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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0124
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108

Kurland.

Et simul auxilium praesenti a numine Christi
Poscit et expectat non dubitante fide.
Sic procedet opus faustum populisque tibique,
Navis aura et tuae vela secunda vehet.
Et 3. Chronicorum haec praecepta ex literis
sacris a D. Philippo traduntur:
Unusquisque facere debet officia suae vocationis,
iuxta dictum : In hoc sitis ambitiosi, ut sitis quieti,
et faciatis propria. Pastor debet docere: Rex
gubernare exercitus, stipendia, bella, pacem cor-
porum, non sunt haec igitur mandanda pastori, sed
unusquisque suo loco memor sit regulae: Propria
facite. Item: Unusquisque sicut eum vocavit deus,
ita ambulet. Et Syracidae tertio: Qui amat peri-
culum peribit in eo. Altiora te non stolide quae-
rito. Quae tibi deus praecepit, ea sancte cogita.
Haec Melanthon.
4. Zum vierden, bescheidenheit zuhalten und
zugebrauchen des gesetzes und evangelii unterscheid,
notturftiger gelegenheit nach die bus predige und das
strafamt des gesetzes unerschrocken ohne jenigs per-
son ansehen, zu gelegener und ungelegner zeit zu-
füren und nichtgleich andern jabrüdern und bauch-
predigern ein blat für das maul neme und zum
stummen hunde werde. Widerum auch des heiligen
trostamts bei den bussfertigen und gleubigen nicht
zuvergessen, das also zugleich im namen Christi
busse und vergebung der sünde geprediget werde.
5. Sorgfeltigkeit, die heiligen hochwirdigen
sacramente nicht anders als der herr Christus sie
verordnet und eingesetzet, ohne jenigerlei mensch-
lichen zusatz handlen und verreichen, das wir
nicht in diesem fal, so wenig als in allen andern
artickeln der schrift, gleich den baaliten, den
sacramentschwermern und allen andern rotten auf
beiden seiten hinken. Denn Jacobus der apostel
sagt: So jemands das ganze gesetz heit und
sündiget an einem, der ist ganz schüldig.
6. Andacht eines emsigen, feurigen, herz-
gründlichen gebets im geist und der warheit ohne
unterlas neben dem lehramte in stetiger ubung
gebraucht.
7. Gottseligkeit eines unstreflichen lebens
und unergerlichen wandels, 1. Timot. 3.
8. Gedult in allerlei trübsal, fürstehenden
creuze und mannichfeltiger gefehrligkeit, 2. Timot. 4.
1. Pet. 3.
9. Ernsthaftiger eiver, nicht alleine die beiden
groschen vom getreuen samariter, unsern lieben
herrn Christo uns vertrauet und der kirchen zu-
gebrauchen nachgelassen, sondern auch mit rath
und that ohne verletzung des gewissens und ohne
verseumnus unsers amts was ubrigs thun, und gott
zun ehren, so wol als unserm nechsten zu dienste
anwenden und ausrichten, wie der herr Christus
solchs zuverstehen gibt, da er spricht: Et siquid
supererogaveris, persolvam quando venero, da er

eigentlich redet von den operibus liberi spiritus
et ingenuae confessionis, qualia sunt omnium
piorum et praesertim Rahelis, Maccabeorum, Lau-
rentii et similium.
10. Einigkeit in der lehr, christlichen cere-
monien und gottseligem wandel, davon psalm. 133.
11. Freude des geistes und frölich gewissen,
davon der apostel Philip. 4.: Freuet euch in dem
herrn alwege, und abermal sage ich euch, freuet
euch, euer lindigkeit lasset kunt sein allen menschen.
Und Esaias spricht: Ich freue mich im herrn und
meine seele ist frölich in meinem gott. Und
psalm. 73.: Wenn ich nur dich habe, so frage
ich nichts nach himel und erden. Denn dis
heilig amt wil mit einem freidigen, freiwilligen,
unverschrockenen geiste, der es wagen darf, ge-
preiset sein.
12. Bestendigkeit in der lehr und in einem
gottseligen leben, 2. Timot. 4., sich selbst zu-
verleugnen und dem herrn Christo nachzufolgen,
Lucae 9. cap.
Dis seind die fürnemlichen rechten ornamenta
ministerii apostolici, dahin der liebe sanct Paulus
gesehen, da er spricht: So lang ich der heiden
apostel oder lehrer bin, wil ich mein amt preisen.
Und in der 1. Cor. 4.: Dafür halte uns jeder-
man, nemlich für Christus diener und haushalter
uber gottes geheimnus. Nun suchet man nicht
mehr an den haushaltern, denn das sie treu
erfunden werden. Wolte gott, das es alle pre-
diger und kirchendiener, desgleichen alle christen
bedechten. Zu welcherm ende, das es desto
fleissiger betrachtet werden müge, ist dieser herr-
licher spruch des lieben apostels auch weitleuftiger,
unterscheidlicher und klerlicher verhandelt und
jedermenniglich am ende dieser kirchenordnung
zum beseklus als in einer tafeln für augen ge-
bildet, der tröstlichen zuversicht, ein jeder frommer
christ werde sich allen angewandten, treuherzigen
fleis und wolmeinenden rath, dankbarlich gefallen
lassen und von denen, die es treulich meinen,
zum besten aufnemen.
IIII.
Zum letzsten erinnert sich der apostel der
entlichen ursachen, zu welchem ende das theure,
heilwertige und gnadenreiche apostolisches amt
müsse gepreiset werden, nemlich die seinen zu
eiver reizen und ihrer viel selig machen, wie er
ferner im elften zun Römern anzeigt. Von solchem
eiver redet der 69. psalm: Zelus domus tuae
comedit me.
Würde aber jemand uber solche treue und
vielfeltige vermahnung wider sein gebür und amt
im rochlosen, wilden, strafbarn leben, unzucht,
schanden lastern und verbotenen handlungen ohne
aufhören sich finden lassen, und demselben seiner
 
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