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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0504
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488

Hamburg mit Landgebiet.

wie sie selbst in der Einleitung hervorhebt, die erste schriftliche Ordnung. Als Quelle wird
die Hamburger Ordnung angegeben. Aber man ist ihr nirgends wörtlich gefolgt, sondern hat
die Ordnung frei für die Landverhältnisse gestaltet. So hat man z. B. die Taufformel, die in
der Hamburger Ordnung fehlt, vollständig aufgenommen. So erklären sich die langen Aus-
führungen über die Bedeutung der Ceremonien in der Einleitung und in dem Abschnitte der
Ordnung, in welchem die Einförmigkeit in den Kirchen zu Altenwalde und Steinmarne als
wünschenswert betont wird.
Wir drucken diese Ordnung zum ersten Male vollständig ab (Nr. 81).

78. Kirchenordnung für Hamburg von 1529.
[Nach dem Drucke von Bertheau. Hamburg 1885.]

Johannes Bugenhagen Pomer.
Gebenediet si godt unde de vader unses heren
Jesu Christi, de vader aller barmeherticheit unde
godt alles trostes, de uns tröstet in aller unser
dröfnisse, dat wi trösten könen, de dar sint
in allerleie dröfnisse, mit dem troste, dar wi
mede getröstet werden van gade. Wente gelick
alse des lidendes Christi vele aver uns kümpt,
so kümpt ock vele trostes aver uns dorch
Christum.
Ick bin lustich, gade gedanket, mit solken
wörden Pauli, desse rede antovangende. Wente
wi befinden idt ock so, wowol de werlt dat nicht
merket, worumme scholde wi denn ock nicht
gelick bekennen unde danken?
In desser guden Stadt Hamborch sint bi
dessen tiden etlike stücke gehandelt, tüschen dem
erbarn rade unde den börgern dat gemeine beste
in tidtliken dingen unde wertliken saken an-
drepende, in welken se mank einander, dorch
gades gnade, tom letsten sick ock gütlick unde
früntlick, mit aller gebörlicheit van beiden siden
hebben vordragen. Van welken mi nicht meer bewust
is, wen dat ick ut aller berichtinge stedes vor-
merket hebbe, unde ock noch nicht anders höre,
dat allewege wat gödtlick, billick, recht unde
redelick, tho nutte unde frede desser stadt nu unde
in tokamenden tiden gehandelt is.
Ick hebbe överst in der tidt miner beropinge,
to rechten tiden, na minem vorstande, mit gades
worde, ock minen deenst tho solkem wertlickem
doch gödtlikem handele gedan, truwelick vam
predickstole geleret unde vornamet, de wile wi
nicht türken edder heiden schölen sin, wo alle
stende vam högesten bet tom neddersten mögen
in erem wesende mit guder conscientie vor gade
handelen. Int erste, wo me der övericheit gebarn
edder gekaren gehorsam schal sin negest gade in
allen dingen, mit denste, schotte, früchte unde
eere. Tom andern, wo de övericheit vor alle er-
kennen schal unde in allen saken anseen godt vor
einen över heren, unde richten unde regeren, dat

de bösen gestrafet werden unde de framen be-
schermet, to nutte unde frede der lande unde
stede. Tom drüdden, wo recht unde richte unde
ordele mit allen personen, de me dar to bruken
mot unde mit aller früntschop beider parte ge-
schicket schölen sin. Tom veerden, dat christene
lüde sick des rechte ghandes vor ere persone und
nütticheit gerne entholden, unde ere früntschop
unde vorwanten ock gerne tho frede unde frünt-
likem vordrage vormanen, dat se also achten frede
unde früntschop vor sick unde ere kindere, beter
wenn etlike gülden, de se in früntschop nalaten,
edder ok de gantze sake, umme Christus willen.
Wo wol frame richtere solken schaden to donde
den motwilligen frevelers nicht schölen staden,
wenn se id to wetende krigen, unde de naber-
schop edder andere sint schüldich solck unrecht
dem richter edder rade antoseggende, den un-
schüldigen to beschermende dorch ordentlike richte.
Tom vöfften, wo me mit tidtlikem gude handelen
mach etc.
Solken denst hebbe ick dorch Christum, mit
gades worde, vlitich gedan, to den wertliken saken,
de hir gehandelt sint, dat ick so mochte tom
frede vormanen, dat nicht wat unrechtes vor gade
edder wat unbillikes vor der werlt mochte vor
genamen werden. Dar ock godt velen framen
herten vorstandt to gaff, solckes to begerende unde
to radende. Vörder hefft sick min ampt in den
wertliken saken nicht gestrecket.
Overst van der saken des hilligen evangelii
unses heren Jesu Christi, welke de selen salicheit
unde dat ewige levent andrept, segge ick also.
Got si gelavet dorch Jesum Christum unsen heren,
dat hir van anfange bet to der vordraginge nichtes
begeret is anders, wenn dat me hir mochte fri
predigen dat reine wort unde dat lutter evangelion
Christi, welck mit aller hilligen scrifft, wo wol
tovörn vorhanden, was doch mit minschen leren
unde missloven der mennigerleie (dorch minschen
utgedachte) rechticheit so verdunkert unde un-
bekandt, dat de minschen nicht wusten, wat se
löveden, unde de prediger wusten nicht, wat se
 
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