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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0245
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Kirchenordnung von 1567.

229

den pauren bevehlen und auferlegen, das sie nach
vier wochen den kirchhof mit plankwerk oder
mauren befrieden, und welche zu weit umfangen,
enger einziehen und die eingenge auf dem kirch-
hof ausgraben und gitter daruber legen, das aller-
ding kein viehe darauf kommen kan, und sollen
die visitatorn den amtleuten bevehlen, das sie
darauf gute achtung geben, damit solches von
pauren geschehe und nicht nachpleibe, bei poen
der pfandung, die sie so offte von ihnen nehmen
und in unsern frommen wenden sollen, als sie
straflich befunden werden. Es sollen in jedem
dorfe, da kirchen sein, die rechenschaft von den
kirchgeschworen durch unsere kuchmeistern, wen
sie die pacht von unsern pauren einnehmen und
vleissig achtung darauf geben werden, das die
kirchen in wesentlichen gebeu erhalten und das
gelt von allen, die der kirchen heuptstuhle oder
andere guter gebrauchen, alle jhar entrichtet werde.
Wan die pfarren als in einem amt visitirt
seind, soll unsern voigten und kuchmeistern ein
klar verzeichnuss jedes kirchern und küsters im
amt verordenten besoldung zugestellt werden, da
die kirchern und küster, wo sie das ihre nicht
bekommen können, hulfe suchen und derselben
von unsern amtleuten auch gewertig sein sollen.
Darnach sollen sie gegen Fridland, Woldegk,
Broda, Wantzke, Strelitz, Fürstenberg, Wesen-
berg und Mirow sich begeben und gleichergestalt
allenthalben die kirchen und gottesheuser visitiren
und besuchen.
Nachdem wir dan dieser zeit in ehesachen und
andern geistlichen hendelen, wo irrung der geist-
lichen gueter sachen oder kirchen halben vorfallen,
keine richtern verordenet, als haben wir unsern
visitatorn bevehlig gethaen, in ehesachen vormuge
der urtheil am consistorio zu Wittenberg ge-
sprochen, fort zu fahren und abscheit zu geben,
und in den sachen, belangent das jus patronatus
zwischen den parten, auch betreffend die kirchen-
gueter, ordentlicher weise zu produciren, nicht
allein nach briefen und siegeln, matriculn , alten
registern, sondern sie sollen auch macht haben,
die vom adel, burger und pauren vor sich zu
erfurdern, sie zuvoreiden oder bei den pflichten,
damit sie uns verwandt sein, zu fragen, und sich

der warheit bei ihnen zu erkunden, und darauf
die sachen nach recht und billigkeit zuvorab-
scheiden.
Als sich dan auch oft zutraget, das man bei
der kirchen gute briefe und siegel findet, auf
gewisse pechte und guter lautende, und das dar-
kegen von den besitzern der guter furgewendet
wirt, das sie die guter quidt und frei vermuge
ihrer briefe und siegel gekauft haben. In dem
fall sollen unsern visitatorn, wo die besitzer der
guter dieselben guter uber 40 jhar nicht gering
besessen, die guter mit aller aufgehobenen
nutzungen der kirchen wiederum zuzustellen be-
vehlen, daruber auch unserer voigte hulfe an-
rufen, und soll der keufer sich seines schadens
zu erholen, an den verkaufern geweiset werden.
Wan aber vierzig jhar nach dem kaufe verflossen
weren, so soll der besitzer, der die guter gerugig
und unvorhindert, auch ohne alle ansprache, uber
40 jhar ingehabt und besessen, ungeachtet der
brief und siegel, so die kirche daruber hat, un-
gehindert behalten, und soll diesfals die vorjarung
stadt haben.
Wo aber die kirche gute briefe und siegel
oder sonsten durch matrikel, alte register oder
zeugen bestendigen beweiss hat, und die besitzer
sagen, sie haben die pechte in zehen, 20, 30, 40
oder funfzig jharen nicht ausgeben, auf dem fall,
ob sie schon die guter nicht erkauft, sondern
dieselben von ihren eltern oder freunden auch
ererbet, soll die vorjharung der kirchen ganz und
gar nicht schaden, es were dan sache, dass die
besitzern bestendiglich beweisen wolten und konten,
das die pechte oder guter bei menschen gedenken
bei der kirchen nie gewest weren. Alsdan, wo
sie solches genugsam und bescheidentlich be-
weisen, sollen der kirchen schaden, und der be-
sitzer los gesprochen werden.
Die ausrichtung soll den herrn visitatorn auf
gleichen unkosten von unsern clostern und emtern
geschehen, auch soll ihnen von allen emtern,
clostern und stetten notturftige fuhre verschaffet
werden.
Die vom adel konnen leicht nach gelegenheit
der stete und emter, darein visitirt wirt, dazu
geordenet werden.

34. Articul und ordenunge, wie es mit bestellung der kirchen, visitation und andern im fürstenthum
Meckelburg solle gehalten werden. Güstrow, d. 11. Jul. anno 1567.
[Aus dem St.-A. Schwerin, Visitatio Stift Schwerin, vol. I (1567). Vgl. oben S. 142.]
Unsere genedige fursten und herren, die her- der kirchendiener betreffend achtet i. f. g., die
zogen zu Megkelnburg etc. haben der herrn super- patronen werden sich ihr recht aller dinge nicht
attendenten und theologen supplication erwogen wollen entziehen lassen, daraus dan sorgliche
und nach gehabtem radt sich volgender under- weiterunge zu befahren. Darum es fuglicher sein
schiedlicher artikel darauf entschlossen. mochte, wen sich ein pfaramt vorledigte, das die
I. Anfenglichen und zum ersten die vocatio patronen einen oder mehr, welchen sie zum pfar-
 
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