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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0486
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470

Das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln.

der döpe, und wo de schrifft de wedderdöpe vor-
baden hefft, und alse denne dem kinde einen
namen insetten, und heven lude an tho seggende
den geloven unde dat vader unse mit der jegen-
werdigen gemeene, dat evangelium St. Marci, darna
segge he thom kinde: De here behöde dinen in-
gangk und uthganck, und lese dat gebedt omni-
potens deus dudesch. Wen averst dat kindt nicht
gedofft iss, edder so men nicht eegendtlich weth,
effte idt gedofft si edder nicht, alse dat woll kamen
kan, denn de twieffelhafftige döpe hefft in der christ-
licken versamlinge neuen platz, so schall de prester
dat kindt döpen na uthwisinge des döpe-bokes,
dat doctor Martinus Lutherus gemaket hefft, lehredt
und underrichtet.
Van dem ehelicken stande, wo men de
lüde tho hope geven schall.
De ehestandt geidt den deeneren des wordes
nicht wieder an, den so veel alse bedript dat tho
hope gevent und de erringe der conscientien;
dat ander overst, wat mehr hierin vorfallen kan,
alse ehelüde van ein ander tho scheidende, edder
twistige saken tho ordelende, höret der avericheit
mit rade der visitatoren tho richtende mit richtes-
handel.
Idt schölen averst neue personen thosamen
gegeven werden, iegen de vorbaden lede und
grad.
Im ehestande is dat drudde lidt an beiden
parten verbaden. Idt fordere denn de grote noth,
dat de eine si im drudden, de ander im veerden
lede, averst nenerlei wise im drüdden an beiden
siden.
De personen, de sick hemelick vortruven,
ahne rath und willen der oldern edder vörmünder,
edder negesten fründe, scholen nicht im ehestande
tho hope gegeven werden.
De ock nicht einmahl up den sondagh, alse
achte dage tho vohrne, van dem predigstoell aff-
gekündigt werden, schölen tho der ehelicken tho-
samengifft nicht gestadet werden.
Men schall ock bi nacht-tiden in den hüsern
heimlich nicht tho hope geven.
Einem jedern leien, he si wer he will, schall
bi der grötesten und högesten strafe tho copu-
leren vorbaden sin.
Dessgelicken ock allen costeren disses ort
landes. Und geböhret also allene den pastoren
und praedicanten.
Ock schall men allene in der kercken und
nicht in den hüsern thosamen geven.
Ferner und lestlich is bi der högesten strafe
vorbaden, dat nemandt uth sinem kerspell in ein
ander kerspell gahe und sick aldar thosamen
geven late. Noch vel höger is verbaden, dat

nemandt umme de copulation in ein ander landt
lope.
Bi denen neen feil gefunden wert, de schal
men thosamen geven na gewahntlicker wise, in
jegenwart und biwesent der lüde in der kerken,
und na der wise, alse doctor Martinus Lutherus
in dem kleinen catechismo geschreven hefft.
Wo men de krancken besöcken schall.
Dith stücke höret besünder dem pastorn und
praedicanten tho, wente sülcken lüden is dat evan-
gelium tho predigende, tho straffende, tho lehrende
und tho tröstende befahlen.
De predigers schölen dem volcke stedes vor-
mahnen , dat se tho eren krancken de predigers
tho förderen, nicht trag edder vorsumig sin, ock
darmit nicht vorbeiden wente tho der latesten
stunde und ütersten noth, bet de krancke dat
verstandt verlohren hefft.
Wen nun de prediger thom kranken kümbt
und ehn berichten will, so schall he insunderheit
anmercken, wo sick de krancke jegen gades wort
bi sinem levende und gesunden dagen geschicket
und verhohlen hefft, darna wo idt mit ehme in
der kranckheit gelegen is.
Darup schall de prediger ferner mit hellen
klaren spröcken der hilligen schrift klärlich be-
wisen, dat wi alle sünders sindt, und allene
dorch den geloven in Jesum Christum vorgevinge
der stunden entfangen, unde den kranken sines
gelovens wieder undertasten unde befragen, na
siner gelegenheit sindt levendt merken und em
fragen.
Und alse den mit vormahnen und lehren ehn
den kranken bereiden dat hillige sacrament tho
entfangende. Midlerwile schal men den disch
decken, und ein brennendt licht darup setten,
ock dat brot und den kelck mit dem wine. Deine
folgendes schall he anheven mit luder stemme tho

seggende den geloven und dat Vader unse, darna
de worde des avendtmahls: Unse here Jesus
Christus etc., und geve den den kranken den
licham Christi. Des gelicken nam he ock den
kelck etc., und reke ehm alsdenn den kelck, dat
blot unsers heren.
Hierbi1) is tho merken, dat de prester thor
werdicheit des hilligen sacraments woll ein ehrlich
witt röcklin, dar men idt hefft, antehen mach.
Thom lasten schall de prester den kranken
flitig underwisen van der döpe, vam geloven,
vam crütze und insunderheit thor gedult, dat uns
gott der here nicht der meninge dat crütze

1) Hier macht unsere Handschrift den Vermerk:
„Nb. ist gefallen“, die Handschr. VIII, 62 hat den Ab-
satz überhaupt nicht.
 
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