den kirchen christlich
und erbarlich um der seelen unsterbligkeit, des-
gleichen um der herlichen und freudenreichen
unsers fleisches auferstehung willen anrichten und
gottselig halten. Darauf denn von den super-
intendenten in der visitation und von den pfar-
herrn alzeit fleissig acht sol gegeben werden.
Zum vierden, gehören zu der christlichen be-
grebnus christliche und ordentliche ceremonien.
1. Ersten der glocken, das die leich gewönt-
licher weise, wie es bishero gebreuchlich, beleutet
werden.
2. Zum andern, der gesenge und so wol
traur als anderer trost psalmen, das man von dem
hause oder orte an, da die leich ausgetragen, an-
fehet, bis an das grab zu singen.
Mit fried und freud ich fahr dahin.
Erbarme dich meiner, o herre gott.
Aus tiefer noth.
Mitten wir im leben.
Das responsorium. Si bona suscepimus et
similia.
Ich gleub an gott vater, almechtigen.
Wir gleuben.
Diese psalmen und gesengen brauchet man
so viel für der leichpredigt als gefellig.
3. Zum dritten, die leichpredigt, wenn ein
deutsche begrebnus geschicht, oder die lection bei
der undeutschen grebern. Diese predigten und
lectiones sollen auf das kürzeste aus der 1. Corint.
am 15. Item 1. Thes. 4. oder andern schriften
gezogen werden. Darinnen fürnemlich der lebendige
trost von der seelen unsterbligkeit und des fleisches
auferstehung den christen fürgehalten werde, darzu
den die leichpredigten M. Spangenbergii und des
herrn Matthesii den pfarherrn sehr dienstlich.
Nach der predigt singet man widerum.
Ich gleub es fast und bins gewis.
Sehling, Kirchenordnungen. V.

O Jesu aller welt ein anbegin.
Iam moesta quiesce querela.
Und darnach unter der begrebnus.
Nun lasset uns den leib begraben.
4. Zum letzten, die ceremonien des versiculs
und der collecten.

Versiculus.
Herr, nu lestu deinen diener im friede fahren.
Responsio.
Denn meine augen haben deinen heiland
gesehen.

Collecta.

Lasset uns bitten etc. Darauf das gebet.
Diese ordnung der ceremonien sol gehalten
werden, wofür die vom adel oder sonst von für-
nemen leuten sollen der kirchen ein ehrliche er-
kentnus zugeben, nach altem löblichen gebrauch
unbeschweret sein, sich auch gegen pfarherrn,
schulmeister, glöckener dankbarlich erzeigen.
Das undeutsche volk sol ferner allezeit unter-
richtet und vermanet werden, das sie sich in ihrer
krankheit vom beichtvater besuchen und folgends
christlich auf erden, mit gottseligen ceremonien
bestetigen lassen.
Das letzste und fünfte stück zur begrebnus
gefürdert, wird decorum moderati luctus et piae
intentionis officium genant, das die frommen, gut-
herzigen und gottseligen christen traurig sein mit
den traurigen und weinen mit den weinenden,
Roma. 12., sich messig betrüben, 1. Thes. 4,
Syrach 38., ecclesiastes am 7. und sich folgender
christlicher andacht erinnern.
Ersten, des letzsten werks der christlichen
liebe, welcher nicht allein ist die begrebnusse,
sonder das man alzeit unser christlichen schwester
und brüder im besten gedenke, ihre vorige feile
und gebreche entschüldige, alles zum besten wende
und kere, als der prediger Salomon spricht, das
nach dem tote aller has aufhöre. Davon besihe
weiter Tom. 6., lenen, fol. 31.
Zum andern , sollen wir betrachten den zu-
stand unser wolfart in diesem betrübten vergeng-
lichen leben, davon Syrach cap. 7.: Hodie mihi,
cras tibi, Heuten mir, morgen dir.
Zum dritten, uns trösten des herlichen ar-
tickels unsers glaubens von der vergebung der
sünde, der auferstehung des fleisches und des
ewigen lebens, nach dem tröstlichen spruche
Johannis am 5.: Warlich, warlich, ich sage euch,
wer mein wort höret und gleubet deme, der mich
gesant hat, der hat das ewige leben und kömt
nicht in das gerichte, sondern er ist vom tode
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